Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
Vom Netzwerk:
ist uns Alwen doch strengstens verboten.«
     
    Arawynn lächelte noch immer. »Ich bin Schmied, hast du das schon vergessen? Und jetzt nimm endlich!«
     
    Ayani musterte die Waffe nachdenklich. Die Strahlen des Großen Taglichts ließen die scharfe Schneide verführerisch glänzen. Nach kurzem Zögern wies sie das Angebot dann aber doch zurück. »Lieber nicht«, sagte sie. »Das Schwert wäre mir bestimmt nicht von Nutzen. Ich weiß damit doch gar nicht richtig umzugehen. Da verstehe ich mich doch besser auf das hier.« Rasch griff sie in die Rocktasche und zog einen kleinen rechteckigen Flicken Leder daraus hervor, von dem zwei lange Schnüre baumelten, die ebenfalls aus Leder gefertigt waren. »Mit meiner Schleuder schieße ich dir jeden Apfel vom Baum«, erklärte sie mit breitem Grinsen. »Vorausgesetzt natürlich, es hängen auch welche dran.« Dann wurde Ayani wieder ernst und deutete auf die Kohlen. »Und jetzt beeile dich, damit das Feuer in der Esse nicht erlischt. Du erinnerst dich doch bestimmt an den Spruch, den unser Vater von morgens bis abends auf den Lippen führte: ›Wer seines Glückes Schmied sein will, muss sein Feuer immer heiß halten!‹«
     
     
     
     
     
    O pa Melchior erwartete seine Besucher bereits. Der alte Herr stand vor seinem Fachwerkhaus und lächelte seiner Tochter und seinem Enkel schon von Weitem entgegen. Für einen Augenblick hatte Niko den Eindruck, als forme das Sonnenlicht einen hellen Strahlenkranz um seinen Kopf. Genau wie das Dorf schien auch Melchior Niklas sich nicht im Geringsten verändert zu haben. Er trug die gleiche dunkelbraune Cordhose wie immer - »Manchester-Hose« hatte Oma Fridas Bezeichnung dafür gelautet -, ein rot-weiß kariertes Baumwollhemd und eine Strickjacke mit braunen Lederflicken an den Ellenbogen. Im Gegensatz zu sonst aber zogen sich graue Bartstoppel über sein wettergegerbtes Gesicht. Was zu Lebzeiten von Oma Frida niemals vorgekommen wäre. Die Oma hatte nämlich stets darauf geachtet, dass ihr Melchior das Haus nur tadellos geschniegelt und gestriegelt verließ. Doch seit Frida nicht mehr lebte, gab es keinen mehr, der auf ihn aufpasste.
     
    Der Opa breitete die Arme aus und sah die Besucher mit hell strahlenden Augen an. »Je früher die Gäste, umso schöner der Tag«, sagte er.
     
    Niko musste grinsen. Das war typisch Opa Melchior! Er liebte alte Sprichwörter über alles. Aber noch viel mehr liebte er es, sie auf seine Weise zu verändern und ihnen damit einen ganz besonderen Dreh zu geben.
     
    Melchior begrüßte seine Tochter mit einer herzlichen Umarmung. »Willkommen daheim, Rieke.« Dann machte er drei Schritte auf seinen Enkel zu - was ihm große Schmerzen zu bereiten schien, auch wenn er das zu verheimlichen versuchte -, streckte ihm seine schwielige Pranke entgegen und lächelte freundlich. »Wie schön, dich wiederzusehen, mein Junge!« Sein Händedruck war immer noch überaus kräftig, wie Niko deutlich zu spüren bekam. Während er sich heimlich die schmerzende Hand rieb, musterte der Opa ihn von oben bis unten und nickte dann anerkennend mit dem Kopf. »Meine Güte, bist du groß geworden!«, stellte er fest. »Aber alle Leute waren mal Kinder - und das ist auch gut so, sehr gut sogar.«
     
    Niko verstand nicht so recht, was der Opa damit sagen wollte. Zudem hatte er für einen Moment den Eindruck, als stünde ein ungewohntes Glitzern in Melchiors Augen. Aber vielleicht täuschte er sich ja auch. Deshalb schluckte er die Frage hinunter, die ihm schon auf der Zunge lag, und half seiner Mutter beim Ausladen des Gepäcks.
     
     
    Niko bekam das gleiche Zimmer wie immer. Es war ziemlich klein und lag direkt unter dem Dach, das nur zur Hälfte ausgebaut war. Der andere Teil hatte früher nämlich als Kornspeicher gedient. Aber das war schon so lange her, dass Niko sich gar nicht mehr daran erinnern konnte. Seit vielen Jahren nutzte Opa Melchior die nicht ausgebaute Dachhälfte als eine Art Rumpelkammer. Alles Mögliche lagerte darin, angefangen von alten Möbeln und Kleidern bis hin zu ausrangierten Geräten, selten benötigtem Hausrat oder dem Oster- oder Weihnachtsschmuck, der für ein ganzes Jahr in einer alten Kommode vor sich hin staubte, bis er endlich wieder für einige wenige Tage gebraucht wurde.
     
    Nikos Gästezimmer war nur spärlich möbliert: ein Bett mit Nachttisch, ein Kleiderschrank, ein alter Schreibtisch nebst Stuhl sowie ein betagter, dafür aber bequemer Lehnsessel zum Lesen. Und ein uraltes

Weitere Kostenlose Bücher