MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
kleines Lächeln über Ayanis Gesicht, verlor sich aber gleich wieder. »Er sollte mir Glück bringen, hat sie gesagt und dann hinzugefügt: ›Wo immer du auch sein magst, Ayani - das steinerne Herz wird dich stets daran erinnern, dass ich in meinen Gedanken immer bei dir bin und den Schutz und Segen der Unsichtbaren für dich erbitte.‹«
Niko runzelte die Stirn. »Und warum hast du ihr den Stein dann zurückgegeben?«
»Ganz einfach«, antwortete Ayani. »Damit Maruna weiß, dass auch meine Gedanken immer bei ihr sein werden. Bis ans Ende meines Lebens.«
W as?«, fragte Rieke schriller als gewollt und starrte Jessie fassungslos an. »Sag das bitte noch mal!«
»Okay.« Das Mädchen stand in der offenen Haustür und drehte nervös eine Strähne ihres blonden Haares um den Zeigefinger. »Niko ist verschwunden, und ich habe keine Ahnung, wo er ist.«
»Ich dachte, er hat heute Nacht bei euch geschlafen?«, mischte Melchior sich ein, der, die Pfeife in der Hand, an der Wand im Hausflur lehnte.
Jessie senkte den Blick. »Hat er aber nicht. Ich habe das nur behauptet, damit Sie sich keine Sorgen machen - und weil ich gehofft habe, dass er bis heute wieder auftaucht.«
Melchior runzelte die Stirn. »Das ist er aber nicht, oder?«
Wortlos schüttelte das Mädchen den Kopf.
In Riekes Gesicht trat offenkundige Panik. Sie starrte Jessie mit offenem Mund an, drehte sich dann um und wollte ins Haus zurückrennen.
»Moment mal.« Ihr Vater hielt sie auf. »Wo willst du denn hin?«
»Zur Polizei - wohin denn sonst?«
»Bitte nicht!«, rief Jessie hektisch. »Das bringt doch nichts!«
»Quatsch!« Rieke schaute sie zornig an. »Die müssen schleunigst nach ihm suchen.«
»So glauben Sie mir doch«, entgegnete das Mädchen mit gequälter Miene. »Wenn Sie zur Polizei gehen, machen Sie alles nur noch schlimmer.«
»Was soll das heißen: schlimmer? Es ist ja schon schlimm genug und wir haben wertvolle Zeit vergeudet!«, rief Rieke aufgebracht und wollte sich schon abwenden, als sie mit einem Mal eine tiefe Männerstimme hörte: »Jessie hat absolut recht, Frau Niklas!«
Rieke drehte sich um und sah den Mann, der neben Jessie getreten war, ungläubig an. Er war ganz in Schwarz gekleidet und trug einen Pferdeschwanz. »Sie, Herr Noski? Was wollen Sie denn hier? Und woher kennen Sie Jessie?«
»Das sind viele Fragen auf einmal, Frau Niklas«, erwiderte Nalik Noski mit sanftem Lächeln. »Ich will sie Ihnen gerne beantworten, zumindest soweit ich das kann. Aber darf ich kurz reinkommen?«
Der Duft frisch gebrühten Kaffees waberte durch die Küche im Ellerhof und mischte sich mit dem Geruch des selbst gebackenen Pflaumenkuchens. Doch Herr Noski lehnte beides dankend ab. »Ich will es kurz machen, Frau Niklas: Ich kann mir gut vorstellen, dass das, was ich Ihnen zu sagen habe, in Ihren Ohren mehr als verworren klingt, vielleicht sogar vollkommen verrückt - aber trotzdem bitte ich Sie, mir zu glauben und zu vertrauen.« Er blickte Melchior an, der sich an den Tisch gesetzt hatte. »Und Sie natürlich auch, Herr Niklas.«
Melchior antwortete nicht, sondern zog nur nachdenklich an seiner Pfeife.
»Ich weiß, wo Niko ist, aber ich kann es Ihnen leider nicht sagen.«
»Aber wieso-?«, hob Rieke an, wurde jedoch sofort unterbrochen.
»Bitte lassen Sie mich ausreden«, sagte Herr Noski. »Vermutlich würden Sie mir ohnehin nicht glauben. Aber wie auch immer: Ich bin fest davon überzeugt, dass Niko sich dort gut zurechtfindet und dass er auch heil wieder zu Ihnen zurückkehrt, auch wenn das eine ganze Weile dauern kann.«
»Was?« Rieke schüttelte den Kopf. »Das kann doch nicht wahr sein! Wenn das kein Grund ist, zur Poli -«
»Bitte, Frau Niklas«, unterbrach Herr Noski und sah Rieke so eindringlich an, dass sie tatsächlich verstummte. Zumal ihr erst jetzt auffiel, wie sehr seine Augen denen von Niko glichen: Sie waren ebenfalls smaragdgrün und mandelförmig. Der Duft seines Rasierwassers stach ihr in die Nase. Es roch angenehm, herb und frisch und irgendwie - vertraut.
»Glauben Sie mir«, fuhr Herr Noski fort, »die Polizei kann absolut nichts für Niko tun! Da, wo er jetzt ist, kann ihn niemand finden. Deshalb macht es auch keinen Sinn, nach ihm zu suchen. Wie Jessie schon gesagt hat: Wenn Sie die Polizei einschalten, machen Sie alles nur noch schlimmer. Nicht nur für sich selbst, sondern auch
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