MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
sich ganz dicht an die raue Bretterwand, um die beiden zu belauschen.
N ikos skeptische Blicke blieben Maruna natürlich nicht verborgen. Allerdings schien sie den Grund dafür nicht richtig deuten zu können. »Habe ich deine Frage nicht ausreichend beantwortet?«, fragte sie nämlich mit erhobenen Brauen.
»Doch, doch, natürlich!«, erwiderte Niko rasch. »Vielen Dank. Und auch vielen Dank dafür, dass Sie -« Er brach ab und korrigierte sich schnell. Schon im Wald war ihm aufgefallen, dass die Alwen sich in einer recht altertümlichen Sprechweise unterhielten, und so war es vielleicht besser, die nachzuahmen. Glücklicherweise bereitete ihm das keine größeren Probleme. »Danke, dass Ihr mir Zuflucht in Eurer Hütte gewährt habt.«
»Aber nicht doch!« Maruna machte eine abwehrende Geste und setzte sich auf der gegenüberliegenden Seite des groben Holztisches nieder. »Die Gastfreundschaft ist uns Alwen heilig. Außerdem versteht sich das von selbst - nach allem, was du für meine Kinder getan hast, habe ich nicht recht?«
Ayani und Arawynn nickten wie zur Bestätigung. Sie saßen mit am Tisch und beobachteten jede Regung des fremden Gastes mit unverhohlener Neugierde. Was Niko nicht im Geringsten störte - im Gegenteil: Schließlich hatte er es nur ihrer Neugierde zu verdanken, dass er schneller als gehofft eine erste Zuflucht in der fremden Welt gefunden hatte.
Ayani und Arawynn waren ihm nämlich heimlich zu den Findlingen gefolgt, wo sie ihn besinnungslos auf dem Boden liegend vorgefunden hatten. Zum Glück war Niko rasch wieder zu sich gekommen. Da er jedoch noch recht wackelig auf den Beinen gewesen war, hatte er ihr Angebot, mit in ihr Dorf zu kommen, dankbar angenommen.
Unterwegs konnten es sich die Geschwister natürlich nicht verkneifen, ihn nach seiner Herkunft zu befragen. Niko wusste sich nicht anders zu helfen, als sie mit einem ausweichenden »Das erkläre ich euch später, aber im Augenblick möchte ich das lieber für mich behalten« zu vertrösten. Obwohl das Misstrauen in den Gesichtern der beiden nicht zu übersehen war, gaben sie sich damit zufrieden und hakten nicht weiter nach.
Im Dorf hieß Maruna ihn sehr herzlich willkommen und bot ihm sofort an, Gast in ihrer Hütte zu sein, so lange er wollte. Niko kam sofort der Verdacht, dass sie vielleicht etwas von seinen Problemen ahnte. Andererseits war das völlig unmöglich, und so schrieb er die zuvorkommende Geste schlichtweg der bei den Alwen üblichen Gastfreundschaft zu. Was er durch Marunas letzte Bemerkung auch bestätigt fand.
Umso mehr überraschte ihn ihre nächste Frage: »Willst du deine Kleidung nicht gegen ein Gewand von Arawynn tauschen? Es braucht doch nicht jeder gleich zu sehen, dass du hier fremd bist.«
Obwohl ihre Erklärung absolut plausibel klang, schöpfte Niko erneut Verdacht: Wusste die Frau vielleicht mehr, als sie zugab? Oder bildete er sich das nur ein? Natürlich hatte Maruna recht: In seinem T-Shirt, den Jeans und den Turnschuhen musste er in der primitiven Ansiedlung, die eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Museumsdorf aufwies, das er erst vor wenigen Wochen mit seiner Schulklasse besucht hatte, wie ein Fremdkörper wirken. Wenn er so vor die Tür ging, würde er vermutlich für ähnlich großes Aufsehen sorgen wie ein Marsbewohner auf dem Marktplatz von Falkenstedt.
Und Aufsehen war das Letzte, was er in seiner Lage gebrauchen konnte!
Deshalb nahm Niko das Angebot an und zog sich mit Arawynn in dessen Ecke der Hütte zurück, um ein abgetragenes Gewand überzustreifen: Beinkleider - so jedenfalls bezeichnete sie der Alwenjunge - aus Schafswolle und ein tunikaähnliches Hemd aus grobem Leinen. Dazu eine Art von Ledersandalen, deren Riemen bis zu den Waden geschnürt wurden. Beim Umkleiden bekam Niko mit, wie Ayani und ihre Mutter leise miteinander tuschelten. Wahrscheinlich berichtete das Mädchen von den Ereignissen im Flüsternden Forst.
Zum Tisch zurückgekehrt, fand Niko seine Vermutung umgehend bestätigt. »Ayani hat mir von der Schlange erzählt«, sprach Maruna ihn an, nachdem er wieder Platz genommen hatte. »Und dass du nicht glaubst, dass die Stumpfzahnnatter eine Botschafterin der Unsichtbaren war.«
»Ähm... nee, nicht wirklich.« Niko schüttelte den Kopf und warf der Frau einen scheuen Blick zu. Er war ihr Gast und wollte sie nicht verletzen. Andererseits wollte er ihr auch nichts vormachen. »Versteht mich
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