MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
Schatz beschrieb. Lange Zeit hatte er geglaubt, dass es sich dabei nur um eine ausgedachte Geschichte handelte. Als ihm dann plötzlich klar wurde, dass sie der Wahrheit entsprach - warum auch immer -, machte er sich mit Eifer an die Schatzsuche. Doch schon kurz darauf kam es zu dem ominösen Zwischenfall, der ihn ins Gefängnis brachte. Damit während seiner Haftzeit kein anderer den Schatz finden konnte, riss er kurzerhand eine Hälfte der Karte aus dem Buch und nahm sie mit ins Gefängnis.
»Hey«, raunte Maik anerkennend. »Ganz schön clever, der Typ! Der hätte das Teil bestimmt auch ausgebuddelt, wenn er nich vorher den Löffel abgegeben hätte. Und so was soll eine Macke haben?«
»Genau, Maik, genau meine Meinung!«
Zum Glück kannte Henk die Adresse des Verstorbenen, der in Falkenstedt gewohnt hatte. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis war Henk sofort dorthin marschiert, um sich auf die Suche nach dem alten Buch zu machen. Leider war er zu spät gekommen: Der »Döskopp« war nämlich alleinstehend, und so hatte seine Schwester seine Wohnung in der Zwischenzeit bereits aufgelöst und seine Bücher für ein paar lumpige Euro verscherbelt - an das »Antiquariat am Falkenturm«!
»Und warum haben wir es dort nich gefunden?«, ereiferte sich Maik.
»Ganz einfach - weil dieser alte Knacker von Antiquar sich die Schwarte selbst gekrallt hat, deshalb! Der Bücherheini hat darin bestimmt die andere Hälfte der Karte entdeckt und gleich geschnallt, was es damit auf sich hat.« Henks Stimme war mit einem Mal voller Anerkennung. »Eins muss man diesen Bücherwürmern ja lassen: In der Regel haben sie zwar nix in den Armen, aber jede Menge in der Birne.«
»Stimmt«, gab sein Sohn ihm recht. »Jessie ist doch genauso. Obwohl - die Kröte hat auch ordentlich Feuer in den Fäusten. Da kann ich selbst ein Lied von singen.«
Jessie musste unwillkürlich grinsen. Geschieht dir ganz recht, schoss es ihr durch den Kopf. Warum behandelst du mich auch immer so fies?
»Aber«, fuhr Maik da auch schon fort, »es wäre vielleicht klüger gewesen, wenn du den alten Knacker nich gleich mit deinem Mess -«
»Ach, was«, fiel Henk ihm rasch ins Wort. »Eigentlich wollte ich das ja gar nicht. Es ist einfach über mich gekommen, keine Ahnung warum. Aber der Typ wird’s schon überleben. Und du wirst sehen, Maik: Wenn er wieder bei Kräften ist, macht er das Maul auf wie nix und verrät uns, wo er die alte Schwarte versteckt hat. Sonst lassen wir ihn in seinem Loch schmoren, bis er schwarz wird.«
Jessie dachte fieberhaft darüber nach, was Niko ihr am Vortag erzählt hatte - über seinen Besuch im Antiquariat und über Herrn Noski. Mit einem Mal war ihr alles klar: Die beiden Männer, die Niko beim Verlassen des Ladens getroffen hatte, mussten Henk und Maik gewesen sein. Offensichtlich hatten sie ausgerechnet das Buch gesucht, das der Ladenbesitzer Niko geschenkt hatte. Deswegen hatten sie Herrn Schreiber nicht nur attackiert und sein Geschäft durchwühlt, sondern ihn auch entführt und hielten ihn nun irgendwo gefangen - in einem »Loch«, wie Henk es ausgedrückt hatte.
Und die Polizei glaubte, Herr Noski wäre dafür verantwortlich!
Jessie wurde plötzlich ganz schwummerig vor Augen. Nicht auszudenken, wenn die beiden Ganoven mitbekamen, dass sie belauscht wurden. Der fiese Henk würde dann doch bestimmt wieder zu seinem Messer greifen. Zuzutrauen war ihm das allemal. Bei Herrn Schreiber hatte er ja auch keine Skrupel gehabt. Jessies Knie begannen zu zittern und ihre Kehle war mit einem Mal wie ausgetrocknet.
»Warum meinst du, dass wir dieses Schatzteil ausgerechnet hier in der Gegend finden?«, hörte sie da wieder die Worte des Bruders. »Ehrlich gesagt, versteh ich das nich, Papa.«
»Nee? Wirklich nich?« Henk klang überrascht. »Dann mach doch mal die Augen auf, Junge, und guck auf die Karte - hier!« Das dumpfe Geräusch ließ vermuten, dass er mit seinem Finger auf einen ganz bestimmten Punkt zeigte. »Was liest du da?«
»Äh... Bro... der... moor«, entzifferte Maik mühsam.
»Und was heißt das?«
»Äh... keine Ahnung!«
»Hab ich mir gedacht!« Das Grinsen in Henks Stimme war unüberhörbar. »Weil du nich so’n Bücherwurm bist, deshalb! Aber gräm dich nich, mein Jung, mir ist es genauso gegangen.«
»Echt?«
»Jo. Deshalb hab ich auch alle Landkarten und Atlasse nach nem Brodermoor
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