MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
dort doch gar nicht richtig aus. Sie ist erst vor einem halben Jahr hierhergezogen.«
»Keine Angst, Opa«, versuchte Niko ihn zu beruhigen. »Jessie weiß schon, dass das Moor ziemlich tückisch ist. Und ich auch. Wir werden uns bestimmt vorsehen.«
»Das solltet ihr unbedingt! Aber die Nebel und der trügerische Boden sind nicht der einzige Grund.«
»Nein?« Niko runzelte verwundert die Stirn. »Sondern?«
»Im Nebelmoor lauern noch weit größere Gefahren!« Melchiors Gesicht war todernst. »Nämlich …« In diesem Moment schepperte die Erkennungsmelodie der Regional-Nachrichten aus dem Lautsprecher des Fernsehers - in Mono natürlich und nicht in Stereo! -, sodass der Opa mitten im Satz abbrach. »Lass mich nur schnell mal gucken, Niko. Danach erzähle ich gleich weiter.«
Der alte Herr rutschte tiefer in seinen Sessel, steckte die Pfeife in den Mund und blickte konzentriert auf den Fernseher, während Niko sich die Sportseite vornahm und sich in einen Vorbericht über die kommende Bundesliga-Saison vertiefte. Dabei interessierte ihn Fußball eigentlich gar nicht so richtig. Leichtathletik und Kampfsport begeisterten ihn viel mehr. Die Stimme des Nachrichtensprechers klang wie aus weiter Ferne an sein Ohr. Er schenkte seinen Worten keine Beachtung und bekam von den Nachrichten deshalb so gut wie nichts mit. Mit einem Mal jedoch stieg ihm ein bitterer Geruch in die Nase. Niko blickte verwundert auf, und noch bevor die Bilder des nächsten Berichts auf dem Bildschirm erschienen, befiel ihn eine üble Ahnung
»Und nun zu den Polizeinachrichten«, verlas der Sprecher mit sonorer Stimme. »In Falkenstedt kam es zu einem mysteriösen Zwischenfall, dem vermutlich ein einheimischer Geschäftsmann zum Opfer fiel.« Als nun das Foto des Opfers eingeblendet wurde, hielt Niko den Atem an. »Herr Siegward Schreiber ist seit gestern spurlos verschwunden. Da im Geschäft von Herrn Schreiber Blutspuren entdeckt wurden, geht die Polizei von einem Verbrechen aus. Darüber hinaus fehlt der Inhalt der Ladenkasse und der Laden wurde offensichtlich nach weiteren Wertsachen durchsucht.«
»Wie furchtbar«, ließ sich da Rieke vernehmen, die auf dem alten Sofa saß. Niko hatte gar nicht mitbekommen, dass sie das Wohnzimmer betreten hatte. »Aber komisch...« Sie kniff die Augen zusammen, beugte sich vor und starrte auf Herrn Schreibers Porträt. »Wenn ich nur wüsste, warum der Mann mir so bekannt vorkommt.«
Ihr Vater wandte ihr den Blick zu. »Damals, als du noch auf der Fachhochschule für Bibliothekare warst, hast du doch ein Praktikum in einem Antiquariat in Falkenstedt gemacht. Kurz bevor du verschwu -« Melchior brach ab und sah seine Tochter ernst an. »Erinnerst du dich nicht mehr?«
»Nein.« Rieke schüttelte den Kopf. »Nicht im Geringsten.«
»Es hieß...« Melchior runzelte die Stirn. »Mein Gott - wie hieß der Laden noch mal? - Ah ja! Es hieß ›Antiquariat am Falkenturm‹!«
Schlagartig begriff Niko, was die Aufschrift auf der verwitterten Front des alten Hauses bedeutete. »Du hast recht, Opa. Genauso heißt das Geschäft von Herrn Schreiber.« Erstaunt blickte er seine Mutter an. »Und da hast du mal gearbeitet?«
»Wie gesagt …« Rieke zuckte mit den Schultern. »Ich erinnere mich nicht mehr. Ich müsste höchstens mal in meinem Tagebu -«
»Ruhig, Mama!«, unterbrach Niko sie jäh und starrte mit wachsendem Entsetzen auf den Fernseher, auf dem jetzt das Phantombild eines Mannes zu sehen war - die sehr treffende Porträtzeichnung von Nalik Noski!
»Oh, nein!« Niko war so geschockt, dass er zu keiner weiteren Regung fähig war.
Rieke schlug die Hände vors Gesicht. »Das glaub ich jetzt einfach nicht!«, hauchte sie.
»In diesem Zusammenhang fahndet die Polizei nach einem Mann namens Nalik Noski«, verlas der Sprecher. »Dieser wurde dabei beobachtet, wie er zur Mittagsstunde das Geschäft von Herrn Schreiber in größter Eile verließ. Nach ihm wurden keine Kunden mehr gesehen. Dieses und noch weitere Indizien deuten darauf hin, dass Herr Noski, der seitdem flüchtig ist, in das mysteriöse Geschehen verwickelt ist. Noski ist etwa einen Meter und achtzig groß und von sportlich schlanker Gestalt. Er trägt die schulterlangen grauschwarzen Haare meistens zu einem Pferdeschwanz gebunden. Auf seine Ergreifung ist eine Belohnung ausgesetzt, sachdienliche Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen...«
Jetzt erst erwachte
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