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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten
Autoren: Troy Una
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die Hüte und Blumenarrangements von Agnes Trent erinnerte. Dann warfen sich alle drei Kinder Blicke zu, als ob sie sich fragten, was für eine Arbeit ihre arme alte Mammi denn bloß im Sinne haben könnte. James meinte entschlossen: »Nein, Mutter, das lassen wir für den Moment mal lieber sein.« Elsie dachte, vielleicht könnte ich Abendkurse nehmen und Spanisch lernen oder tischlern oder sonst irgend etwas oder Vereinen zur Verhütung oder Förderung von ich-weiß-nicht-was beitreten. Andere Frauen in ähnlicher Lage schienen ihre Zeit doch billig und nutzbringend mit dergleichen auszufüllen. Aber selbst wenn sie ein echtes Interesse für eine von diesen sinnvollen, aber langweiligen Beschäftigungen verspüren würde, wäre das nicht der Augenblick, es zu sagen. Denn es war ganz klar, daß die Kinder ihr gerade noch zutrauten, daß sie im Hause keine weiteren Dummheiten anstellte – und sogar das nicht mal ganz.
    Endlich hörten sie auf, über all diese unerfreulichen Sachen zu reden, und blieben noch eine Weile sitzen, sehr liebevoll und fröhlich. Ach, sie verdiente es wirklich nicht, solche guten Kinder zu haben – und sie tat ihr Bestes, auch fröhlich zu wirken, aber kaum waren sie aus dem Hause, sank sie in sich zusammen und fühlte sich sehr einsam und sehr verloren. Aber nicht für lange, denn Cucullan fing an, ärgerlich zu bellen, und sie richtete sich energisch wieder auf.
    »Ein Maulkorb«, sagte sie entrüstet. »Kommt nicht in Frage!«
    O nein, Cucullan und sie mußten sich ihre Freiheit erhalten, koste es, was es wolle! Sie sandte ein kurzes Gebet um Verständnis, eine wortlose Entschuldigung zum Himmel, zu ihrem lieben Mr. Brown. Denn eines war ihr klar: Selbst wenn sie ihre Geschäfte schlecht geführt hatte, war das noch lange kein Grund, sich von den eigenen Kindern am Gängelband führen zu lassen. Schön und gut! Aber was nun, Elsie Brown? Der Haken war natürlich diese verdammte Einkommensteuer. Wenn sie zuließ, daß die Kinder sie bezahlten, würde sie jedes moralische Recht verlieren, sich von ihnen unabhängig zu machen; wenn sie es aber nicht zuließ, bestand das Risiko – auch wenn James es als sehr unwahrscheinlich bezeichnete –, daß die wütenden Steuerbeamten dafür sorgen würden, daß sie auf sehr viel unangenehmere Art ihre Freiheit einbüßte. Es war wie die Wahl zwischen Teufel und Beelzebub; der Gedanke daran machte sie wieder ganz mutlos, doch plötzlich kam ihr die rettende Idee. Ihr Gehirn arbeitete jetzt auf Hochtouren. Ein Plan nahm feste Umrisse an – sehr verschieden von dem, den James für sie entworfen hatte.
    Cucullan gab kehlige Laute von sich – bei einem gewöhnlichen Hund hätte man gesagt, er knurre, aber bei ihm war es lediglich ein Zeichen seiner Konversationsbereitschaft.
    »Sei mal einen Moment still, Cucullan«, sagte Elsie, »ich denke gerade nach.«
    Am nächsten Freitag erinnerte Pamela James daran, daß Jill am Wochenende fort sei. James – ganz älterer Bruder – bemerkte, daß er diesen Dundon-Burschen eigentlich ganz gerne mal kennenlernen würde.
    »Ja, komisch, daß Jill ihn so von allen fernhält«, überlegte Pamela, »aber vielleicht hält er sich von uns fern? Na, wie dem auch sei, eins ist mal sicher: Wenn aus dieser fabelhaften Freundschaft was wird, dann braucht deine kleine Schwester nicht am Hungertuch zu nagen. Doch im Augenblick habe ich eigentlich nicht so sehr an das junge Glück, sondern an deine Mutter gedacht. Ich habe Angst, sie fängt an zu grübeln, wenn sie so alleine gelassen wird.« James blickte sie erstaunt an. »Ich weiß, Liebling, daß sie eigentlich nicht dazu neigt – weiß Gott nicht –, aber ich dachte, ihre augenblickliche Lage könnte sie vielleicht doch auf trübe Gedanken bringen – meinst du nicht, sie würde ganz gerne zu uns kommen?«
    »Wunderbare Idee!« stimmte James zu, dann runzelte er die Stirn. »Aber sie wird ›diesen Hund‹ mitbringen wollen, wenn das Haus leer ist.«
    »Cucullan ist ein sehr gutmütiger Hund, und die Zwillinge vergöttern ihn.«
    »Das letzte Mal, als er hier war, hat er meinen Füller geklaut und vergraben.«
    »Aber deine Mutter hat ihn sofort wiedergefunden. Sie gibt sich solche Mühe, ihm seine Elsterallüren abzugewöhnen.«
    »Dieser Hund hat derart viele Unarten, daß es eine Ganztagsbeschäftigung wäre, sie ihm alle abzugewöhnen. Aber laß nur, Pam, wenn Mutter kommt, nehm' ich sogar den Hund mit in Kauf. Übrigens glaub' ich nicht, daß du recht
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