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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: An Evening of Long Goodbyes
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ist eine positive
Einstellung. Hat keinen Sinn, seinen Tod vorzutäuschen, wenn man nicht das
Beste draus machen will. Was ich meine, ist Folgendes: Sie müssen das als
Chance begreifen. Denken Sie nicht dran, dass Sie Ihre echte Identität
verlieren, stellen Sie sich vor, Sie tauschen eine alte gegen eine neue ein.
Wie viele Leute kommen schon in den Genuss von zwei Identitäten?« Er schaute
mich neugierig an.
    »Nicht
viele«, räumte ich ein.
    »Genau.
Also, amüsieren Sie sich. Denken Sie an jemanden, der Sie schon immer sein
wollten, und ... na ja, sicher haben Sie schon selbst jede Menge Ideen. Ich
will nur sagen, das muss keine schlechte Sache sein. Ich hab das jetzt schon
ein paarmal durchgezogen, und ich sag Ihnen ganz ehrlich, es gibt vieles,
weshalb ich Sie jetzt beneide, dass Sie einfach so Ihr altes Leben und die
Lieben daheim abhaken können. Das Ganze ist wie ein großer Urlaub. Na, was ist,
hört sich das nicht verlockend an?«
    Ich dachte
darüber nach. Mal abgesehen von der Verkaufsmasche, MacGillycuddy schien sich
mit Versicherungsbetrug wirklich gut auszukennen, und obwohl ich immer noch
ein Zwicken in der Magengrube spürte, war ich doch inzwischen etwas weniger
empfindsam. »Und es ist sicher, dass die Versicherung zahlt?«
    »So sicher
wie das Amen in der Kirche.« Er klatschte sich mit der Urkunde auf den
Oberschenkel. »Tod durch Unfall, kann gar nichts schief gehen.« Von draußen war
ein leises Knirschen zu hören; Mrs P schleifte den Müllsack die Einfahrt
hinunter zum Tor. Als MacGillycuddy mich immer noch schwankend sah, machte er weiter.
»Also, noch mal. Die Zahlen sind wir durchgegangen. Sie sind nicht der Erste
in so einer Lage. Sie machen sich Sorgen um Ihre Familie. Die Bank will Ihnen
das Haus wegnehmen. Sie haben ein Problem, das ist die Lösung. So einfach ist
das.« Er machte eine sokratische Pause, drückte das Kreuz durch und trank einen
großen Schluck Milch.
    Ich
verschränkte die Finger und betrachtete die verzogenen Bodendielen. Es war
einmal, bevor alles den Bach runterging, dass Patsy Ole und ich, rhythmisch
begleitet von Knarzen und Rascheln und weit enfernten Wellen, hier auf dem
feuchtkalten Holzboden eine glückliche Nacht verbracht hatten. Und nun das
Haupt zu beugen und einfach so abzutreten, das war ... Die Größe des Vorhabens
machte es mir schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Doch Größe war jetzt
gefragt: Mut, Opferbereitschaft, die würdevolle Noblesse des wahren
Aristokraten - sprezzatura, etwas Grandioses, Selbstloses,
Absurdes, das man den Golems ins Gesicht schleudern konnte...
    »Nun?«
    Diese
Zeile von Yeats:
     
    Versag,
und die Geschichte verwandelt sich zu Abfall,
    und die
großartige Vergangenheit zum Irrweg von Idioten...
     
    »Ja, ich
mache es.«
    »Gut«,
sagte MacGillycuddy mit faustischem Leuchten in den Augen, griff in seine Jacke
und holte Stift und Papier hervor. »Dann zu den Einzelheiten ...«
    Man könnte
annehmen, etwas zum Abschluss zu bringen, das so verschlungen war wie ein
Leben, würde einiges an Arbeit verursachen. So viele lose Enden, die es zu
verknüpfen, so viele letzte Schritte, die es zu choreographieren galt! Doch zu
meiner Überraschung - zu meiner Bestürzung - ergab sich nach diesem Morgen
alles wie von selbst. Die verbleibenden Tage verstrichen so schnell, dass sie
mir wie eine Minute vorkamen - vom Gespräch mit MacGillycuddy in dem
verfallenden Pavillon bis zu jenem Samstag, an dem ich durch die Vorhänge
verschlafen in die wachsweiße Morgendämmerung blickte, auf den von einem Raureifteppich
überzogenen Rasen und in die kristallblaue Ferne, wo kreischende Möwen über der
Morgenfähre hingen, jenem Samstag, an dem ich am Nachmittag, um die Leere der
endlosen letzten Stunden zu füllen, wie ein Geist durch die Räume im Erdgeschoss
strich oder in der Küche herumwuselte und Mrs P auf die Nerven ging...
    »Tun Sie
da kein Ginseng rein?«
    »Nein.«
Sie nahm ein Glas mit Kräutern aus dem Regal. »Ich habe schon gesagt, Master
Charles, wir haben im Haus kein Ginseng...«
    »Gut, gut,
aber was ist mit Nashorn? Haben wir denn kein gemahlenes Nashorn da?«
    »Master
Charles, das Rezept, von dem Sie sprechen, ich kenne nicht. Ich bin ganz
sicher, in Osso Buco kommt kein Ginseng oder Nashorn oder Spanische Fliege oder
was Sie sonst alles sagen.«
    »Na gut,
einverstanden, aber ... aber es gibt doch wenigstens Austern, oder? Mrs P?«
    »Ja,
Master Charles. Aber es ist schwer zu arbeiten, wenn Sie mir schauen

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