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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
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länger zu Hause herumliege und zusehe, wie das Gras wächst. Der Arzt sagt,
ich bin in Topform. Es sei ihm noch nie untergekommen, dass jemand sich so
schnell erholt wie ich. Ich werde hier an Ort und Stelle genesen, aufrecht auf meinen
zwei Beinen. Und Geografie unterrichten!« Johlende Beifallsausbrüche seitens
der Kollegen. »Die kleinen Rangen werden Bauklötze staunen!«, setzt er unter
weiterem Jubel genüsslich nach.
    Howard tut zum Schein mit und bemerkt beiläufig, als
der Lärm erstirbt: »Demnach muss Miss Mclntyre wohl gar nicht mehr
zurückkommen.«
    Doch der Name sagt dem Geografielehrer nichts; er zuckt
mit den Achseln und macht sich dann daran, einem Neuankömmling die diesem
bislang unbekannten Einzelheiten seiner Operation zu schildern. Von den anderen
scheinen nur wenige Howards Bemerkung mitbekommen zu haben, und die blinzeln
ihn lediglich zerstreut an, als halte er sie falschlich für seine Schüler und
traktiere sie mit irgendeiner Fantasiegestalt aus einem Lehrbuch.
     
     
    »War dein Großvater echt im Krieg, Skippy?«
    »Das war mein Urgroßvater. Der Großvater von meiner
Mum. Dem haben sie die rechte Hand weggeschossen.«
    »Wow -«, Dennis rechnet im Geist nach, »- heißt das, du
hast einen Vorfahren, der keine totale
Knalltüte war?«
    »Also, ich denke mal«, meldet Mario sich zu Wort, »wenn
man eine Zombiearmee auf die Beine stellen müsste, wäre diese Westfront doch
kein schlechter Ort dafür.«
    »Mario, was zum Geier willst du mit einer Zombiearmee?«
    »Ich will gar nichts damit, ich sage bloß, wenn es so wäre, könnte man es doch gut an der Westfront versuchen, weil da
die ganzen Toten aus dem Krieg herumliegen.«
    »Vergiss es, du beknackter Itaker, denen fehlen doch
Arme und Beine und so.«
    »Selber beknackter Itaker, Hoey, du kannst mich mal.
Nur zu deiner Information, wenn du stirbst und dann wiederbelebt wirst, kannst
du dir deine Gliedmaßen wieder anheften.«
    »So ein Stuss.«
    »Von wegen Stuss, das weiß doch jeder.«
    »Das ist totaler Stuss.«
    »Na ja, sie könnten ja ihre Arme oder sonst noch was
nach einem werfen«, beharrt Mario tapfer.
    »Womit denn, Mario? Womit sollen sie was nach einem werfen?
Mit dem Mund? Mit Il Duce?«
    Aber da fängt Skippys Handy an zu piepsen, und die
Unterhaltung geht in lautstarkes Gegurre und schmatzende Kussgeräusche über,
während Skippy dämlich grinsend in seine Tasche greift.
    Letztlich war alles so simpel! Loris Dad hat gesehen,
wie sie Skippy nachts nach der Tanzveranstaltung vor dem Tor geküsst hat, und
ist ausgerastet - er findet, sie ist noch zu jung, um sich mit Jungs abzugeben,
und hat ihr zwei Wochen Hausarrest aufgebrummt und dazu auch noch ihr Handy
beschlagnahmt. Deswegen hat sie nicht auf Skippys Gedicht reagiert, und dabei
war es so schön! Es tut ihr schrecklich leid, und er fehlt ihr so sehr.
    Anfangs konnte Skippy es nicht glauben. Als er unten in
seinem Kellerverschlag die erste Nachricht bekam, war es, als wäre soeben
eine Abrissbirne durch die Wand gekracht und hätte ihm unvermutet freien
Ausblick in die laue Nacht beschert. Aber er schrieb zurück, und sie antwortete
auf seine Antwort und auf die Antwort auf ihre Antwort; und obwohl er sich bei
jeder seiner Nachrichten sicher war, dass sie diejenige sei, die das ganze magische
Kartenhaus wieder zum Einsturz bringen würde, summte sein Handy unablässig mit
einer Antwort nach der anderen, eine jede ein kleiner, goldener Treffer direkt
in sein Herz und stracks hindurch ins Hier und Jetzt, bis es scheint, als wären
sie nie getrennt gewesen!
     
    OMG irisch is sooo laaangweeeiiilig ich mein was soll der Scheiß
    Ich hab Reli ist noch schlimmer
    Unser Lerer sieht aus Wien Geier mit Uebergewicht
    Unserer wie Professor Flitwick bei Harry Potter bloss nicht so
    klein und kein bisschen komisch
    Ekliges Camembaerbaget zu Mittag und du
    Ricotta schmeckt wie aufgewaermter Tapetenkleister
    Du bis so wizig!!
     
    Im Unterricht liegt das Handy unter dem Pult auf seinem
Schoß, auf lautlos geschaltet, aber es blinkt bei jeder neuen Nachricht, als
wäre es in ebenso heller Aufregung wie er; er muss daran denken, mit einem
halben Auge zum Lehrer hinzuschielen, denn wenn man ihn erwischt, dann wird
sein Handy beschlagnahmt, und das wäre eine Katastrophe - aber irgendwie
prallen alle Bedenken an ihm ab, die Welt mit ihrem Treiben um ihn herum
erscheint so weit weg, ein verschwommener Wirbel von Geistergestalten, warmen,
lärmenden, farbig ausgemalten

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