Murray, Paul
da
und drehte eine Pfauenfeder zwischen ihren Fingern.
»Das ist
doch lächerlich«, sagte ich und drehte mich um, worauf Hoyland augenblicklich
anfing, in der Gegend herumzuhüpfen, und brüllte, dass ich das Duell wegen
Nichtantretens verloren habe und er der Sieger sei.
»Sei nicht
albern«, sagte ich. »Ich such jetzt Pongo, so kann man doch kein Duell
durchziehen.« Ich warf meine Pistole unter den Apfelbaum und ging Richtung
Haus. Hoyland taperte hinter mir her.
Pongo war
weder in der Küche noch im Speisezimmer. Hoyland schaute dann in die
Bibliothek und ich in den Salon - nichts. Er entpuppte sich weder als einer der
schlummernden Körper im Musikzimmer, noch fand er sich unter den Mesalliancen,
die sich in den Schlafzimmern tummelten.
»Als wenn
er abgehauen wäre«, sagte Hoyland.
»Sehr
merkwürdig«, sagte ich.
»Ich
meine, seine Arbeit hat er bis dahin doch sehr gut gemacht, oder?«, sagte Hoyland.
Und dann,
gerade als wir unsere Suche abblasen wollten, da fanden wir ihn. Fast völlig
zugedeckt von mehreren Mantelschichten, lehnte er an der Rückwand des
Garderobenraums. Sein Gesicht war zu einer sehenswerten Maske erstarrt, die
sowohl Befremden wie auch Verzückung ausdrückte. In seiner Hand klemmte ein
triumphal wirkender Brandy. Wir fragten, was zum Teufel hier vorginge, und er
berichtete mit stockender, fiepsender Stimme, dass er gerade von Patsy Ole
fellationiert worden sei.
Hinter mir
hörte ich Hoylands Pistole auf den Boden aufschlagen.
»Was?«,
wisperte ich.
»Ich
wollte bloß meinen Hut holen«, sagte Pongo.
»Und ...
und...«, stammelte Hoyland. »Und wo ist sie jetzt?«
»Weg«,
sagte Pongo.
»Weg?«
»Ihr
Flugzeug nach Rom geht in einer halben Stunde«, sagte er verträumt. »Das Taxi
hat schon gewartet.«
»Das
gibt's nicht«, sagte ich und ignorierte die Giftstoffe, die in meinem Magen
einen danse macabre vollführten. »Du willst mir
weismachen, dass ... dass du hier drin warst und nur was holen wolltest, und
dann ist sie einfach reingeplatzt und hat dir einen...« Ich sprach nicht
weiter, allein der Gedanke war schon grässlich genug.
»Ja«,
sagte Pongo. »Im Wesentlichen war's so. Dann hat sie ihren Mantel genommen und
ist gegangen.« Gedankenvoll trank er einen Schluck Brandy. »Ein Klasseweib«,
sagte er.
Von
Hoyland vernahm ich ein dumpfes Stöhnen. Gebeugt wie alte Männer standen wir
beide da.
»Und was
ist mit uns?«, hörte ich ihn kraftlos krächzen. »Hat sie nichts über uns
gesagt?«
Pongo
dachte darüber nach. »Ja, richtig, sie hat noch was gesagt ... Salute!«. Dann hob
er das Glas und wünschte uns was.
Neun
ich betrachtete das zufällige treffen mit Hoyland als Warnung der Götter und versuchte es an jenem Tag mit
keiner weiteren Agentur mehr. Der Regen hatte sich zur Sintflut ausgewachsen,
und als ich wieder in Bonetown war, befand sich meine Laune auf dem Tiefpunkt.
Und die besserte sich auch nicht dadurch, dass ich von der Bushaltestelle bis
nach Hause ein Spießrutenlaufen durch die ortsansässige Jugend zu erdulden
hatte, die anscheinend irgendeine Art wütenden Feldzug gestartet hatte.
Explosionen erleuchteten den Himmel, und die Straßen waren voller brüllender
Bälger, die Bauholz, Autoreifen und alle möglichen anderen brennbaren
Materialien zu einem Scheiterhaufen schleppten, der vor unserem Wohnblock in
die Höhe wuchs.
»Hallowee-heen«,
sagte Droyd, als ich ihn darauf ansprach.
»Sind noch
Wochen bis Hallowee-heen«, sagte ich säuerlich, während ich meinen Schal abnahm
und draußen auf eine Serie von metallischen Quietsch- und Ächzgeräuschen
Jubelgeschrei und dann ein kostspielig klingendes Krachen folgten. »Die machen
ja wohl nicht die ganze Nacht durch, oder? Ich nehme doch an, dass wenigstens ein paar von denen
Eltern zu Hause haben, die sich irgendwann mal fragen ...«
»Klar«,
sagte Droyd fröhlich, während er sich das Schlachtfest anschaute. »Aber an
Hallowee-heen starten die Jungs hier immer 'ne kleine Party. Hab ich Recht,
Frankie?«
»Klar«,
bestätigte Frank mit elender Stimme.
»Da, schau
raus, sind alle hier aus der Gegend«, sagte Droyd.
»Ich hab
gar nichts gegen Partys«, sagte ich. »Ich mag Partys, wie jeder andere Mensch
auch. Aber meinen Nerven bekommt das gar nicht, ich hab sowieso schon
Mordskopfschmerzen. Die Heroindealer, die führen nicht zufällig auch Aspirin
oder Paracetamol oder so was?«
»Ich
glaube, die haben nur Heroin, Charlie.«
»Mann,
Frankie, weißt du noch damals, als die
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