Muttersohn
derselben Stunde gegeben wird, das redet. Denn ihr seid’s nicht, die da reden, sondern der Heilige Geist.
Percy sagte: Oje.
Dann sagte er nichts mehr.
Der Pfarrer sagte: Und nach Psalm 81, horch: Tu deinen Mund auf, ich will ihn füllen.
Percy sagte: Das hättest du mir nicht sagen sollen. Vielleicht. Ja. Aber auch gut. So. Ich werde nie mehr vor Leuten stehen und zu ihnen sprechen.
Pfarrer Anton, ganz fröhlich: Da bin ich gespannt.
Und Percy: Und ich erst.
Ein rätselhaftes Verbrechen
(opi) Konstanz. Nach dem alle Beteiligten vernommen werden konnten, ergab sich folgendes Bild: Anton Percy Schlugen hatte sich am 24. Dezember gegen neun Uhr vormittags vom Mühlheimer Pfarrherrn verabschiedet. Zu Fuß ging er über Neuhausen durch den Schindelwald. In Waldhof, wo die Landstraße auf die Bundesstraße trifft, sollte ihn gegen Mittag Massimo Attanasio im Gasthof Schusterfranz erwarten und ihn zur Akademie für Unvollendete auf die Insel Rheinau bringen. Massimo Attanasio ist der Hausmeister der Akademie, an deren Gründung im September des letzten Jahres Anton Percy Schlugen beteiligt war. Dieser Weg war vorbereitet durch Chrysostomus Studer, Pfarrer in Merklingen. Von Mühlheim an der Donau bis zum Treffpunkt, dem Gasthof Schusterfranz, sind es dreizehn Kilometer.
Massimo Attanasio war pünktlich zur Stelle, aber Anton Percy Schlugen kam nicht. Er war im Schindelwald, den er, von Neuhausen kommend, durchwanderte, von einem Kommando des Motorradclubs The Jollynecks erschossen worden. Also nicht, wie berichtet wurde, von den Hell’s Angels, sondern von den Jollynecks. Inzwischen ist der Fahrer des Motorrads, von dem aus der tödliche Schuss abgegeben wurde, vernehmungsfähig. Er gab zu Protokoll: Er habe nicht gewusst, was der Leader auf dem Rücksitz vorhatte. Er habe gedacht, der Leader werde, wenn man an Anton Percy Schlugen vorbeifahre, in die Luft schießen. Er habe gedacht, Schlugen solle erschreckt werden, um ihn so zu bewegen, Mitglied beim deutschen Chapter der Jollynecks zu werden. Dass der Leader, der im Club Katze heißt, in Wirklichkeit aber Hans Peter Ullmann, dass der dann im Vorbeifahren Anton Percy Schlugen durch Genickschuss tötete, sei nicht abgemacht gewesen. Auf dem Club-Gelände wird der im Vorbeifahren zu platzierende Genickschuss an einer Schaufensterpuppe regelmäßig geübt, aber wie alles, was dort geübt wird, war das immer Training, Training für nichts. Es hat Spaß gemacht. Zwar wurde davon gesprochen, dass man irgendwann die, die man verurteilte, auch bestrafen werde, aber das hat niemand ernst genommen. Das war ein Spiel. Ein Spiel gegen die Welt, wie sie ist. Keiner im Club hat je daran gedacht, die Urteile, die gegen alle Möglichen gefällt wurden, könnten je vollstreckt werden. Keiner, außer Hans Peter Ullmann, alias Katze. Der hatte die
Action Percy
so angekündigt, dass am Spielcharakter kein Zweifel möglich war: Hin, Genickschuss, den Toten am dritten Tag nach der Beerdigung ausgraben und verschwinden lassen, der Fred vom Fernsehen filmt es. Percy, ein Jollyneck-Member, ist am dritten Tag nach seiner Ermordung durch die Hell’s Angels auferstanden und aufgefahren. Das ist der Hype schlechthin! Damit sind die Jollynecks endgültig Kult, Kult, Kult!
Alle haben gelacht, als Katze diese Sensationsstory verkündete. Da gibt’s nichts zu lachen, ihr Banausen, brüllte er. Damit sei die Spiel-Epoche beendet: Jetzt fängt an die Vollstreckung. Alle johlten vor Begeisterung, weil sie es für Katzes neueste Idee zur Steigerung des Spiels hielten. Und dann ging das so: Der Leader schießt wirklich, der Getroffene wirft im Sturz seine Hände weit auseinander und gerät so mit seinem Stock dem Bike ins Vorderrad. Das war ein dicker Stock, den der Getroffene an einer Schlaufe in der Hand hatte. Das Bike überschlägt sich, der Leader fliegt durch die Luft, er, der Fahrer, landet mit dem Bike im Straßengraben. Am Straßenrand liegen dann der Erschossene und der Leader, der sich beim Sturz das Genick gebrochen hat. Beide mit dem Gesicht im frisch gefallenen Schnee.
So weit Helmut Leiprecht, der im Club Robespierre heißt. Er hat Glück gehabt. Außer mehreren Knochenbrüchen und Muskelrissen und einer Gehirnerschütterung ist ihm nichts passiert.
Kurz nach diesem Vorfall traf am Unfallort das Fernsehteam ein, das seit einiger Zeit Anton Percy Schlugen überallhin begleitete. Der Dokumentarfilm-Regisseur Fred Friedrich war fassungslos. Er habe, sagte er nachher der Polizei,
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