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Mustererkennung

Mustererkennung

Titel: Mustererkennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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wechseln vergißt. Deshalb hast du auch noch nichts von mir gehört: weil ich rund um die Uhr auf der Grabungsstätte bin. Ich dachte ja eigentlich, das hier wäre nur eine Erkundungsexpedition für einen richtigen Dreh im nächsten Sommern aber (1) kann ich mir
    nicht vorstellen, daß so etwas Schräges wie—derholbar ist, nicht mal in Rußland, und (2) bin ich mir ziemlich sicher, daß ich, wenn ich hier erst mal wieder weg bin, keine Lust haben werde, diesen Ort und diese Leute jemals wie—derzusehen. Mick, der irische Kameramann, hat sich einen hartnäckigen Husten zugezogen und ist fest davon überzeugt, daß es sich um eine resistente Tuberkulose handelt, und Brian, der australische Kameramann, ist beim Saufen mit den Jungs hier weggetreten und fand, als er wieder zu sich kam, auf seiner linken Schulter ein blutiges, überaus häßliches und absolut knastmäßiges Spinnwebmotiv, ausgeführt wohl eher mit etwas Messerartigem als mit einem Tätowierinstrument. Nachdem er das, zäher
    Bursche, der er ist, überlebt hat, genießt Brian jetzt unter den Jungs hier größtes Ansehen (wobei er im Gefolge des Ganzen wohl auch noch einem von ihnen den Kiefer gebrochen
    hat), und wir beide, Brian und ich, denken, daß Mick, das alte Weichei, ganz schön über—treibt, was die TB angeht, aber trotzdem kommen wir ihm lieber nicht zu nahe. Und wie geht’s dir??? Gießt du meine Blumen und füt—terst du die Goldfische? Behandeln dich diese Werbeheinis in Soho annähernd wie ein menschliches Wesen? Im Moment könnt ich echt zum Mörder werden, um an eine Dusche zu kommen.
    Ich glaube, ich habe die Krätze, und das,
    nachdem ich mir den verdammten Schädel rasiert habe, um keine Läuse zu kriegen. Brian bemalt sich jeden Abend die Eier mit farblosem Nagel—lack, weil das angeblich die Krätzmilben abtö-
    tet, aber ich glauben in Wirklichkeit tut
    er’s, weil er eine hochgradig verkappte Tunte und ein Outback-Masochist ist und es ihm einfach gefällt.
    XXX, Damien
     
    P.S. Falls das aus Obigem nicht hervorgeht: Es ist einfach toll hier, und ich könnte nicht glücklicher sein.
    Was auch immer er da dokumentiert, es macht ihm Spaß. Sie öffnet Parkaboys Mail:
     
    Während alles noch vor Erregung über den Kuß –wie #135 sicher für alle Zeit heißen wird –vibriert, haben Musashi und ich uns ins Terri—torium abgesetzt. Ich weiß nicht, ob du im Moment das F:F:F verfolgst oder deinen sogenannten Lebensunterhalt verdienst, aber wegen #135 ist die Hölle los, kein Ende in Sicht, und ich vermute mal, das mit CNN weißt du?
     
    Nein, wußte sie nicht.
     
    Für den Fall, daß du gerade im Koma warst (du Glückliche): Sie haben gestern eine etwas
    komprimierte Version gezeigt, und jetzt ist jede Site auf dem ganzen Planeten! einschließ-
    lich unserer, von ahnungslosen Newbies
    schlimmster Sorte verstopft.
     
    Cayce hält inne, um ihren Abend mit Bigend noch mal zu überdenken. Wenn #135 auf CNN kam, hat Bigend es gewußt und absichtlich nichts davon gesagt, aber warum? Vielleicht wollte er ja, daß sie es erst post festum erfuhr, weil er dachte, daß das gesteigerte weltweite Interesse sie seinem Vorschlag gewogener machen würde. Und zu ihrem Leidwesen muß sie feststellen, daß da was dran ist. Irgendwie wäre es, nach zwei Jahren mehr oder minder heimlichen Cliphead-Daseins, doch ärgerlich, eines Tages aufzuwachen und die Identität des Filmers auf der Titelseite einer Tageszeitung enthüllt zu finden.
     
    Jedenfalls habe ich die Gelegenheit genutzt, mich aus dem – durch das Pomo-Gelabere dieser dämlichen Kuh A. noch zusätzlich vermüllten –F:F:F auszuklinken und mich netzmäßig mit
    Darryl zusammenzutun, um an dem weiterzuarbei—ten, was uns diverse Kanji-Expeditionen während meines Kalifornientrips eingetragen haben.
     
    Darryl, alias Musashi, ist ein kalifornischer Cliphead, der flie-
    ßend Japanisch spricht. Die japanischen Cliphead-Seiten, die sich der Computerübersetzung entziehen, faszinieren Parkaboy.
    Mit Musashi als Übersetzer hat er schon mehrere Streifzüge durch diesen Bereich des Netzes unternommen und die Ergeb—nisse seiner Recherchen im F:F:F gepostet. Cayce hat sich die Seiten angeguckt, aber der Text, der auf einem Non-Kanji-Schirm als wilder Zeichensalat erscheint, ist nicht nur unverständlich, sondern erinnert sie auch zu sehr an die altehrwürdige Comic-Konvention fürs Fluchen: Er sieht aus wie eine geballte Ladung Wut.
     
    Beim Wühlen in alten Postings an ein

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