Mutter des Monats
bevor sie in Tunesien einen Souk besucht hatten – sicher ist sicher. Er und Maisie verteilten gerade die bedruckten Handzettel am Eingang. Und Guy hatte ihr sogar eine Trillerpfeife gekauft, obwohl sie nicht sicher war, ob sich so ein dickleibiger, echt wütender Kunde von einer Trillerpfeife beeindrucken ließe. Hatten die auf dem Polizeirevier eigentlich Elektroschocker? Das hätte sie unbedingt checken sollen.
7.45 Uhr
»Das macht Laune, hm?«, flötete Deborah in die Runde. Ihr Range Rover parkte quer zu den anderen Autos. Sie behängte ihren aufklappbaren Kleiderständer hingebungsvoll und nach Preisen von 20 Pfund aufwärts sortiert mit Kleidungsstücken, die noch in der Plastikfolie der Reinigung steckten. Ehrlich gesagt war sie froh, die Klamotten loszuwerden. Was sie mit dem Geld alles machen könnten! Da würde bestimmt einiges zusammenkommen.
Georgina saß drei Autos weiter in ihrem Land Rover, die Füße auf dem Armaturenbrett, einen leckeren Kaffee in der Hand und die Zeitung auf den Knien. Sie hatte sich nicht weiter darum gekümmert, aber die Kinder wurden ihr altes Spielzeug da hinten anscheinend ganz gut los. Eigentlich eine ganz angenehme Beschäftigung für einen Sonntagvormittag. Abwechslung und trotzdem Erholung. Überhaupt, dachte sie, stellte den Kaffeebecher ab und kuschelte sich tiefer in den Sitz, bot sich hier die perfekte Gelegenheit, mal wieder so richtig zu entspannen. Alles lief glatt. Sie könnte ruhig die Augen schließen, nur für ein Minütchen …
8 Uhr
Heather, die Trillerpfeife und ihr Walkie-Talkie so fest umklammert, dass die Handknöchel weiß waren, überwachte wie ein Schießhund die Veranstaltung. Die Spielfelder waren schon gut besucht.
Bea hatte recht gehabt, der Kuchenstand war ein echtes Highlight. Wertete die Sache richtig auf. Und beim Anblick von Heathers vielen selbst gebackenen Kuchen hatte Bea sich sofort freiwillig als Verkäuferin gemeldet! Sie wollte eigentlich bei Colette am Altklei…, nein, Vintage-Stand mithelfen, doch dann hatte sie ihre Meinung geändert. »Nein!«, hatte sie gerufen, » ich werde diese leckeren Kuchen verkaufen!« Bea war lieb. Echt lieb. Einsatzbereit stand sie in ihrer Schürze mit der Aufschrift »The Boss« drüben am Zaun. Außerdem trug sie – sehr zu Heathers Erstaunen – ja, das war wohl ein Headset, mit einem Stöpsel im Ohr und Mikrofon vor dem Mund. Wenn Bea eins hatte, sollte Heather doch wohl auch eins tragen, oder? Mit wem wollte Bea sich denn sonst unterhalten, wenn nicht mit der Organisatorin? Seltsam. Zögerlich winkte Heather ihr zu. Mit einem eigenen Headset könnte sie auch mit ihr sprechen. Ihr kurz »Hi!« sagen. Oder so.
Obwohl sie noch nicht ganz entspannt war, fragte Heather sich doch langsam, ob das mit der Trillerpfeife nicht vielleicht übertrieben gewesen war.
8.10 Uhr
Ein Volvo Kombi rumpelte über die Wiese und kam vor Heather zum Stehen. Rachel sprang heraus und ließ die Tür sperrangelweit offen. Die Liste mit den Verhaltensregeln lag deutlich sichtbar auf dem Armaturenbrett. Unter Erstens stand da: Lassen Sie die Autotüren NIEMALS offen stehen!
»Morgen. Ist ja richtig viel los. Prima!«
Rachel öffnete die Beifahrertür für Poppy und die hintere Tür für den Dalek. »Ich würde mich jetzt noch nicht verkleiden, Mäuschen. Warte doch lieber, bis Daddy kommt.«
Aber Poppy war schon halb in den leeren Karton geklettert. »Schau mal, Heather! Schau, was ich gebastelt habe! Daddy holt mich am Eingang ab, und er hat gesagt, es wäre doch total witzig, wenn er ganz normal angefahren kommt und plötzlich steigt ein Dalek bei ihm ein! Die Leute dann so: ›Hey, wow, das ist ja voll schräg …‹« Sie blinzelte aus einem Guckloch und wedelte mit der heraushängenden Klobürste zum Abschied. »Tschü-hüs! Bis spä-ter!«, sagte sie mit Roboterstimme und marschierte in Richtung Eingang davon.
Die beiden Frauen sahen ihr nach. »Wenn der Kerl auch nur eine Minute zu spät kommt«, zischte Rachel, »ich schwöre dir, dann drehe ich ihm hier eigenhändig die beschissene Gurgel um.«
Heather griff instinktiv nach der Trillerpfeife. Just in diesem Augenblick ertönten laute Rufe vom Kuchenstand. Da war wohl ein Tumult im Gange. Sie nahm die Beine in die Hand.
8.15 Uhr
»Alles okay?«, fragte Heather nervös, als sie am Vintage-Stand vorbeihastete. Colette sah richtig rausgeputzt aus, so früh am Sonntagmorgen. Aber glücklich war sie offenbar nicht.
»Ja, alles bestens. So ganz allein vor einem
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