My scottish Dream
mittleren
Schublade. Wie war die zweite Frage, Schatz? Ich habe dich kaum
verstanden«, sagt sie.
»Ob
du weißt, wer mein Vater ist?«, wiederhole ich mutiger.
Sie
seufzt. »Liebes, ich weiß es, aber … willst du das
wirklich wissen?«
»Ja,
Gramps, sonst hätte ich dich nicht gefragt.«
»Ich
habe deiner Mum zwar versprochen, es dir niemals zu sagen, aber sein
Name ist Reed Wallace, ich weiß allerdings nicht, wo er wohnt
und den Namen gibt es sicher sehr oft«, erzählt Gramps.
»Weiß
er, dass es mich gibt?«, frage ich kleinlaut.
»Das
weiß ich wiederum nicht, Schatz, warum fragst du denn danach?«,
möchte sie wissen.
»Weil
ich meine Wurzeln kennenlernen möchte«, antworte ich
unsicher.
»Das
ist gut, aber soviel ich noch weiß, war er damals verheiratet.
Deine Mum hat es erst erfahren, als sie mit dir schwanger war, und
ihn verlassen. Er hat wohl auch zwei Söhne mit seiner Frau.
Allie, ich erinnere mich nicht mehr an alles, aber brich dir nicht
das Herz, indem du ihn suchst und enttäuscht wirst«, meint
Gramps.
»Ich
… werde mein Glück versuchen und … ich möchte
ihn erst mal nur sehen und nicht gleich damit konfrontieren, dass ich
seine Tochter bin. Hast du vielleicht irgendwo ein Foto von Mum und
ihm?«
»Im
Fotoalbum, das liegt links im Sekretär. Es ist das Album, in dem
die ganzen Jugendfotos deiner Mutter sind«, verrät sie
mir.
»Okay,
danke dir, Gramps. Ich besuche dich Montag, okay?«, frage ich.
»Ich
freue mich, Schatz. Bis bald.«
»Bis
bald, Gramps.«
Ich
hänge den Hörer ein und eile an den Sekretär. Gerade
kommt es mir so vor, als würde mein Leben davon abhängen.
Ja, ich bin eine blöde Kuh und hätte Gramps viel früher
fragen sollen, aber sie hatte Mum versprochen, es mir nicht zu
verraten. Wahrscheinlich hat sie ihr Versprechen nun gebrochen, weil
Mum tot ist, und mein Vater meine Familie um eine Person vergrößern
würde, somit hätte ich dann zwei Menschen, die zu mir
gehören. Nachdem ich das Fotoalbum habe, hole ich auch die Liste
mit Gramps‘ Kunden aus der anderen Schublade und setze mich mit
beidem an den Esstisch in der Küche. Aufgeregt blättere ich
das Album durch, bis ich bei einem alten vergilbten Polaroid stehen
bleibe. ‚ Ainsley & Reed, Juli 1985‘, steht in
Schönschrift darunter. Meine Mum lächelt und mein Vater
auch. Es ist das erste Mal, das ich ihn sehe, leider auf einer 28
Jahre alten Aufnahme, da das Foto auf 1985 datiert ist.
Wahrscheinlich waren sie da noch nicht lange ein Paar beziehungsweise
Mum war noch nicht lange seine Affäre. Er trägt keinen
Ehering auf dem Foto, was mich wütend macht. Mein Vater hätte
es ihr doch sagen müssen, statt sie zu belügen. Oder wusste
Mum es und es war ihr egal? Wie gerne ich sie nun mit meinen Fragen
löchern würde. Seufzend betrachte ich das Foto, bis ich auf
den Gedanken komme, meinen Vater im Telefonbuch zu suchen. Bestimmt
gibt es online eines für Schottland, müsste es, schließlich
gibt es die für alle Länder, und ich hoffe, dass ich keine
200 Reed Wallaces durch telefonieren muss, bis ich ihn gefunden habe.
Ich öffne den Laptop wieder, verbinde ihn über mein Handy
mit dem Internet und suche mir, mithilfe von Google, das Telefonbuch
von Edinburgh heraus. Dann gebe ich den Namen meines Dads ein. Es
gibt drei ‚R. Wallace‘ in Edinburgh. Ob ich es wagen
soll? Nein! Lieber schreibe ich mir die Adressen ab und fahre
dorthin. Vielleicht erkennt jemand sich selbst. Wenn nicht, dann habe
ich eben Pech gehabt und muss meine Suche auf die Umgebung ausweiten.
Nachdem ich die Adressen auf einen Zettel geschmiert habe, rufe ich
noch mal Gramps an.
»Winchester,
hallo?«, meldet sie sich wieder.
»Hey,
Gramps, ich bin es noch mal. Hast du ein Auto?«, frage ich.
»Ja,
das steht in der Garage, der Schlüssel steckt«, antwortet
sie.
»Das
ist zwar ziemlich unsicher, aber danke. Darf ich damit fahren?«,
erkundige ich mich.
»Klar,
wenn du mit der umgekehrten Steuerung zurechtkommst«, sagt sie.
»Super,
ich danke dir, Gramps. Bis Montag.« Ich warte ihre Antwort
nicht ab, sondern hänge den Hörer ein und laufe nach oben,
um mich anzuziehen. Schnell habe ich eine Baumwollhose und eine Bluse
aus meinem Koffer gezogen, wozu ich meine Sandalen anziehe. Danach
stürme ich wieder nach unten und stopfe alles aus meiner
Handtasche in meine Umhängetasche, die auch noch in meinem
Trolley war. Mit allem ‚bewaffnet‘ gehe ich zur Garage
und steige in Gramps Auto.
Es
ist ein Pick-up, der
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