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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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sie würde ihrer Familie lieber noch nichts von ihren Heiratsplänen erzählen, und Owen meinte, da könne er sich nicht einmischen, aber ihren eigenen Worten nach zu urteilen, würden die Kinder erleichtert aufatmen, wenn jemand ihnen die Verantwortung für die Mutter abnähme. Woraufhin Elsie sagte, ja, eigentlich sollte man das denken, aber nichts sei schwieriger, als sich bei ihrer Familie auszukennen. Rein gefühlsmäßig erschiene es ihr klüger, ihnen die Sache vorsichtig beizubringen. Owen gab zu, Mütter hätten da sicher einen sechsten Sinn, und was ihn beträfe, so würde er versuchen, sich in der Zwischenzeit bei den Kindern beliebt zu machen, damit sie sähen, was für einen fabelhaften Stiefvater sie bekämen.
    Dann sprachen sie über Owens Schwester. Harriet müsse von der Verlobung sofort erfahren, weil sie Zeit brauche, sich ihr Leben anderswo neu einzurichten. Zu Elsies großer Erleichterung bestätigte Owen ihre Überzeugung, daß es zwischen ihm und ihr nie Unaufrichtigkeiten geben würde, indem er nicht vorgab, daß Harriet die Verlobung auch nur in irgendeiner Weise begrüßen würde. Aber wenn sie den ersten Schock überwunden hätte, würde sie sich mit ihrem neuen Leben schon abfinden, meinte Owen. Sie gehöre zu den Menschen, die sich selbst genügen, und finanziell sei sie sichergestellt.
    Obwohl Harriet sie so kalt und herablassend behandelt hatte, empfand Elsie doch Gewissensbisse darüber, daß sie eine andere Frau aus dem eigenen Haus verdrängte: »Harriet ist sicher wahnsinnig tüchtig. Ich muß dich warnen, ich bin alles andere als das. Ich kann mir keine unpassendere Frau für einen vielbeschäftigten Arzt denken als mich.«
    »Wahrscheinlich hast du schon recht«, gab Owen unumwunden zu, »aber gerade diese unpassende Frau will ich nun mal eben haben.«
    Die weitere Unterhaltung zwischen diesen beiden ausgewachsenen Menschen kann von jedem vernünftigen Leser nur als albern und langweilig empfunden werden, doch sie zog sich endlos hin und wurde erst vom Fallen schwerer Regentropfen unterbrochen. Die Wolken hingen tief am Himmel, und die See war stürmischer denn je. Cucullan, der sich schon vor einiger Zeit wieder davongemacht hatte, um weiter bellend und aufgeregt jaulend auf die für ihn viel zu gewitzten Kaninchen Jagd zu machen, wurde herbeigepfiffen, und alle drei gingen zur Eremitenkapelle. Sie war aus Stein, und ein großer Teil des Daches war noch vorhanden. Sie sammelten Laub und bauten sich ein verhältnismäßig bequemes Lager in der trockensten Ecke, noch bevor der Regen zum Guß wurde. Cucullan drängelte sich entschlossen zwischen sie und rollte sich zufrieden an der einzigen Stelle zusammen, wo ihn auch wirklich kein Tröpfchen erreichen konnte. Owen wühlte in den Taschen seines Ölmantels und brachte eine Tafel alter Schokolade zum Vorschein.
    »Sie schmeckt wahrscheinlich muffig und salzig, aber wenigstens brauchen wir nicht den armen Cucullan zu verspeisen.« Er brach die Schokolade in drei Teile. Daß er es selbstverständlich fand, auch die spärlichsten Vorräte mit dem Hund zu teilen, rührte Elsie zutiefst. »Ich hoffe, du magst Schokolade, Liebling?«
    »Nur wenn sie muffig und salzig ist. Und Wasser können wir uns aus dem Wunschbrunnen holen. Das nenne ich wirklich Schiffbruch mit allem Komfort.«
    »Ja, ich versuche immer, allem, was ich tue, eine gewisse elegante Note zu verleihen. Du hast sogar noch einen Wunsch frei, wenn du zum Brunnen gehst.«
    Elsie zog die Beine an, weil der Regen jetzt anfing, durchs Dach zu tropfen, biß in die Schokolade, die aussah, als stamme sie noch aus den Eremitenbeständen – und auch dementsprechend schmeckte –, nieste und sagte strahlend: »Ich bin wunschlos glücklich.«
    Auf dem Festland hatte man sofort nach Ausbruch des Sturms Alarm geschlagen. Aber erst jetzt sichteten viele besorgte Augen durch den dicken Regenvorhang die Umrisse des Bootes, das von den Wellen in den kleinen Hafen getragen wurde. Der Fischer, der den Anfang des unseligen Ausfluges miterlebt hatte, blickte durch Fergus' Feldstecher und verkündete schließlich, daß das Boot gekentert sei. Ein Stöhnen ging durch die Menge. Jill klammerte sich an Fergus statt an George, der auf ihrer anderen Seite stand. Fergus meinte kritisch: »Ein Bursche, der sein Boot nicht anständig vertäuen kann, verdient nicht, es auf so bequeme Art zurückzubekommen.«
    Jills Finger gruben sich in seinen Arm. »Woher wissen Sie, daß die drei auf Inishgower

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