Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
Vom Netzwerk:
verdammt …!« Sie schluckte. »Ihnen fehlen die Worte?« fragte Fergus mitfühlend. »Sie fehlen mir nicht, aber sie sind für jugendliche Ohren ungeeignet. Ach, lassen Sie mich, mir ist gar nicht zum Spaßen zumute. Diesmal kann es Cucullan wirklich an den Kragen gehen. Ich meine, mir war' es schnurzegal, aber Mammi würde es das Herz brechen, wenn sie ihn nicht mehr hätte. Da, bitte, Fergus, er bleibt stehen! Er fängt an zu graben. Kommen Sie!«
    Zehn Minuten später erreichten sie atemlos die Stelle und ertappten Cucullan in flagranti. Er setzte sich sofort mit großer Geistesgegenwart auf seine Beute und schaute unschuldig in die Gegend. Jill ergriff ihn und fing an, mit ihrem Taschentuch die Spuren des Verbrechens zu verwischen, während Fergus die Beute prüfte. »Böser Hund!« rief Jill und versetzte Cucullan einen wohlverdienten Klaps. »Fort mit dir, du verfluchter Kleptomane!« Cucullan zog gekränkt und würdevoll von dannen. Jill blickte mit Entsetzen auf die Brieftasche mit den goldenen Initialen K.R. die ihr Fergus hinhielt. Sie schnappte nach Luft.
    »Genau das«, nickte Fergus zustimmend. »Ich fürchte, nicht mal Cucullan kann ungestraft Brieftaschen großer Finanziers klauen. Wenn das rauskommt, gibt es Mord und Totschlag. Also los, wir reinigen das Ding fein säuberlich, schmuggeln es wieder an seinen richtigen Platz zurück, und Schwamm drüber. Aber wir gehen lieber auf die andere Seite der Hecke, wo man uns vom Hotel aus nicht sehen kann.«
    Sie gingen durch das Gatter aufs Gelände vom Glebe-Haus und hockten sich hinter die Hecke. Die Tasche, stellte sich heraus, war nicht nur außen, sondern auch innen verschmutzt; es würde also einige Zeit dauern, bis wieder alles gesäubert war. Sie beschlossen, Stück für Stück vorsichtig herauszunehmen, abzuputzen und dann wieder ordentlich in der alten Reihenfolge zurückzulegen. Obwohl Jill wußte, daß niemand im Hause wohnte und Konrad Radokov fort war, ihr Treiben also unmöglich von seinem Bürofenster aus beobachten konnte, fühlte sie sich trotzdem eingeschüchtert und schuldig, wie Cucullan sich eigentlich hätte fühlen müssen. Sie gaben sich alle Mühe, keinen Blick auf die persönliche Korrespondenz von Mr. Radokov zu werfen, weil es sogar Fergus unangenehm war, durch die Privatbriefe eines Fremden zu gehen. Aber dann flatterte ihm ein Stück Papier aus der Hand. »Verdammt!« sagte er laut und hob es auf. Er wollte es schon wieder zu den übrigen legen, zögerte aber plötzlich und fing zu Jills größter Empörung an zu lesen. Er sah auf und begegnete ihrem tadelnden Blick.
    »Wir müssen alle Moral beiseite lassen, Jill!« Es war ein ihr bislang unbekannter, todernster Fergus, der das sagte. »Wie unangenehm es auch sein mag, aber wir müssen beide vergessen, daß wir wohlerzogene Kinder unserer Zeit sind. Es ist unbedingt notwendig, daß wir den Inhalt von Mr. Radokovs Brieftasche genau prüfen, denn wenn mich nicht alles täuscht, soll Dooneen ganz fürchterlich reingelegt werden! Was ist, Mädchen?«
    Jill starrte ihn verständnislos an.
    »Zum Schockiert sein haben wir jetzt keine Zeit«, drängte Fergus energisch. »Also, auf los geht's los!«
    Selbst wenn man die edle Absicht hatte, einen Schwindel aufzudecken, ist es doch ein höchst peinliches Gefühl, in der Tasche des Schwindlers herumzuschnüffeln. Nachdem Jill und Fergus ihre unangenehme Aufgabe erledigt hatten, hockten sie sich auf ihre Absätze und starrten sich an.
    »Ich kann es einfach nicht glauben, daß Konrad Radokov ein Schwindler ist.« Sie nahm wieder das Stück Papier in die Hand, das Fergus' Aufmerksamkeit zuerst erregt hatte. Es war ein Brief, adressiert an Monsieur Karl Rosoval, an dem eine numerierte Einzahlungsquittung von einer Schweizer Bank befestigt war.
    »Anderer Name«, bemerkte Fergus, »aber dieselben Initialen. Jemand hat eine beträchtliche Summe an einem sicheren Ort deponiert. Und es ist nicht das einzige kompromittierende Schriftstück, das wir gefunden haben!« Jill schüttelte verblüfft den Kopf. »Aber warum um Gottes willen sollte Radokov unehrlich sein? Gut, nehmen wir an, das Gerücht, er sei ein Multimillionär, ist übertrieben, aber reich ist er doch zweifellos.«
    »Wer sagt das? Vielleicht er selbst?«
    »Ach, Unsinn! Man kann die Leute nicht so leicht irreführen.«
    »Im Gegenteil, Mädchen, sie warten nur darauf.«
    »Nun, was immer Sie auch sagen, es kann nicht stimmen. Er hat doch die volle Unterstützung der irischen

Weitere Kostenlose Bücher