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My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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nicht wäre, würde er keine Gedichte schreiben können. Ich empfinde das als große Aufgabe, Nele.«
    Â»Ich beneide dich, Zippi«, hauchte Nele und streichelte die Blätter. »Einen Freund zu haben, dessen Muse man ist, muss wunderbar sein.«
    Na ja, ich würd’s eher lästig nennen. Wenn Nele wüsste, wie viele ungelesene Gedichte unter meiner Matratze in Martas und meiner Kammer schlummerten, würde sie mich als Unmensch ersten Grades ins Guinnessbuch eintragen lassen. Hundertpro!
    Franzl war mit Marta unterwegs, Emir war weiß der Kuckuck wo und Ignaz war im Tal. So gesehen war es ein ereignisloser, uninteressanter Vormittag - von dem spannenden Buch, das ich nicht weiterlesen konnte, weil Nele mich daran hinderte, und Cas’ Gedichten mal abgesehen. Und so wäre er auch weitergegangen, wenn Nele sich nicht nach dem noch ungeöffneten Brief erkundigt hätte.
    Â»Mach ihn doch endlich auf!«
    Â»Kein Interesse.«
    Â»Echt? Interessiert’s dich nicht, was dir jemand geschrieben hat?«
    Â»Ich weiß, was drinsteht.«
    Â»Komm schon! Jetzt nimmst du mich auf den Arm!«

    Ich schüttelte den Kopf.
    Â»Wie kommt das?«
    Â»Was?«
    Â»Dass du weißt, was in dem Brief steht?«
    Â»Weil’s immer dasselbe ist.«
    Â»Dann kannst du mir ja sagen, was drinsteht.«
    Ich schüttelte wieder den Kopf.
    Â»Von wem ist der Brief?«
    Das Mädchen nervte mich. Ich hätte aufstehen und in meine Kammer gehen sollen, aber auf der Bank in der Sonne war es angenehmer. Ich schwieg.
    Â»Du weißt, wer dir den Brief geschickt hat und was die Person dir geschrieben hat, weil es immer dasselbe ist«, wiederholte Nele leise. Ich merkte, wie sie nachdachte.
    Plötzlich und ohne Vorwarnung zog sie den weißen Umschlag unter dem braunen vor. »Das ist eine Frauenhandschrift«, konnte sie gerade noch sagen, bevor ich ihr den Brief aus der Hand riss. »Der geht dich nichts an!«
    Ich setzte mich auf den Brief, verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte sie wütend an.
    Â»Sorry. Ich wollte nicht neugierig sein.«
    Â»Du bist verdammt noch mal das neugierigste Mädchen, das ich kenne!«
    Nele schwieg beleidigt.
    Ich war wütend.
    Und sauer.
    Und überhaupt …
    Â»Ich weiß auch so, von wem der Brief ist«, flüsterte sie. Plötzlich kullerten dicke Tränen aus ihren Augen. »Ich würde alles darum geben, wenn ich von meiner … von einer bestimmten Person nur noch einmal einen Brief bekommen könnte. Aber … aber eine Tote schreibt keine Briefe.« Nele saß ganz
ruhig auf der Bank. Sie schniefte nicht, sie schluchzte nicht, sie schlug nicht die Hände vors Gesicht - sie weinte lautlos und mit offenen Augen.
    Der Anblick war furchtbar.
    Wenn sie mich an diesem Vormittag nicht schon so schrecklich genervt hätte, hätte ich sie vielleicht getröstet. So aber reichte ich ihr nur ein Papiertaschentuch. »Seinen Gefühlen kann man nicht befehlen.«
    Â»Aber man darf die Gefühle anderer auch nicht missachten!«, schrie sie.
    Das kam so unerwartet, dass ich zusammenzuckte.
    Â»Du bist gemein! Und herzlos! Du denkst nur an dich!«, schrie sie weiter. »Du … du hast’s nicht verdient, eine Mutter zu haben! Was ist, wenn sie stirbt, und ihr habt euch nicht versöhnt? Hast du daran schon mal gedacht, Zippi? Deine Mutter liebt dich! Und was machst du? Du wirfst ihre Briefe ins Klo und spülst fünf Mal nach!«
    Â»Woher weißt du das?«, fragte ich entsetzt. Was heißt entsetzt!? Ich war außer mir. »Wer hat dir das verraten?«
    Â»Das wissen doch alle!«
    Fassungslos sprang ich auf, riss die Briefe an mich und rannte endlich in meine Kammer. Das hätte ich schon längst tun sollen, ich Depp hatte mich aber von der Wärme einlullen lassen und … und das hatte ich nun davon.
    Mit zitternden Fingern riss ich den weißen Briefumschlag auf. »Liebe Zippi, ich hoffe so sehr, dass du mir einmal eine Zeile schreibst …« Weiter kam ich nicht. Ich starrte auf das Blatt. Ließ es sinken, warf mich aufs Bett - und heulte. Ich heulte so, dass es mich richtig schüttelte.
    Ich heulte, weil ich meinen Pa liebte, obwohl er mich nervt, wenn er Erzieher spielt. Ich heulte, weil ich meine Mutter vermisste. Ich heulte, weil ich nicht wusste, wie ich den ganzen Familien-Schlamassel
ändern konnte - ich, Zippi, heulte, bis mein

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