MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
mir doch gar nicht“, protestierte Georgina. Vergeblich. Sie musste gehorchen, auch wenn sie nur unter ein wenig erhöhter Temperatur und Kopfschmerzen litt. Sie kroch also unter die Decke und ließ ihren Gedanken freien Lauf.
Zunächst drehten sie sich unentwegt um Mr. Latimer. Dann aber, als ihre Mutter noch einmal kam, um ihr von Mr. Pickens’ Besuch und den guten Neuigkeiten zu erzählen, die er gebracht hatte, fiel ihr Sir Arthurs Versprechen ein. Ihr Onkel hatte für den heutigen Tag seinen Besuch in Westcotes angekündigt. Er ahnte ja nicht, dass seine finanzielle Unterstützung nun nicht mehr nötig war. Ob ihre Mama sich weigern würde, ihn zu empfangen?
Er hat sich am Samstag so gefreut, mich zu sehen, dachte Georgina. Und gewiss wünschte er sich kaum etwas dringender als die Versöhnung mit der Familie seines Bruders. Wie schade wäre es, wenn es nicht zu einer Beilegung des Streits käme! Georgina war davon überzeugt, dass insbesondere Rupert von dem Kontakt zu seinem Onkel profitieren würde. Es war nicht leicht für einen Jungen, ohne männliches Vorbild aufzuwachsen. Und nun, da sowohl sein Vater als auch sein älterer Bruder tot waren, war Sir Arthur der einzige männliche Verwandte, der Rupert blieb. Sicher, Kate würde bald heiraten, und dann konnte Radley sich vielleicht etwas mehr um den Knaben kümmern. Aber bisher schien nur Mr. Latimer einen wirklich guten Einfluss auf Rupert auszuüben.
Georgina runzelte die Stirn. Nun dachte sie also schon wieder an ihn! Nun, es ließ sich nicht leugnen, dass ein Stirnrunzeln des Malers Rupert mehr beeindruckte als eine Strafpredigt seiner Mutter.
Von draußen waren Stimmen zu vernehmen. Offenbar hatten mehrere Personen den Vorgarten von Westcotes betreten. Kam Onkel Arthur womöglich in Begleitung? Georgina sprang aus dem Bett und eilte auf nackten Füßen zum Fenster. O Gott, es war Latimer mit ihren beiden Schwestern. Alle drei schienen bester Laune zu sein. Sophie hielt ein Sträußchen aus Wiesenblumen in der Hand. Kate lachte über irgendetwas, das der Maler gesagt hatte. Der nickte ihr zu, und jede Bewegung seines Kopfes ließ das helle Haar im Sonnenlicht golden aufleuchten. Wie gut er aussah!
Auf leisen Sohlen schlich Georgina zur Tür und öffnete sie einen Spalt breit. Mr. Latimer stand bereits in der Eingangshalle. „Ist es Ihnen recht, wenn ich das Buch hier ablege?“, fragte er. Und dann: „Vielen Dank, Mrs. Cunningham, aber ich kann wirklich nicht bleiben. Bitte, richten Sie Miss Georgina meine besten Genesungswünsche aus. Wann, glauben Sie, wird sie sich so weit erholt haben, dass sie Besuch empfangen kann?“
„Noch wissen wir nicht, ob es sich nur um eine leichte Erkältung handelt. Wir werden wohl abwarten müssen …“
Seine Enttäuschung verbergend – er hatte so sehr gehofft, wenigstens ein paar Worte mit Georgina wechseln zu können –, verabschiedete Ned sich und verließ die kühle Eingangshalle, um wieder in den warmen Sonnenschein hinauszutreten. An der Tür drehte er sich noch einmal um, weil Sophie ihm etwas hinterhergerufen hatte. In diesem Moment sah er oben im ersten Stock eine Bewegung. Eine Gestalt im hellen Nachthemd trat eilig einen Schritt zurück. Georgina! Offenbar hatte sie gelauscht. Das, fand Latimer, war ein gutes Zeichen, bewies es doch, dass sie das Interesse an ihm nicht gänzlich verloren hatte.
Nachdem er Sophie versprochen hatte, die Pyramiden-Zeichnung recht bald fertigzustellen, verließ er das Haus, um durch den blühenden Vorgarten zur Straße zu gehen. Bei der Hecke blieb er kurz stehen und ließ den Blick über die Fenster schweifen. Hinter den Gardinen schien sich nichts zu rühren. Trotzdem kam ihm die Welt jetzt viel heller vor. Sicher, auch zuvor hatte die Sonne golden vom Himmel gestrahlt. Aber war die Luft jetzt nicht milder, der Duft der Blumen intensiver und der Gesang der Vögel süßer?
Ned ertappte sich dabei, dass er leise vor sich hin pfeifend zum Cottage zurückmarschierte.
Hinter der Gardine verborgen, hatte Georgina beobachtet, wie Mr. Latimer aus dem Haus trat, bis zur Hecke ging und sich dann noch einmal umschaute. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Wie peinlich, wenn er sie tatsächlich beim Lauschen ertappt hatte! Und sie war nur mit ihrem Nachtgewand bekleidet, einem leichten Hemdchen, das sehr viel von ihren weiblichen Formen preisgab. Bei dem Gedanken daran, der Maler könne sie gesehen haben, errötete sie.
Dann fiel ihr ein, dass er vermutlich annehmen
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