Mundtot nodrm
geschminkte Wange. »Du musst mir versprechen, dass wir einmal am Tag telefonieren.«
Sie lächelte. »Du musst dann halt damit rechnen, dass ich dich aus dem Schlaf reiße.«
»Du darfst anrufen, wann du willst«, flüsterte er und strich ihr mit einer Hand über die makellose Haut ihrer Oberschenkel.
»Pass aber bitte auf dich auf«, erwiderte sie und schloss die Augen. »Australien ist voller heimtückischer Gefahren. Giftige Spinnen, giftige Schlangen.«
Er überlegte, wie sie dies meinte und inwieweit sich ihre Bemerkung tatsächlich auf derlei Getier bezog.
»Sag mal«, wechselte sie, für Bleibach unerwartet, das Thema und sah ihm forschend in die hellblauen Augen. »Dieser Typ, den du da besuchen willst, war der auch in Tübingen, damals, als die Sache mit der Malinowska war?«
Bleibach fühlte sich wie vom Donner gerührt. Die prickelnd-erotische Atmosphäre war von einer Sekunde auf die andere verflogen. Er nahm den Arm von ihrer Schulter und erwiderte ihren fragenden Blick: »Wie kommst du denn darauf? Wer sagt so etwas?«
75
Häberle hatte sich von Konarek eine Erklärung darüber erhofft, weshalb Seifried mit seinem Sattelzug zum Nahkampf-Trainingsraum gefahren war. »Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen«, versicherte jedoch der Mann, der eine schwarze Jacke mit seinem Namensschild trug. »Ich finde das ziemlich ungeil«, ergänzte er mit jenem Ausdruck, den er gerne benutzte. »Woher soll ich wissen, ob Jens hier war – und vor allem, womit er gefahren ist?«
Häberle hatte wieder auf einem dieser unbequemen Holzstühle Platz genommen, die seinem Gewicht kaum standhielten. »Sie würden mir aber bereits weiterhelfen, wenn Sie mir sagen könnten, welche Aufgabe Herr Seifried innehatte.«
Konarek entfernte sich ein paar Schritte von der Wand, an der er gelehnt war, hüpfte aus dem Stand lässig hoch und landete mit dem Gesäß auf einem verschrammten Tisch. »Von Herrn Seifried weiß ich nicht mehr, als dass er einer meiner Kunden war. Zusammen mit Andy Ollerich hat er auch mal an einem Wochenend-Survival-Kurs teilgenommen.«
»Gehörten denn er und Andy Ollerich auch zu den Personenschützern Bleibachs, die Sie ausbilden?« Häberle behielt sein Gegenüber fest im Auge.
»Nein, ganz bestimmt nicht, Herr Häberle. Herr Seifried – und im übrigen auch sein Sohn Boris – hatten damit nichts zu tun. Und Herr Ollerich hat erst vor Kurzem zu uns gefunden. Ich hab erst später erfahren, dass er der Bruder von Enduro ist.«
»Mit dem zusammen Sie für Herrn Bleibach tätig sind«, ergänzte Häberle.
»Ja, aber das ist kein Geheimnis.« Konarek wurde misstrauisch. »Oder glauben Sie etwa, jemand von hier hätte etwas mit Seifrieds Tod zu tun?«
»Ersparen Sie mir eine Antwort«, antwortete Häberle ehrlich. »Ich bin nur bemüht, möglichen Schaden von anderen abzuwehren.«
»Schaden? Wie darf ich das verstehen?«, wurde Konarek unsicherer.
»Bei meinem letzten Besuch sagten Sie doch selbst, Sie hielten bei Ihrer Kundschaft alles für möglich. Oder erinnere ich mich ungenau?«
»Nein, natürlich nicht. Und verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber ich bin für das, wozu meine Kundschaft das Erlernte anwendet, nicht verantwortlich.« Er wippte mit den Beinen.
»So will ich dies auch nicht verstanden wissen«, erklärte Häberle rasch. »Es gibt allerdings inzwischen einige dubiose Vorkommnisse. Herr Seifried wurde auf dem Autobahn-Rastplatz Leipheim niedergeschlagen – und kürzlich auch Enduro Ollerich auf einem Parkplatz bei Hohenstaufen. Beide wollen keine Erklärung dafür gehabt haben. Zumindest Herr Seifried jedoch hätte sich als Nahkampf-Schüler wehren können.«
»Und was schließen Sie daraus?« Konarek gab sich betont gelassen.
»Vorläufig nichts. Nur noch eine Frage: Herr Seifried junior, dieser Boris, ist also auch Ihr Kunde?«
»Ja, wie gesagt. Boris ist talentiert. Nur schade, dass er auf dem Bau malochen muss und manchmal ziemlich abgeschlafft ist, wenn er hierher kommt. Der Kerl hätte das Zeug zum Intellektuellen. Musisch begabt, der Junge. Aber Jens hat gemeint, ein junger Kerl muss heute zuerst einen anständigen Beruf erlernen und nicht nur ›durchstudieren‹. Ja, er hat ›durchstudieren‹ gesagt. Damit meinte er wohl, dass Boris zunächst mal eine fundierte Berufsausbildung absolvieren sollte, um zu sehen, wie es in der Arbeitswelt zugehe.«
»So, wie Sie dies erzählen, scheint Boris ganz anderer Meinung zu sein.«
»Und ob, Herr
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