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Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
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überlege ich, ob ich sie fragen soll, wann das nächste Schiff nach Grönland ablegt. Oder ob ich noch nach Honolulu umbuchen kann. Ich bin einfach immer noch genervt, als ich ihr die Tickets gebe und mit der gesunden Hand Muttis Taschen aufs Gebäckband wuchte.
    Als ich meinen Gürtel nach der Sicherheitskontrolle wieder umschnalle und mein Handy in die Tasche stecke, laufen meine Schwestern bereits zielstrebig zum Duty-Free-Shop. » Nur mal eben gucken, was es so gibt.«
    Natürlich. Der Satz hätte jetzt auch von meiner Ex-Kim sein können. Weiber. Unwillig schlurfe ich ihnen in den schmalen Gängen hinterher. Aus Langeweile sprühe ich mich mit dem Duft aus einem »Tester«-Flakon ein, das verstehe ich als »Service« vor einem so langen Flug. Schließlich kann ich in den nächsten 11,5 Stunden nicht duschen. Wahnsinn, so lange eingequetscht wie die Maiskörner in der Dose zu hocken. Und dann sind wir noch längst nicht am Ziel, sondern erst an unserem Zwischenstopp Seoul, von dem es nach Hanoi weitergeht.
    Beim Einsteigen steht sogar der Pilot neben den Stewardessen Spalier und nickt freundlich.
    » Guten Abend«, grüßt ihn Mutti. » Wie gut, dass Sie nicht streiken.«
    » Doch nicht an einem so schönen Tag«, grüßt er lächelnd zurück.
    Mutti nickt. » Wissen Sie, ich habe Angst vor Terroristen!«
    » Wissen Sie, ich auch«, sagt er.
    Beruhigt greift sie nach einer Zeitschrift. » Fliegen Sie vorsichtig.«
    Der Pilot tippt sich an die Kapitänsmütze.
    Wir zwängen uns durch die Business Class, wobei ich mit meinem Rucksack versehentlich eine Frau streife, die nach allen Regeln der Kunst geschminkt ist. Affektiert glotzt sie mich an.
    » Wenn der Flieger abstürzt, sind wir alle gleich«, sage ich und spüre ihren stechenden Blick im Rücken.
    Mit einer Hand stopfe ich mein Handgepäck in die Ablagebox. Die Maschine ist fast voll, Sitzgurte klacken. Ich setze mich neben Antje, unsere langen Beine kommen sich sofort in die Quere. Außerdem stoßen meine Füße an unbeaufsichtigte Schuhe. Der Typ vor mir räkelt sich im Sitz. Nein, er schwabbelt auf dem Polster. Es sind bestimmt 130 Kilo, die seine Rückenlehne in meine Richtung drücken. Und er hat sie noch nicht runtergeklappt. Warum sitzen solche Menschen eigentlich immer direkt vor mir? Sein Hintern ist wirklich so dick, damit könnte man das Ozonloch stopfen. Dem wir nach dem Abheben auch rasant näher kommen werden!
    Weil ich am Gang sitze, sehe ich, wie die anderen Männer den Stewardessen auf den Hintern gucken. Für ihre Sicherheitsgymnastik dagegen interessiert sich kaum jemand, was eigentlich unfair ist, weil die koreanischen Stewardessen wirklich sehr freundlich den Hampelmann machen. Gespielt bestürzt wende ich mich an Antje. » Mist! Für den Fall, dass wir abstürzen, hätte ich eine Strickleiter mitnehmen sollen.«
    Sie blickt von ihrer Zeitschrift auf und lächelt milde. » Hey, Familien-Kasper, willkommen an Bord.«
    Antje kennt mich eben schon lange, seit 32 Jahren, um genau zu sein. Nun gut, Kim konnte nach der ersten Verliebtheit ja auch nicht mehr über jeden meiner Sprüche lauthals lachen. Ich meine, man sollte es ruhig unterstützen, wenn der Partner so überzeugend lustig ist. Oder eben der eigene Bruder.
    Der Dicke kommt von der Toilette zurück, auf seinem Hemd blühen bunte Blumen. Kein Wunder, sie werden von seiner Achselnässe ausreichend bewässert. Schnaufend zieht er seine Hose zurecht und lässt sich aufs Polster plumpsen, das sich ächzend in sein Schicksal fügt. Aua, meine Knie. Fehlt nur noch, dass ein Warnhinweis aufleuchtet: »Sitzgurt wegen Überfüllung geschlossen!«
    Antje wirft mir einen mitleidigen Seitenblick zu.
    » Wenigstens kann es jetzt nicht mehr schlimmer kommen«, sage ich.
    In diesem Moment schnappt seine Rückenlehne nach hinten.
    » Verrückte Welt«, Antje hält beim Lesen inne, » hier steht, es gibt jetzt den ersten weiblichen Flugkapitän in Saudi-Arabien. Doch auf dem Weg zum Flughafen muss sie sich immer chauffieren lassen.«
    » Wieso das?«
    » Weil für die Pilotin dasselbe Gesetz gilt wie für alle saudischen Frauen: Fahrverbot.«
    » Hey klar, hätte Gott gewollt, dass Frauen Piloten werden, wäre der Himmel rosa.«
    » Sehr witzig.« Sie blickt wieder in ihre Zeitschrift.
    » Oh ja, und ich wette, ihre saudischen Kollegen freuen sich über Schleierwolken! Weil: korrekt verhüllt.«
    » Da, Andi, der Bildschirm vor deiner Nase: Kopfhörer auf und Augen geradeaus.«
    Für spontan fand

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