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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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glatte Stirn wie ein Schulmädchen, das schuldbewusst einen Fehler eingestand.
    Linkohr saß jetzt aufrecht und spürte, wie ihn seine innere Stimme warnte. »Ich glaube, wir sollten einiges miteinander bereden.«
    »Och«, zeigte sie sich enttäuscht und legte einen Arm um seine Schulter. »Ich dachte, du bist keiner von denen, die nur quatschen wollen. Wer soll uns denn daran hindern, Spaß miteinander zu haben? So, wie du das geschrieben hast. Ich hab mich darauf eingestellt, Mike.«
    In Linkohr kämpften im Bruchteil einer Sekunde Vernunft, Erotik und Abenteuerlust miteinander. Sein Innerstes gab sich der Erotik und Abenteuerlust geschlagen. Er hatte schließlich Urlaub.

85
     
    Häberle wärmte sich die eiskalten Finger an einer Tasse Kaffee. »Im Mordfall Seifried verfolgen die Geislinger Kollegen inzwischen eine neue Spur«, erklärte er, während sich Linkohr den hölzernen Besucherstuhl an seinen Schreibtisch zog und sich setzte. Der junge Kriminalist fühlte sich nach diesem Urlaubstag matt und unausgeschlafen. Er hatte gleich frühmorgens Joanna angerufen, doch sie war seltsam kühl gewesen. Einen Grund für diesen plötzlichen Stimmungswandel konnte er sich nicht erklären – außer, dass sich Joanna in diesem Fall kaum von seinen Verflossenen unterschied. Natürlich war Joanna zu alt für ihn, versuchte er sich einzureden und damit über die Situation hinwegzutrösten. Aber nie zuvor hatte er so hemmungslos erleben dürfen, was Joanna ihm geboten hatte.
    Häberle bemerkte, dass Linkohrs Gedanken abgeschweift waren. »Die Kollegen meinen«, fuhr er ruhig fort, »dass Seifried möglicherweise eine Geliebte im Schützenverein hatte. Sie wollen jetzt alle Waffen dort überprüfen.«
    »Wie?«, wurde Linkohr hellhörig, »die Geliebte aus dem Schützenverein knallt ihren Liebhaber ab? Klingt das nicht ein bisschen weit hergeholt?«
    »Finde ich persönlich auch, um ehrlich zu sein. Die Hysterie um Schützenvereine – das wissen Sie so gut wie ich – kommt sofort in Gang, wenn ein Mitglied in ein Tötungsdelikt verwickelt ist.«
    Linkohr nickte. »Ich kann zwar nicht so recht nachvollziehen, warum Schießen ein Sport sein soll, aber das ist meine rein persönliche Meinung.«
    »Wer die kriminelle Energie in sich trägt, jemanden umbringen zu wollen, wird immer Mittel und Wege finden, sich eine adäquate Waffe zu besorgen. In den seltensten Fällen wird jemand mit einer legalen Schusswaffe erschossen. Und Amokläufer, falls Sie darauf anspielen, greifen ohnehin nach allem, was sie gerade kriegen können. Deshalb ist es natürlich okay, wenn die Aufbewahrungspflicht von Sportwaffen verschärft wird.«
    »Ein Reizthema«, nickte Linkohr, »aber das wird immer dann neu aufgekocht, wenn was passiert ist.«
    »Wie immer halt in dieser Republik«, seufzte Häberle. »Gucken Sie sich doch um, was derzeit wieder läuft. Die Medien stürzen sich seit Wochen auf diese Geschichte auf der Gorch Fock und unser schöner, gegelter Verteidigungsminister laviert sich geschickt aus der Affäre, sofern es überhaupt eine ist.«
    Linkohr wollte gerade etwas sagen, als, ohne dass sie ein Klopfen vernahmen, die Tür geöffnet wurde. Vor ihnen stand der korrekt uniformierte Polizeidirektor. »Ich hab da was gekriegt«, sagte er mit finsterer Miene und hielt einen Speicherstick und ein Stück Papier in die Höhe. Er ließ die Tür hinter sich zufallen.
    »Vor einer Stunde im Briefkasten gewesen. Anonym. Hier«, mürrisch legte er Häberle das Papier auf den Schreibtisch, ohne Linkohr eines Blickes zu würdigen.
    Der Chefermittler las: ›Das wird Sie interessieren. So ermittelt Ihr Mitarbeiter Mike Linkohr.‹
    Der Jungkriminalist, der einen neugierigen Blick über Häberles Schulter geworfen hatte, konnte seinen Namen entziffern und erschrak.
    Baldachin wartete, bis Häberle die zwei Sätze gelesen hatte, und deutete auf den USB-Stick: »Ich bin fassungslos. Sie glauben nicht, was da drauf ist.«
    Linkohrs Blutdruck schoss schlagartig in die Höhe. Also doch, dröhnte es in seinem Kopf.

87
     
    Linkohr war kreidebleich geworden. Häberle und Baldachin starrten auf den Computerbildschirm, auf dem ein Videofilm samt Ton lief, der sich als Einziges auf dem Speicherstick befand.
    »Du bist einfach irre.« Es war eindeutig Linkohrs Stimme. Und obwohl die Lichtverhältnisse am Aufnahmeort keine allzu gute Filmqualität ermöglicht hatten, bestand für Häberle kein Zweifel: Bei dem Mann, der sich auf dem Sofa, halb sitzend, halb

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