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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten
Autoren: Troy Una
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hatte, wagte sie noch einen letzten Vorstoß. Es würde zwar brutal klingen, aber es war gut gemeint: »Was für einen gepflegten Wagen der Käufer doch bekommt«, doch Elsie, ohne die geringste Trauer in der Stimme über den bevorstehenden Verlust, äußerte sich nur begeistert über das neuentdeckte Wagenputzmittel und pries seine Vorzüge in den höchsten Tönen.
    Pamela konnte James nichts anderes berichten als: »Ja, eigentlich wirkte sie sehr zufrieden.« James beglückte sie daraufhin mit diesem gewissen männlich-überlegenen Lächeln, das auch die ergebenste Gattin in Rage bringen kann. Pamela meinte ärgerlich: »Ich sagte, eigentlich wirkte sie sehr zufrieden.« James lächelte.
    Dina war es auch schon ungemütlich bei dem Gedanken, daß Mammi gerade dieses Wochenende allein sein sollte. Eric und sie wollten sich Wohnungen und Häuser ansehen, und die entsprechenden Verabredungen waren schon getroffen.
    »Wir können natürlich nicht alles absagen, aber ich würde lieber bei Mammi bleiben. Vielleicht braucht sie gerade diesen Sonnabend und Sonntag ein wenig Ablenkung, wo doch am Montag der schreckliche alte Wagen verkauft werden soll. Arme Mammi, sie hat ihre Vergnügungsfahrten immer so genossen!«
    Eric meinte, sie solle nicht so viel Theater um die Sache machen, vielleicht wären die Fahrten für ihre Mutter ein Vergnügen gewesen, aber für niemand anderen sonst – und überhaupt, wenn hier jemand aufheiterungsbedürftig wäre, dann er, denn er sei nahe daran, den Verstand zu verlieren, und das alles wegen ihrer Mutter, die die Ermahnungen der Bibel – sie säen nicht, sie ernten nicht, und euer himmlischer Vater nähret sie doch – zu wörtlich zu befolgen schien.
    Dina erwiderte unzufrieden: »Ich möchte wirklich wissen, wie du es geschafft hast, Buchhalter oder Steuerberater oder was immer es ist zu werden! Na, egal, sie kann mit uns Wohnungen besichtigen, und nachts kann ich zu Hause schlafen.«
    Doch Elsie lehnte den Vorschlag freundlich, aber bestimmt ab. Sie wollte auch keinesfalls, daß Dina zu Hause schlief.
    »Na, siehst du«, sagte Eric, nachdem Elsie sie fortgeschickt und ihnen liebevoll und fröhlich nachgewinkt hatte. »Wie man sich so irren kann! Deine rätselhafte Mutter ist fest entschlossen, ihr Wochenende allein zu verbringen.«
    Dina lachte.
    »Ich glaube, ich weiß warum. Sie will nicht, daß wir denken, wir müßten Mitleid mit ihr haben, und das haben wir Gott sei Dank auch nicht. Ist dir aufgefallen, daß sie nicht mal mit der Wimper gezuckt hat, als wir vom Wagen sprachen?«
    »Gelegentlich frage ich mich«, meinte Eric nachdenklich, »ob deine Mutter überhaupt je mit der Wimper zuckt.«
    Jill kam von der Arbeit nach Hause und gönnte sich ein heißes Bad mit allem, was dazu gehört – Öl, Gesichtsmaske usw. Während sie dampfte, schwatzte sie mit ihrer Mutter, kaum, daß diese in Hörweite war. Als sie sich die Augen schminkte, traten bzw. sprangen Mutter und Cucullan in ihr Zimmer. Mammi setzte sich auf einen Stuhl und Cucullan aufs Bett. Mutter verjagte ihn sofort. Cucullan hopste ohne Zögern wieder hinauf.
    »Macht nichts, Mutter«, sagte Jill, großzügig bereit, an diesem wichtigsten aller Tage Mammis schrecklichem Tier alles zu verzeihen. »Verdirb ihm nicht den Spaß, wahrscheinlich kommt er sich vor wie das Schoßhündchen von Ludwig XIV. Wie seh' ich aus? Ist mir der dezente ländliche Wochenendlook gelungen?«
    »Wie wär's mit ein paar Strohhalmen im Haar?«
    »O nein, Mammi, das wäre zu bäuerlich! Leicht sportlich angehaucht – scheint mir die richtige Masche. O Gott! Ich wünschte, ich müßte dich nicht allein zurücklassen.«
    Elsie blickte sie an.
    »Irgendwann werde ich mich wohl daran gewöhnen müssen, nicht wahr?«
    »Vielleicht, aber ich seh' nicht ein, warum du damit anfangen sollst, bevor es nötig ist. Ich meine, du hast jedem von uns einen Korb gegeben an diesem Wochenende, gerade nachdem …« Jill warf einen Blick nach unten auf die Straße, wo das scheußliche Auto stand. Mammi hatte wahrscheinlich den ganzen Morgen damit verbracht, es so schick herzurichten. Zum letztenmal! Nun, es war wirklich albern, sich Gewissensbisse darüber zu machen, weil man seine Mutter zu einem sicheren Fußgängerleben zwang, damit sie nicht die Statistik der tödlichen Unfälle bereicherte! Sie blickte auf Cucullan. Auch er hatte noch Glück gehabt! Statt zu seinen Hundevätern versammelt zu werden, brauchte er nur einen Maulkorb zu tragen! »Wirst du
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