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Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Titel: Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rosenberg
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gleich.
    Ich atme tief ein, nehme all meine Kraft zusammen und gehe in die Wohnung meiner Eltern. »Hallo!«, rufe ich bewusst fröhlich.
    Ich sehe meine Mutter schmollend in ihrem Rollstuhl sitzen, das Nachthemd halb über den Kopf gezogen. Mit beiden Armen versucht sie unbeholfen, sich zu bekleiden.
    Mein Vater stürmt ins Schlafzimmer, als er mich hört. »Das kannst du vergessen!«, ruft er mir zu. »Deiner Mutter ist nicht mehr zu helfen. Die meckert nur.« Seine Stirn liegt in Falten. Er ist sehr, sehr wütend.
    Ich gehe zu ihr, lege meine Hand auf ihren Arm, um sie zu beruhigen. »Mutti, ich bin es«, sage ich sanft zu ihr.
    Sie schaut mich zwar an, aber ich bezweifle, dass sie mich im Moment erkennt. Behutsam versuche ich, ihr das Nachthemd anzuziehen. Mit großen Augen sieht sie mich an.
    Mein Vater zupft jetzt am Nachthemd seiner Frau herum, als ob er sie ärgern wollte.
    »Was machst du denn da?«, frage ich ihn gereizt. »Kannst du bitte damit aufhören!«
    Er macht meine Mutter nur wieder nervös.
    »Ich will nur helfen«, raunt er.
    »Aber du hilfst uns doch so nicht«, entgegne ich. »Lass mich das jetzt machen.«
    »Es geht nicht. Das siehst du doch! Sie macht nicht mit«, sagt er störrisch.
    »Kannst du uns vielleicht einfach mal allein lassen?«, bitte ich ihn.
    Ich bin kurz davor zu schreien. Er ist so ungeduldig mit seiner Frau. Ich finde, es ist fast schon gemein. Mir ist klar, dass er jetzt beleidigt sein wird. Aber sein Verhalten ist irritierend. Er behindert mich mehr, als er hilft. Als meine Mutter endlich im Bett liegt, gehe ich zu ihm ins Wohnzimmer, um ihn zu besänftigen. Auf seinen unmöglichen Auftritt will ich ihn nicht ansprechen. Er schaut mir finster entgegen.
    »Deine Mutter muss zum Arzt. Da stimmt was nicht!«, sagt er bestimmt.
    »Vater. Wir wissen, was da nicht stimmt. Der Arzt kommt doch jede zweite Woche. Sie ist krank. Das weißt du doch!«, erkläre ich ihm. Geduld!, mahnt meine innere Stimme. Übe dich in Geduld!
    Er blickt auf den Boden. Eine Zeit lang sagt er nichts. Gerade als ich mich verabschieden will, hebt er den Kopf und entgegnet: »Ja. Der Arzt kümmert sich nur um deine Mutter. Ich bin ja nicht mehr wichtig.«
    Gut, denke ich. Beim nächsten Arztbesuch bin ich dabei. Dann werden wir sehen.
    »Ach was, das kann ich mir gar nicht vorstellen«, sage ich. »Du bist total wichtig für uns alle. Aber Mutter ist sehr krank.«
    Er tut mir leid, und doch strapaziert er gleichzeitig meine Nerven mit seinem Selbstmitleid, das immer mehr zunimmt. Es kommt mir langsam so vor, als ob er ständig versuchte, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Er lacht kurz auf, fällt aber einen Moment später wieder in sich zusammen. Weitere Worte erscheinen mir sinnlos.
    Ich bin müde und sehne mich nach meiner Familie.

Kapitel 3
    2006

Am Ende
    Da meine Mutter zunehmend die Orientierung verliert, ihr Tages- und Nachtrhythmus nicht mehr stimmt und die Koordination nachlässt, ist Hilfe nicht nur bei der Morgenhygiene, sondern auch bei der alltäglichen Abendroutine dringend notwendig – und zwar ab sofort. Das ist mir nach dem Gespräch mit meinem Vater klar geworden.
    Gleich am nächsten Tag versuche ich, den Pflegedienst anzurufen, doch entweder ist das Telefon belegt, oder es nimmt keiner ab. Immer wieder werde ich obendrein durch Kundenanrufe oder -besuche abgelenkt. Als ich das Büro des Pflegedienstes endlich erreiche, wird mir versprochen, dass ab sofort auch abends jemand vorbeikommt. Ich bewundere die Flexibilität, mit der die Mitarbeiter reagieren. Bestimmt ist die Gestaltung der Dienstpläne eine tägliche Herausforderung. Aber weiter will ich mich mit der Sache nicht mehr beschäftigen. Ich bin einfach nur dankbar, dass es so unkompliziert verläuft und dass ich nicht erneut ein zweiseitiges Formular ausfüllen muss.
    Nach anfänglichen lauten Protesten hat meine Mutter die Pflegerinnen und deren Tun mittlerweile akzeptiert. Mein Vater zeigt hingegen weniger Verständnis für die häusliche Situation. Er betrachtet sich als Pfleger seiner Frau, ist aber die meiste Zeit selbst ein Pflegefall wegen der nervlichen Belastung, der er nicht mehr gewachsen ist. Er kann von meiner Mutter nicht loslassen und verursacht damit immer mehr Chaos.
    Lachend sitzen wir auf dem Sofa. Wir sehen einen witzigen Film im Fernsehen und genießen den Abend. Lena liegt nach einem anstrengenden Schultag bereits im Bett und schläft tief und fest, als die Stimmen unten plötzlich lauter werden. Oh

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