MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
lächelte, ein verzweifeltes Lächeln, bei dem ihr der Kiefer wehtat. Konnte ein Lächeln einen umbringen? Hoffentlich nicht.
„Ach, Ellie“, sagte er leise und streckte die Hand nach ihr aus.
Sie hätte sie so gerne ergriffen, sich daran festgehalten und nie wieder losgelassen, doch sie wandte sich ab. „Beeilen Sie sich lieber.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie blinzelte heftig, damit sie ihr nicht über die Wangen liefen. „Sie wollen den Sergeant sicher nicht warten lassen. Ihre Fr…“ Ihr brach die Stimme. „Ihre Familie wartet auf die Nachricht, dass Sie noch am Leben sind.“
Daniel sah zu, wie sie sich abwandte. Ihm war übel. Er hatte eine Frau! Verdammt! Wie hatte er das nur vergessen können? Der Sergeant schien zu glauben, dass seine Frau ihn liebte. Hatte er sie denn geliebt, diese unbekannte schöne Dame, die sein Kind erwartete?
Und wenn ja, wie sollte er sie weiter lieben, jetzt, wo er Ellie gefunden hatte?
Weil er es nicht für möglich hielt, jemanden mehr zu lieben, als er Ellie liebte. Auch wenn er sich an nichts aus seinem Leben erinnerte, wusste er doch tief im Innersten, dass er Ellie mit jeder Faser seines Wesens liebte.
Hatte er eine andere Frau auf dieselbe Art geliebt, mit derselben Innigkeit, bevor ihm die Räuber eins über den Schädel gegeben hatten?
Diese Ehefrau bedeutete ihm jetzt überhaupt nichts. Würde Ellie ihm auch nichts mehr bedeuten, sobald er sein Gedächtnis wiedererlangt hatte? Die Vorstellung entsetzte ihn. Er wollte diese Erinnerungen nicht. Er wollte Ellie.
Er sah sie an. Sie wandte sich ab, ihr Mund zu einem schrecklichen Lächeln verzerrt, ihre Augen voll Tränen. Sie bemühte sich so sehr, tapfer und fröhlich zu erscheinen, damit er sich nicht schlecht fühlte. Oh, Ellie, Ellie … Wie war es möglich, jemanden in so kurzer Zeit so lieb zu gewinnen? Wie war es möglich, auf einen Schlag so viel zu verlieren?
Und wie sollte er sich jemals von ihr losreißen?
Der Sergeant reichte ihm die Stiefel.
Ellie sah zu, wie Daniel zum letzten Mal zu ihrem Schlafzimmer hinaufging. Sie beschäftigte sich angelegentlich damit, den Tisch abzuwischen, aber in Gedanken war sie bei ihm, stellte sich vor, wie er das Hemd auszog, stellte sich die breite Brust vor, die wunderbaren Schultern, wie er den Kopf neigte, wenn … „Hier, für Sie, Mrs. Carmichael. Das sollte alle Unkosten begleichen.“
Ellie blinzelte. Der Sergeant hielt ihr irgendetwas hin. Gedankenlos nahm sie es entgegen. Erst dann schaute sie es an. Es handelte sich um einen kleinen Lederbeutel. Er war schwer, und sein Inhalt klirrte. „Was ist das?“
„Ihre Entlohnung.“
„Entlohnung? Wofür?“
„Dafür, dass Sie sich um Captain Ambrose gekümmert haben natürlich. Wofür denn sonst?“
Ihr war, als hätte er ihr eine Ohrfeige gegeben. Sie raffte all ihre Würde zusammen und legte den Lederbeutel sanft auf den Tisch. „Nein, danke.“
Der Sergeant runzelte die Stirn. „Reicht es nicht?“
Ellie starrte den Mann ungläubig an. Ihr brach das Herz, und er dachte, sie wollte um ein paar Münzen feilschen? „Ich brauche keine Entlohnung, Sergeant.“
Störrisch schob der Mann das Kinn vor. „Captain Ambrose bleibt nie was schuldig.“
Ellie sah ihn nur an. Nervös begann er von einem Fuß auf den anderen zu treten.
„Ellie, könnten Sie mir einen Augenblick helfen?“, rief Daniel von oben.
„Ich komme“, rief sie. „Stecken Sie Ihr Geld weg, Sergeant Tomkins“, sagte sie müde. „Es ist hier nicht erwünscht.“
Sobald sie das Zimmer im ersten Stock betrat, nahm er sie in die Arme. Er presste sie an sich, und sie spürte seine Not und seinen Schmerz. „Ich will dich nicht verlassen“, stöhnte er und küsste sie, gierig und voll Verlangen.
Dieser Kuss war ganz anders als der sanfte, warme, leidenschaftliche Kuss von heute Morgen. Dieser Kuss sprach von schierer Begierde. Hitze. Verzweiflung. Angst und Begehren. Dringlichkeit.
Ellie erwiderte Kuss um Kuss, Liebkosung um Liebkosung, sie wusste ja, dass sie ihn vermutlich nie wieder sehen würde. Ach, warum hatten sie heute Morgen nicht miteinander geschlafen? Ihre dummen Skrupel kamen ihr jetzt völlig bedeutungslos vor, jetzt, wo sie sich mit einem Leben ohne Daniel konfrontiert sah.
Sie begann zu zittern.
Er umfasste ihren Kopf, rahmte ihr Gesicht mit seinen Händen. Sein Blick brannte sich in ihre Seele. „Ellie, ich verspreche dir, dass dies nicht das Ende ist. Irgendwie bringe ich das in Ordnung.“
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