My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser
ersten Tages, fluchte ich und flüchtete ins Kämmerchen. Dort schöpfte ich erst mal Luft - vor Schreck hatte ich nämlich das Atmen vergessen. Dann linste ich vorsichtig nach drauÃen und zog den Koffer herein. In geschlossenem Zustand hatte er Platz, in geöffnetem nur, wenn ich eine Hälfte unters Bett schob. Der Deckel lieà sich natürlich nur wenig öffnen, aber gut, das reichte. Ich hatte echt Glück, denn obenauf lag, fein zusammengefaltet (muss Olga gemacht haben!), das eine Dirndl, das rote.
Zippi, frohlockte ich, das Leben ist schön! Was machtâs schon, wenn dich ein Junge sekundenlang nur teilbedeckt gesehen hat. Gleich sieht er dich so fein herausgeputzt, dass er dein Hinterteil sofort vergisst.
»Was machstân da?«, fragte Marta und beugte sich übern Bettrand.
»Das siehst du doch. Ich ziehe mich an...«
»Was, jetzt schon? Du bist verrückt. Wie kommst du überhaupt zu deinem Koffer?«
»Na, wie schon? Ich habe ihn geholt.«
»Bist du nackt hinausgesprungen?«
»Bist wohl verrückt... Ich hab mich in den Teppich gewickelt. Das war ein ganz ordentlicher Bademantelersatz.«
»Klar...« Marta gähnte. »Wie ist das Wetter?«
»Super.«
Urplötzlich und so, als wäre gerade ein ganzer Bienenschwarm in ihrem Bett aufgewacht, stand sie plötzlich am Kopfende desselben und starrte angestrengt aus dem Fenster. »Voll die Pleite. Kein Königsschloss in Sicht.«
Ich band gerade die Schürze um. »Vielleicht sieht manâs ja von der andern Seite. Sag mal, weiÃt du noch, wo die Schleife gebunden wird? Links oder rechts?«
»Keine Ahnung. Gibtâs da eine feste Regel?«
»Mann... Erinnerst du dich nicht? Ist die Schleife links, bedeutet es, dass man verheiratet ist. Ist sie rechts, ist man Single. Oder andersherum. Ich weià es nicht mehr.«
»Nimm den Mittelweg. Binde sie einfach in der Mitte vorm Bauch.«
Ich band die Schleife also in der Mitte, zog die Lochsöckchen an und schlüpfte in die derben Stiefel. Beim Kauf hatten sie perfekt gepasst; jetzt drückten sie auf beide groÃen Zehen. Na, der Tag war lang; sie würden sich schon weiten, dachte ich und suchte den Waschbeutel. Verdammt, der war im andern Koffer. In dem, der vor der Hütte stand.
Aber jetzt war ich ja angezogen. Munter riss ich die Tür auf und - ein fürsorglicher Mitbürger hatte den Koffer davorgestellt. Leider hatte er keinen Platz mehr in der Kammer, also klappte ich ihn im Flur auf, fand den Waschbeutel und marschierte zum Badezimmerchen.
Meine Haare kräuselten sich wie Putzwolle. Ich seufzte tief und band sie zusammen. Dann putzte ich die Zähne, wusch Gesicht und Hände und war bereit für einen wunderschönen Tag in den Alpen.
Bis jetzt war alles ruhig gewesen; jetzt knatterte das Moped, die reine Luft wurde von üblen Abgasen verpestet, aber trotzdem hüpfte mein Herz vor Freude: Der Junge war weg.
Eigentlich schade, ich hätte mich gerne in meinem roten Dirndl präsentiert.
Die Gaststube war leer, die drei von der Hütte saÃen in der Küche und tranken Kaffee. Sie grinsten, als ich hereinkam. »Na, gut geschlafen? Schick siehst du aus, Zippi.«
»Obwohl«, meinte Gundi fröhlich, »im Flickenteppich musst du auch sehr gut ausgeschaut haben.«
»Hat der Typ gepetzt?«, entgegnete ich. »Das tut man nicht.«
»Er hat nicht gepetzt«, klärte mich Rosi auf. »Ignaz hat dich gelobt.«
»Ignaz? HeiÃt der Junge mit dem Moped tatsächlich Ignaz?«
»Warum nicht? Das ist ein alter Allgäuer Name.«
»Wer das glaubt...« Ich rührte meinen Milchkaffee um. »Marta schläft noch.«
»Quatsch. Hier bin ich. Warum sieht man nicht das Königsschloss?«
Wir starrten sie an.
»Guten Morgen, liebe Marta«, sagte Rosi höflich.
»Morgen. Ich dachte, man sieht das Königsschloss«, wiederholte Marta vorwurfsvoll.
»Das ist... lass mich nachdenken.« Rosi runzelte die Stirn. »Von hier aus ist es gute dreiÃig, vierzig Kilometer entfernt. Ich spreche von Luftlinien-Kilometern. Fährst du im Auto, sind es mehr, weil Berge dazwischen liegen und die StraÃen nicht gradlinig verlaufen. Warum interessiert dich das?«
»Ich möchte das Schloss besichtigen«, antwortete Marta. Sie äuÃerte das so entschieden, dass niemand »Was für eine idiotische Idee«
Weitere Kostenlose Bücher