MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
Rupert hätte gejammert, dass ein Spaziergang mit seinen Schwestern viel zu langweilig sei. Doch der neue verantwortungsbewusste Rupert holte widerspruchslos die Hundeleinen.
Katherine schüttelte den Kopf. „Er hat bestimmt wieder eine Teufelei geplant. Pass nur gut auf ihn auf, Gina.“
„Ich werde ihm eine Zuckerstange kaufen, wenn er sich vernünftig benimmt.“
„Eine Zuckerstange? O Gina, bitte, bring mir auch eine mit. Ich liebe die Süßigkeiten aus Mrs. Hubbards Laden.“
„Bist du nicht langsam zu alt für solche Naschereien? Du wirst die Nähte deines Hochzeitskleides sprengen, wenn du nicht aufpasst.“
„Das war keine nette Bemerkung. Aber vielleicht hast du recht. Obwohl Andrew immer sagt, dass er mich so mag, wie ich bin.“
„Dann solltest du dich bemühen, genau so zu bleiben und nicht kugelrund zu werden – zumindest nicht vor der Heirat.“
„Gina!“, meinte Kate entrüstet. „Du …“ Sie unterbrach sich, weil Rupert mit den Hunden auftauchte. „Schau nur, es ist gleich halb drei, und er sieht noch einigermaßen sauber aus. Irgendetwas hat sich tatsächlich verändert.“
„Halb drei?“, rief ihre Schwester. „Wir wollen aufbrechen.“
Während Rupert mit den Hunden vorauslief, schlenderten Katherine und Georgina gemächlich dahin, denn es war warm, und keine von ihnen wollte ihr Ziel verschwitzt erreichen. Nach einer Weile öffnete Kate ein Gatter, um zum Haus der Radleys eine Abkürzung über die Weide zu nehmen. Georgina wiederum setzte ihren Weg in Richtung Compton Lacey fort.
Nach kurzer Zeit gesellte Rupert sich zu ihr. Da er mit den Hunden herumgetollt hatte, sah er nicht mehr ganz so ordentlich aus. Doch im Vergleich zu anderen Tagen legte er ein hervorragendes Benehmen an den Tag.
„Ich bin froh“, lobte Georgina ihn, „dass du dich entschlossen hast, eine neues Leben zu beginnen. Zur Belohnung werde ich dir bei Mrs. Hubbard eine Zuckerstange kaufen.“
„Du brauchst mich nicht zu bestechen“, gab er leicht gekränkt zurück. „Es ist die Pflicht eines Bruders, sich um seine Schwestern zu kümmern.“
Ich wüsste zu gern, was Mr. Latimer zu ihm gesagt hat, dachte Georgina, die Wirkung ist wirklich ganz erstaunlich. Dann drehte sie sich um, weil sie hoffte, der Maler sei inzwischen hinter ihnen auf der Straße aufgetaucht. Schließlich wollte ja auch er um drei an der Kirche sein.
„Pass auf, Gina!“, schrie Rupert in diesem Augenblick. Dann gab er ihr einen so heftigen Stoß, dass sie in der blühenden Hecke am Straßenrand landete.
„Was soll das!“, schimpfte sie und hielt sich mit einer Hand an einem Ast fest, während sie mit der anderen versuchte, ihr Hütchen zurechtzurücken.
Die Antwort erübrigte sich, denn in diesem Moment raste eine von zwei Pferden gezogene Kutsche so nah an ihr vorbei, dass sie deutlich den Geruch der schweißnassen Tiere wahrnehmen konnte.
Ohne Ruperts Eingreifen wäre ich wahrscheinlich angefahren worden, fuhr es ihr durch den Kopf.
Ein Stück entfernt kam die schäbige Kutsche zum Stehen. Rot vor Zorn schritt Georgina auf das Gefährt zu. Sie würden dem Kutscher die Meinung sagen! Dachte dieser Dummkopf etwa, die Straße gehöre ihm allein?
Nein, denn offenbar hatte er den schweren von einem Ochsen gezogenen Bauernkarren bemerkt, der jetzt vom Dorf herangerollt kam. Jedenfalls schwang er die Peitsche, und schon setzten die Pferde sich wieder in Bewegung.
Zornig sah Georgina der Kutsche nach. Dann zuckte sie die Schultern und wandte sich zu Rupert um, der die Hunde hatte loslassen müssen, um seine Schwester zu retten.
„Die Viecher sind fort!“, schimpfte er.
Verflixt! Bestimmt hatten sich die verschreckten Hunde in die Felder geflüchtet. Nun würde sie die Tiere suchen müssen, statt zur Kirche zu gehen und Latimer zu treffen.
„He, da sind sie!“, rief Rupert in diesem Moment. Lachend zeigte er auf eine Lücke in der Hecke. „Nimmst du Floss, bis sie sich beruhigt hat? Dann kümmere ich mich um Lucky. Sollen wir umkehren? Die beiden sind noch immer sehr aufgeregt. Ich möchte nur wissen, wer dieser verrückte Kutscher war.“
„Lass uns lieber noch ein Stück mit den Hunden laufen“, sagte Georgina rasch. „Wenn sie richtig müde sind, werden sie sich heute Abend schön ruhig verhalten.“
Wenig später erreichten die Geschwister den Kirchplatz, und Georgina schlug Rupert vor, bei Mrs. Hubbard ein paar Süßigkeiten zu kaufen, während sie selbst mit den Hunden bei der Kirche wartete. Sie holte
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