Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Muttergefuehle

Muttergefuehle

Titel: Muttergefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rike Drust
Vom Netzwerk:
Filme, Bands und Witze. Wir lieben uns, wir streiten uns, wir vertragen uns, und wir würden uns nie im Leben hängen lassen.
    Deshalb frage ich mich: Ist es nicht auch eine gute Alternative, dass der Sohn sich selbst seine Freunde aussuchen kann, die bei uns immer willkommen sind, aber eben auch wieder zu ihren eigenen Eltern geschickt werden können, zwischendurch sogar gemeinsam mit unserem Kind? So hätten beide Elternpaare mal ein freies Wochenende. Wenn meine Freundin und ich uns ausmalen, wie wir ihren Sohn mit in den Urlaub nehmen oder unser mal ein Wochenende bei ihr bleibt, klatschen wir auf jeden Fall vor Verzückung in die Hände. Das sieht wahrscheinlich anders aus, wenn sich mein Sohn als besten Bruderfreund nicht das Kind der großartigen, witzigen Freundin aussucht, sondern ein Arschlochkind mit Riesenarschlocheltern.
    Wo wir gerade bei Arschlöchern sind: Wird nicht mein Kind auch sowieso eins, wenn er allein bleibt? Das ist zumindest die Meinung von vielen Mehrfachmüttern. Beginnen Einzelkinder einen Satz mit »Ich« oder hauen sie, weil ihnen ihr Spielzeug aus der Hand gerissen wird, heißt es schließlich gleich »Jaja, typisch Einzelkind, egoistisch, aggressiv – und abgeben können sie auch nicht«.
    Als Einzelkindmutter befinde ich mich in der Hitliste der Supermütter ziemlich weit unten, aber das kenne ich ja schon von der Geburt. Mein Not-Kaiserschnitt rettet mich zwar vor dem letzten Platz der Wunschkaiserschnitte, aber vor mir liegen noch die PDA- Geburt, und auf Platz eins steht die natürliche Geburt ohne alles. Ein Einzelkind ist also in Kreisen dogmatischer Mehrfachmütter etwa so beliebt wie ein Wunschkaiserschnitt. Aber zum Glück ist mir fast egal, was andere darüber denken, und ich würde mich eher dafür rechtfertigen, dass ich mit meinem Sohn zu Burger King gehe, als dafür, dass er wahrscheinlich Einzelkind bleiben wird.
    Mir gefällt es so, wie es ist. Ich mag es, zu arbeiten, und ich mag es, nach der Arbeit exklusive Zeit für mein Kind zu haben. Und ehrlich gesagt, wenn es mit meinem Sohn anstrengend wird, merke ich, dass ich ganz schön schnell ungeduldig werde. Dann frage ich mich, ob ich für mehr Kinder überhaupt geeignet bin. Ich würde wahrscheinlich die meiste Zeit so aussehen wie viele andere Mütter mehrerer Kinder. Sie haben Augenringe, sind gestresst, geben eine Anweisung nach der anderen, sind immer bemüht, die Ruhe zu bewahren, und wünschen sich Krakenarme, damit sie alle Kinder wahlweise entweder versorgen, umarmen oder erwürgen können. Ich habe unheimlich viel Respekt vor den Frauen, die sich jeden Tag allein diesen Herausforderungen stellen, während die meisten ihrer Männer Vollzeit arbeiten. Aber solange mein Mann viel arbeitet und ich den größten Teil der Kindererziehung übernehme, bin ich lieber entspannt mit nur einem unterwegs, um überrascht festzustellen, dass dieses laute, fröhliche Pfeifen von mir kommt.
    Und die Tatsache, dass mein Sohn ein Einzelkind ist, heißt für mich nicht automatisch, dass er ein beziehungsgestörter, egozentrischer Soziopath wird. Denn nur weil er allein ist, bedeutet das ja nicht, dass wir ihm zum dritten Geburtstag einen Fernseher ins Zimmer stellen und er unsere Haare anzünden darf. Ich verbringe die Zeit mit ihm auch nicht immer allein, weil ich überhaupt kein Interesse daran habe, dass er so ein Klugscheißerkind wird, das mit fünf sagt, »Also, am liebsten bin ich mit Erwachsenen zusammen«. Und zu guter Letzt ist er ja bei den Tageseltern jeden Tag mit anderen Kindern zusammen und macht dort alles, was man mit Geschwistern eben so macht, zum Beispiel hauen, einstecken und zusammenhalten. Oder auch teilen. Mein Sohn soll nämlich früh lernen, dass er als Einzelkind nicht alles bekommt, was er haben will. Geschwister zum Beispiel.
    Das frage ich mich, wenn ich über Kinderplanung nachdenke:
    • Bin ich persönlich dafür geeignet? Habe ich die nötige Geduld und Opferbereitschaft, noch einmal Schwangerschaft und Säuglingszeit durchzumachen?
    • Will ich wirklich ein Kind, eines, das größer wird, oder will ich nur etwas zum Kuscheln, weil mein erstes Kind schon so groß geworden ist?
    • Habe ich die nötige Infrastruktur, um weiter arbeiten zu können? Familie, Freunde, Kinderbetreuung?
    • Will ich es immer noch, wenn ich mir den schlimmsten Fall (zum Beispiel Schreikind oder großer Bruder hasst kleines Geschwisterkind) vorstelle?
    Alle lachen, und es riecht nach Kuchen.
    Das Glück, das tiefe

Weitere Kostenlose Bücher