Murray, Paul
wenn Patsy und ich in
Amaurot allein in der Bibliothek waren - auf dem Kaminsims brannte demütig
eine Kerze, scheinbar unausweichlich näherten wir uns dem Augenblick der
ekstatischen Vereinigung -, klingelte es an der Haustür, Patsy sprang vom
Billardtisch auf und sagte, als hätten wir gerade eine langweilige Partie Scrabble
gespielt: »Ah, das ist sicher Hoyland.« Und dann stand er da, ein Spiegelbild
meiner selbst mit seinem freudlos verzerrten Gesicht und seinen nervös
umherblickenden Augen. »Hallo, Hythers, hab mir gedacht, ich schau mal eben
vorbei...«
»Ha, ha,
alter Junge, schön dich zu sehen, irgendwas zu trinken?«
Es dauerte
nicht lange, und mein Hass auf Hoyland hatte meine Liebe zu Patsy völlig
verdrängt. Jede Stunde, die wir getrennt waren, quälte mich die Vorstellung,
dass die beiden zusammen waren. Und wenn wir zusammen waren, schwankte ich hin
und her zwischen verzweifelten Versuchen, sie zu beeindrucken, und ebenso
verzweifelten Versuchen, ihre wahren Gefühle zu ergründen. Ich verbrachte
Stunden damit, jedes zarte Schniefen, jedes zweideutige Hüsteln, die Bedeutung
jeder auch nur halb gelupften Augenbraue zu entschlüsseln. Patsy hatte
natürlich gar keine wahren Gefühle. Oder wenn sie welche hatte, dann hatten sie
nichts mit uns beiden zu tun. Aber selbst wenn mir das klar gewesen wäre, hätte
es kaum einen Unterschied gemacht. Wichtiger als alles andere war jetzt, dass
ich meinem früheren Freund die Tour vermasselte.
Schließlich,
so gegen Ende April, spitzte sich die Lage zu. Patsy reiste wegen einer
Semesterarbeit über Raffael und seine Kurtisanen für ein paar Wochen nach Rom.
Ich hatte eine Abschiedsparty auf die Beine gestellt und Hoyland mit seinem
Versuch einer Konkurrenzparty dadurch ausgestochen, dass ich Patsys Lieblingsjazztrio
aus Dublin engagiert hatte. Eine Soiree allererster Güte - hat man mir später
zumindest erzählt. Eine drückend schwüle Nacht, der ein silberner Vollmond
präsidierte. Alle Arten von trunkenheitsbedingten Vergnügungen fanden auf dem
Rasen statt, inklusive eines Striptease (angeblich!) von Bels alter Schulfreundin
Bunty Chopin, die sich erst zufrieden gab, als sie nur noch ein paar
Pfauenfedern in der Hand hielt.
Hoyland
und mir waren die Feierlichkeiten egal. Wir saßen die ganze Nacht in unseren
Sesseln, die in gegenüberliegenden Ecken des Musikzimmers standen, starrten uns
hasserfüllt an und standen nur auf, um Whisky nachzuschenken. Hin und wieder
riss Patsy sich von dem im Garten aufspielenden Trio los, schwirrte herein und
drapierte sich über einen von uns eigens in der Absicht, den Undrapierten im
gegenüberliegenden Sessel in Rage zu versetzen, was unweigerlich gelang.
Um vier
Uhr erreichten Hoyland und ich zeitgleich die Anrichte, auf der die Karaffe
mit dem Whisky stand, und mussten feststellen, dass es nur noch für ein Glas
reichen würde. Wir schauten uns an. Die Festgesellschaft - die Stimmen, die auftrumpfende
Trompete, das Johlen vom Rasen - schien nicht mehr zu existieren. Es gab nur
noch uns beide - festgefahren.
»Bedien
dich«, sagte ich.
»Nein,
nein, nimm du«, erwiderte er.
»Mein
lieber Freund, du bist der Gast.«
»Ist schon
okay, ehrlich, ich hatte sowieso genug.«
»Ach ja,
wirklich?
»Ja,
absolut.«
»Nun ja,
in dem Fall, ich auch.«
»Tja, in dem
Fall würde mich interessieren, was du jetzt zu tun gedenkst.«
»Ich ...
äh...« Der Ball lag in meinem Feld, aber mir fiel absolut nichts ein. Der
Whisky hatte mein Hirn in einen Heißluftofen verwandelt. Das Geflüster um mich
herum hörte sich an wie knisterndes Kaminfeuer. In diesem Augenblick kam Patsy
- »Sophisticated Lady« flötend - durch die Halle auf uns zu, und gleichzeitig
fiel mir auf, wie der Zufall so spielt, dass eins der Mädchen seine Handschuhe
auf dem Klavier hatte liegen lassen. Ich schnappte mir einen davon und warf ihn
Hoyland vor die Füße. Der Raum hielt den Atem an. »Ich fordere dich zum Duell,
das tue ich«, sagte ich.
Hoyland
schaute verdutzt. »Wirklich?«, sagte er.
»Nun
ja...«, sagte ich unsicher. In dieser Sekunde kam Patsy herein und fragte ein
Mädchen, was los sei. »Charles wollte, dass Hoyland sich den letzten Whisky
nimmt, aber Hoyland wollte, dass Charles ihn nimmt, also hat Charles Hoyland
zum Duell gefordert«, sagte das Mädchen.
»Oh«,
sagte Patsy. Sie schien beeindruckt zu sein.
»Ja«,
sagte ich zu Hoyland.
»Gut«,
sagte Hoyland. Er hatte Zeit genug gehabt, sich wieder zu fassen, und
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