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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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zurück.
    »Laß es, Liebling, Mitteleuropäer können wirklich sehr nervenaufreibend sein, und deine Mutter braucht dringend ein wenig Ruhe und Erholung, und Cucullan, soweit ich's übersehen kann, braucht zusätzlich noch ein paar Hustenbonbons.«
    Dina erwiderte etwas unlogisch: »Ja, vielleicht … aber meinst du, Mammi würde … könnte auf den Gedanken kommen, daß einer von uns auch nur eine Sekunde lang an den Unsinn glaubt, den diese gräßliche Radokov-Ziege da verzapft hat?«
    »Aber natürlich nicht!« Er strich ihr beruhigend über den Rücken. »Aber es würde mich schon interessieren, was für eine – nach ihrer Meinung – harmlose Erklärung deine Mutter uns für diese letzte Eskapade liefern will. Auf jeden Fall sorgt sie für Aufregung.«
    Dina lachte unsicher, und Jill dachte, wie nett es wäre, einen Mann zu haben, der einen zum Lachen bringt, wenn man Sorgen hat. Das Talent, die Dinge auf die leichte Schulter zu nehmen, war George nicht gegeben – und ganz besonders jetzt nicht. Jill sah sich gezwungen, eine Unbekümmertheit vorzutäuschen, die ihr selbst zuwider war, aber es würde vor den Leuten einen schlechten Eindruck machen, wenn sie wie vom Donner gerührt schweigend herumsäßen.
    »Also, diese Zilla hat sich ja aufgeführt, genau wie eine Heldin in einem Schauerroman, die sich auf der letzten Seite mit einem Aufschrei in die Tiefe stürzt, findest du nicht auch, George?« Aber George verzog keine Miene, und so fuhr Jill verzweifelt mit ihrem Geplapper fort. Irgendwann mußte er schließlich was sagen, und wenn es nur wäre, daß sie um Himmels willen den Mund halten sollte: »Ausländer können so furchtbar kindisch sein, nicht wahr! Ich meine, sie machen doch nur so viel Theater, um sich vor den anderen aufzuspielen. Und die arme Mammi! Es ist wirklich gemein, sie in ein solches Melodrama hineinzuziehen! Natürlich wird sie später furchtbar darüber lachen, daß die verdrehte Zilla auch nur einen Moment lang den Verdacht gehabt hat, daß sie mit …«
    In diesem Augenblick kamen James und Pamela, und George flüsterte hastig: »Laß uns den Zwischenfall bitte erst besprechen, wenn wir allein sind.« Dann wandte er sich den anderen zu.
    Pamela sagte mit gekünstelter Forschheit: »Mir scheint, der festliche Abend ist etwas aus den Fugen geraten.«
    Die Halle hatte sich in der Zwischenzeit fast geleert, und die wenigen verbliebenen Gäste hielten betont Distanz zu den Browns. Harriet McDermott schritt hocherhobenen Hauptes und mit einem angewiderten Gesichtsausdruck, so als ob ein gräßlicher Gestank im Raum hinge, dem Ausgang zu, während ihr Bruder kurz am Tisch der Browns stehenblieb und zu James sagte: »Wollen Sie bitte Ihrer Mutter ausrichten, daß mein Boot wieder flott ist und daß ich mich freuen würde, wenn sie und Cucullan sich morgen noch mal meinen seemännischen Künsten anvertrauen würden.« Die beiden alten Fräulein Bradshaw verabschiedeten sich laut und deutlich, so daß alle Anwesenden es hören mußten, und fügten hinzu: »Bitte, richten Sie Ihrer lieben Mutter doch viele Grüße aus, und wir wünschen ihr eine geruhsame Nacht.« Aber alle anderen mieden – vielleicht aus unangebrachtem Takt – die Browns und verschwanden grußlos. Sogar die Blaneys ließen sich nicht blicken. Man schneidet uns, dachte Pamela verärgert.
    James blickte um sich und sagte: »Es widerstrebt mir, es auszusprechen, aber ich fürchte, die arme Mrs. Radokov ist nicht ganz normal. Es wäre zumindest die einzige Entschuldigung für ihr Verhalten.«
    George Dundon bemerkte bissig: »Meinen Sie wirklich?«
    Sein Ton war fast beleidigend, aber James schien es nicht zu merken. Er wählte seine Worte wie immer mit pedantischer Sorgfalt.
    Pamela zuckte zusammen.
    »Eine derartige Eifersuchtsszene ist nicht mehr als normal zu bezeichnen, und sie wird sich wiederholen, wenn der unglückliche Mann auch nur wagt, eine andere Frau anzusehen! Man stelle sich vor!« rief James befriedigt, weil ihm der schlüssige Beweis für seine Ausführungen gerade eingefallen war, »diese verrückte Person hat sogar meine eigene Frau in ihre grundlosen Anschuldigungen mit eingeschlossen!«
    Das ebenmäßige Gesicht George Dundons verzog sich zu einem spöttischen Grinsen, das fast die Grenze des Erlaubten überschritt. Sogar James mußte das merken, dachte Pamela verzweifelt. Dann sah sie, wie er kreidebleich wurde, und zog ihn am Ärmel. James stand auf, blickte George eine Sekunde lang voll ins

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