Muttergefuehle
Glück über die Familie.
Als kleines Mädchen wollte ich erst Popsängerin werden und mich dann mit spätestens zwanzig zur Ruhe setzen, um Mann und Kinder zu haben. Hätte mir damals jemand gesagt, ich würde mit dreißig weder berühmt noch verheiratete Mutter sein, hätte ich mit ziemlicher Sicherheit vor Wut mein Barbiehaus angezündet. Vielleicht war es diese kindliche Vorstellung, die bei mir mit Anfang dreißig den Turbo eingestellt hat, wahrscheinlich lag es aber einfach an meinem Mann. Auf jeden Fall habe ich in einem Tempo kennengelernt, geheiratet und ein Kind geboren, in dem sich andere noch nicht mal für ein Fahrrad entscheiden können. Plötzlich war ich Ehefrau (und hatte auch noch selbst den Antrag gemacht) und dachte jedes Mal »Huch, Erwachsenenwohnung!«, wenn ich unsere Immobilie (Eigentum!) betrat, und wenig später »Huch, das ist ja meins!«, wenn ich das Kind auf dem Teppich liegen sah. Das größte Huch hatte ich etwas später, als ich in einem großen Suppentopf rührte, während ich hören konnte, wie Mann und Kind laut und fröhlich spielten. Denn dieser Moment hat mich so berührt, dass mir die Glückstränen in die Augen schossen. Was für ein Schock: Ich als emanzipierte Frau konnte doch unmöglich diese schlimme Klischee-Situation als schön empfinden. Aber es ist so. Ich bin glücklich, wenn ich meine Familie lachen höre und wenn ich eine gesunde Mahlzeit für sie zubereiten kann, die ihnen schmeckt und sie satt macht. Zum Essen sitzen wir alle zusammen am Tisch und haben Spaß und denken uns beknackte Spiele aus, die dem Kind so viel Spaß machen, dass der Mann und ich uns verliebt angucken und unser Glück nicht fassen können. Genauso fantastisch ist, wenn wir drei uns morgens noch mal ins Bett legen. Dann drängelt sich unser Sohn zwischen uns, dreht in unseren Haaren, und wir liegen ganz nah beieinander einfach rum. Irgendwann fangen wir an, wie verrückt zu toben, kitzeln uns durch und schmeißen mit Kissen oder mit dem Kind.
»Cut!«, ruft der Regisseur, der diese schmalzige Familienserie dreht. In der Pause ist alles wieder normal: Der Mann ist nicht da, weil er irgendeine wichtige Präsentation hat, ich bin stinksauer, weil wieder alles an mir hängen bleibt, und das Kind wirft sich wütend auf den Boden, weil es mein Handy nicht haben darf.
Aber noch bevor ich den Mann anrufen und mich beschweren kann, geht es weiter. »Action!«, heißt es, und sofort tanzen wir drei in unserem Wohnzimmer völlig spackig zu Friska Viljor, und der Sohn dreht sich so lange im Kreis, bis er einen Drehwurm hat und lachend umfällt. Danach ziehen wir uns alle kichernd unsere Jacken an und gehen raus. Auf der Straße streckt der Sohn uns beiden seine Hände entgegen. Hand in Hand in Hand gehen wir lächelnd die Straße entlang und können uns nicht vorstellen, dass es ein schöneres Leben als das unsere geben kann.
Ich habe wahrscheinlich öfter einen Igel gesehen als diese Familienglücksmomente erlebt, die zwar genau so passiert sind, sich jedoch lesen wie aus dem Drehbuch einer sehr seifigen Serie. Aber egal, wie oft oder selten ich diese Momente erlebe, mir wird dadurch immer wieder klar, dass ich nichts anderes brauche als meine beiden Männer. Ich weiß wieder, was für ein großes Geschenk es ist, dass wir einen so tollen, süßen, hübschen, witzigen und schlauen Sohn haben. Dass wir ihm so tolle Eltern sein können, weil wir uns lieben und so viel Spaß zusammen haben. Dass wir ihm eine glückliche, unbeschwerte Kindheit geben können mit Weihnachten und Kuchenbacken und Singen und Basteln und Kuscheln und Kaputtlachen und Zusammenhalten. Und auch, wenn ich es manchmal vor lauter Alltag und Chaos und Generve vergesse, bin ich so unendlich dankbar für mein Familienglück, dass ich das an dieser Stelle einfach mal so stehen lassen will.
Was ich mache, wenn mir dieses Glück sehr fern scheint:
• Ich lese diesen Text, kann mir erst nicht vorstellen, dass es wirklich mal so war, erinnere mich dann wieder, halte die schlechte Phase besser aus und freue mich schon auf den nächsten Glücksmoment.
DER REST DER WELT
…. …? …….!
Die Ohnmacht bei Klugscheißattacken anderer (fremder) Menschen.
Gleich nachdem mein Bauch »nicht mehr als fett durchging« (Originalzitat eines Bekannten), passierte es: Familie, Freunde und vor allem Fremde wussten alles über Schwangerschaft und Babys, und das grundsätzlich besser. Als mein Sohn dann auf der Welt war, haben alle noch mal eine
Weitere Kostenlose Bücher