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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
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Ihr Leibgericht. Nach einer Minute erkannte sie die Tragik ihres Jubels, beschloss jedoch, diese Erkenntnis zu ignorieren. Dieser Fischauflauf in einer Auflaufform von Nigella Lawson, eindeutig von der liebreizenden Kazia in Deborahs Küche zubereitet – alter Verwalter, sogar mit Pommes duchesse obendrauf –, war das Beste, was Rachel in den letzten Monaten passiert war. Endlich hatte sie mal echtes Glück. Sie hatte bei einer Lotterie mitgemacht und etwas gewonnen. Endlich – alle mal herhören! – ging es bei Rachel Mason wieder bergauf.
    Sie blickte vom gelben Post-it-Sticker direkt in Tom Orchards Augen.
    »Oh, hi! Alles klar?« Schon wieder herrschte sofortige Vertrautheit.
    Der Rektor wirkte wie ein unschuldig zum Tode Verurteilter, der sich noch nicht mit seinem Schicksal abgefunden hatte. »Hm, ja. Bestens, danke.«
    »Was hast du gewonnen?« Rachel verdrehte den Kopf, um das Schild zu entziffern: Banoffee -Käsekuchen. »Umpf!« Zu allem Überfluss trug der Zettel auch noch Clovers Handschrift. »Oh je.« Sie seufzte mitleidig.
    Ihm stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. »Ich weiß. Sieht köstlich aus. Genau das, worauf ich Appetit habe.« Er betrachtete seinen Gewinn und schüttelte betrübt den Kopf. »Ganz toll. Na, egal. Und deins?«
    »Ist ganz okay.« Sie wollte nicht zu triumphierend klingen, aber hey, es war eben Glückssache und hätte genauso gut anders ausgehen können. »Nur, ähm, Fischauflauf.« Sie nuschelte ein bisschen und versuchte, so gleichgültig wie möglich zu klingen.
    »Huch!« Tom biss sich auf die Lippe. »Herzlichen Glückwunsch!« Er nahm seinen Kuchen und wandte sich zum Gehen. Den Anblick seiner hängenden Schultern konnte sie kaum ertragen. Sie musste etwas tun, und zwar schnell. Wozu hatte man Freunde?
    »Warte! Nicht so schnell.« Rachel lief ihm hinterher und hielt ihren Fischauflauf neben seinen Kuchen. Sie spürte, wie sich die Blicke der Umstehenden auf sie richteten, aber das war ihr egal. Die muffige Sekretärin inspizierte mit gebeugtem Kopf die Speisen am Nachbartisch. Unmöglich festzustellen, wer alles mithörte, aber das ließ sich nicht ändern. In diesem Augenblick war vornehme Zurückhaltung völlig unangebracht. Sie taten doch nichts Schlimmes, waren nur gute Freunde. »Die Sache ist klar! Für sich genommen ist keines dieser Gerichte was Besonderes. Wenn wir sie aber zusammen servieren, tja, dann haben wir ein richtig gutes Essen. Für uns beide.«
    Seine Miene erhellte sich. »Könnten wir …? Ich meine, entschuldige, meinst du, wir könnten …?«
    »Aber ja! Können wir. Machen wir. Es reicht doch dicke, und die Kinder sind nicht mal da – sie essen bei ihrem Dad Pizza.«
    Die muffige Sekretärin straffte den Rücken.
    »Außerdem passt das hervorragend. Es gibt sowieso ein paar Sachen, die ich mit dir besprechen wollte …« Höchste Zeit, dass ihm mal jemand von Scarletts Terrorherrschaft berichtete. Sie war offenbar die Einzige, die etwas dagegen zu tun gedachte. »Au ja, das habe ich noch vergessen! Seit unserem letzten Gespräch bin ich schon viel weiter gekommen. Ich würde dir gern meine Skizzen zeigen!«
    In diesem Moment wandte ihr die Sekretärin das muffige Gesicht zu und bedachte sie mit einem entsetzten, angewiderten Blick.
    »Ich meine die Skizzen für die Zeitleiste in der Bibliothek.« Rachel sprach jedes Wort klar und deutlich aus, damit es ausnahmsweise unter den Umstehenden zu keinerlei Missverständnissen kam.
    »Also bring den Kuchen mit. Halb acht. Wir essen zusammen.«
15.15 Uhr: Schulschluss
    Als sie fröhlich aus dem Saal schlenderte, verspürte Rachel durch die Jeansjacke hindurch einen brennenden, bohrenden Schmerz im Rücken. Ohne sich umzudrehen, wusste sie genau, warum – den stechenden, bösen Blick der muffigen Sekretärin war sie ja schon gewohnt. Sie schüttelte das Gefühl ab und drängelte sich zum Ausgang. Meine Güte, konnte eine alleinstehende Frau nicht mal was zu einem Kunstprojekt für die Schule beitragen, ohne damit gleich ihren Ruf zu ruinieren? Die waren doch alle gestört, hatten nichts als Sex im Kopf, selbst wenn alles total harmlos war.
    Draußen hatte es angefangen zu nieseln. Sie blieb kurz im Ausgang stehen, um die Alufolie über dem Fischauflauf richtig zu verschließen, denn bei den kunstvoll dekorierten Kartoffelhäubchen wollte sie kein Risiko eingehen, und ihr Blick wanderte über den Schulhof. Georgina, mitten auf dem Hof, wurde von ihren Kindern umringt. Kate balancierte Hamish

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