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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: An Evening of Long Goodbyes
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Feuerwehr da war, und wir haben die mit
Steinen bombardiert, und einen von den Ärschen hab ich voll mit 'ner Holzlatte
erwischt, weißt du noch, Frankie?«
    »Klar,
Droyd.«
    »Ihr habt
die Feuerwehr angegriffen?«, sagte ich ungläubig.
    »Wir
wollten uns bloß 'n bisschen amüsieren.« Draußen gingen zwei Raketen hoch, die
Droyd erst einen silbernen, dann einen rosa Streifen übers Gesicht jagten. »Ist
das zu viel verlangt? Wenn die uns einen verschissenen Tag in Ruhe lassen,
damit wir 'n bisschen einen draufmachen können, dann passiert keinem was.«
    »Bisschen
amüsieren«, wiederholte ich hämisch. »Da draußen sieht's aus wie in Bosnien.«
Im selben Augenblick verspürte ich einen Stich Heimweh nach Mrs P und dem
Kakao, den sie mir an regnerischen Tagen wie diesen immer machte ...
    »Frag
mich, ob sie dies Jahr auch kommen«, sagte Droyd und rieb sich die Hände.
    Schwer
seufzend stand Frank auf, ging zum Kühlschrank, nahm ein Sixpack Hobson's
heraus und verließ das Zimmer.
    »Was hat
er?«, fragte ich.
    »Die Kleine war da«, sagte Droyd
missbilligend. »Welche Kleine?«
    »Die ohne Titten«, führte er aus.
»Deine Schwester.«
    »Wirklich? Verdammt, warum hat er
mir nichts davon ... He!« Als ich ins Wohnzimmer stürmte, verschwand Frank
gerade im Bad und schob den Riegel vor. Ich hämmerte empört gegen die Tür.
»He!«
    »Besetzt.«
Die Stimme klang schwach.
    »Du hast
mir nicht gesagt, dass Bel da war.«
    »Ach ja,
stimmt.« Die Stimme hörte sich an, als erinnerte er sich nur dunkel. »Du sollst
sie anrufen.«
    »Warum
hast du mir das nicht schon früher gesagt? Was wollte sie hier?«
    »Äh ...
nichts«, sagte die gebrochene Stimme. »Hat ein paar Sachen zurückgebracht,
hatte ich ihr für das Stück geliehen. Ach ja, und dann wollte sie mir noch
sagen, dass Schluss ist mit uns.«
    »Sie ...
oh.« Stimmt, er war etwas still gewesen zuletzt.
    »Hatte mir
schon so was gedacht. Trotzdem, war nett, dass sie extra hergekommen ist, jetzt
weiß ich wenigstens, was Sache ist.«
    »Ja«,
sagte ich. Ein paar Sekunden verstrichen. Ratlos starrte ich die rissige weiße
Farbe auf der Tür an. »Du willst dich nicht... ich meine, du hast nicht die
Absicht...«
    »Ich,
Charlie? Ach was. Ich bin fit wie 'n Turnschuh.« Ich hörte, wie auf der anderen
Seite der Tür eine Dose aufgerissen wurde, dann Schluckgeräusche. Ich wollte
nicht weiter in ihn dringen und stahl mich davon.
    Bel war
derart überdreht, als sie den Hörer abnahm, dass ich mir sicher war, es musste
etwas passiert sein. Und als sie sagte, dass sie ganz aus dem Häuschen sei,
weil ich endlich anrief, war ich aufs Höchste alarmiert. »Bist du sicher, dass
es dir gut geht?«, fragte ich. »Und du bist nicht mit dem Kopf am Türpfosten
hängen geblieben oder so?«
    »Natürlich
nicht, ich will bloß mit dir reden, das ist alles. Oh, Charles, es ist etwas
Wundervolles passiert, das muss ich dir unbedingt erzählen ...«
    »Ach ja?«,
sagte ich scharf. Ich hatte gelernt, auf der Hut zu sein, wenn Bel mir etwas
Wundervolles ankündigte.
    »Ja, es
geht um Harry. Du erinnerst dich doch an Harry, oder?«
    »Natürlich.
Wie könnte ich den alten Harry vergessen? Er ist doch hoffentlich nicht von
einer Klippe gestürzt, oder ein Adler hat sich ihn gekrallt...«
    »Sei nicht
albern, nein, er hat ...« Sie holte tief Luft. »Er hat mir die Hauptrolle in
seinem Stück gegeben.«
    »Ach, hat
er? Schön, schön, gratuliere.«
    »Ich weiß
es erst seit gestern Abend. Ist das nicht toll?«
    »Absolut«,
sagte ich, obwohl ich mir nicht sicher war, ob sein Entschluss nicht genauso
einem krankhaftem Anfall geschuldet war wie das, was da vom anderen Ende der
Leitung an mein Ohr drang. »Aber hattest du nicht auch schon im letzten Stück
die Hauptrolle?«
    »Das war
was anderes, das hatte er für das ganze Ensemble geschrieben. Aber das neue ...
ich meine, er hat jahrelang daran gearbeitet, und gestern Abend hatten wir
dieses wahnsinnig tolle Gespräch, und danach hat er mir gesagt, dass er erst
jetzt begriffen habe, dass er es eigentlich für mich geschrieben
hat, fast so, als wär's ein Stück über mich, und erst
jetzt sei ihm aufgegangen ...«
    »Na
bravo«, sagte ich - ein Versuch, ein klein wenig Feuer zu zeigen. »Und was ist
mit Mirela, spielt sie auch mit?«
    »Ach,
Mirela«, sagte Bel ungeduldig. »Ich will jetzt nicht über Mirela sprechen.«
    »Aber sie
ist doch auch dabei, oder?«, sagte ich hoffnungsvoll drängend.
    »Ja, ja,
aber das ist doch jetzt

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