Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
Vom Netzwerk:
Angst hatte, blickte die Frau fest an und fragte: »Wo ist Mommy? Ich will sofort zu meiner Mommy.«
    Die Frau musterte Tom und Clare. »Was redet sie denn da? Was meint sie damit, sie will zu ihrer Mommy?«
    »Das ist schwer zu erklären …« , begann Tom unsicher. »Wir verstehen es selbst nicht. Wir sind ihre Eltern, und … Es tut mir Leid, es ist alles ein Irrtum.«
    Entschlossen, Julia diesmal notfalls mit Gewalt zum Wagen zurückzubringen, ergriff Tom die Hand des Mädchens. Sie versuchte, sich loszureißen, doch er hielt sie fest.
    »Wo ist Emery?«, fragte Julia.
    Ein Ausdruck der Verwunderung erschien auf dem Gesicht der Frau. »Emery?«, fragte sie. »Was soll mit Emery sein?«
    »Sein Haus ist weg.«
    Julia zeigte anklagend auf einen Stapel Bretter neben der Tür, wo Tom eine Stelle sah, an der die Farbe nicht ganz so abgeblättert war wie an den anderen Außenwänden. Die Stelle hatte ungefähr die Größe einer Hundehütte.
    Die Frau, die offensichtlich erschüttert war, rief über die Schulter ins Hausinnere: »Joe, komm mal her.«
    »Wer war Emery?«, fragte Clare.
    Die Frau sah sie an, als würde sie Clare erst jetzt wahrnehmen. »Emery war der Hund meiner Schwester«, sagte sie.
    Julia rührte sich nicht. Sie starrte die Frau nur stirnrunzelnd an, als ob das, was sie hörte, einen Sinn für sie ergab.
    »Jennifer … ?«, sagte sie schließlich. Ihre Stimme klang fragend, wie bei einem Menschen, der nach Jahren einen Freund oder Familienangehörigen wiedersieht, aber nicht genau weiß, ob es wirklich dieser Freund oder Verwandte ist.
    Die Frau riss die Augen auf »Woher weißt du, wie ich heiße?«
    »Ich bin’s, Melanie.«
    Tom befürchtete, dass die Frau gleich in Ohnmacht fallen würde, und machte einen Schritt auf sie zu. Doch hinter ihr erschien der Mann, den sie gerufen hatte, und fing sie auf. Sie war leichenblass, die Augen waren halb geschlossen, und sie schwankte in den Armen des Mannes.
    »Was ist hier los?«, fragte der Mann und sah Tom herausfordernd an. »Wer sind Sie?«
    Der Mann trug Arbeitskleidung und war um die vierzig. Er war kräftig gebaut, hatte kurzes Haar und die aggressive Haltung eines Menschen, der instinktiv gegen jeden losschlagen würde, der seinen Frieden bedrohte. Er schien ein Mann zu sein, vor dem man sich in Acht nehmen sollte.
    »Sie kennen uns nicht«, sagte Tom, »und ich glaube, wir kennen Sie auch nicht. Entschuldigen Sie, dass wir Sie gestört haben, aber … Es ist schwer zu erklären, aber unsere Tochter glaubt, dass sie dieses Haus kennt.«
    Der feindselige Blick des Mannes fiel auf Julia. »Was?«
    Wieder wich das Mädchen keinen Zentimeter. Sie starrte den Mann mit einer Furchtlosigkeit an, die an Verachtung grenzte. In ihr war etwas, das Tom nie zuvor gesehen hatte – ein Trotz, ein Zorn, der älter und erwachsener war als sie selbst.
    »Sagt Ihnen der Name Melanie etwas?«, fragte Tom.
    Die Frau, die sich inzwischen einigermaßen erholt hatte, antwortete leise: »Melanie war meine Schwester.«
    Joe, ihr Mann, richtete drohend seinen dicken Zeigefinger auf Tom. »Ihr solltet jetzt gehen«, sagte er. »Und zwar schnell.«
    »Leck mich, Joe!«
    Tom hatte kaum genug Zeit, zu begreifen, dass es Julia gewesen war, die gesprochen hatte, bevor er sah, dass Joes Faust sich zur flachen Hand öffnete, die mit solcher Wucht auf Julias Kopf zuschwang, dass er ihr den Hals brechen konnte.
    Mit einer Geschwindigkeit und Kraft, von der er gar nicht gewusst hatte, dass er sie besaß, packte Tom das Handgelenk des Mannes und blockte den Schlag ab. »Denken Sie nicht mal daran!«, zischte er.
    Die Männer standen sich Auge in Auge gegenüber. Normalerweise hätte ein Bursche wie Joe jetzt kurzen Prozess mit seinem Gegner gemacht, doch er merkte, dass Tom es todernst meinte, und zögerte. Trotzdem war er kein Mann, der so einfach den Rückzug antrat.
    »Joe, bitte …«
    Die Frau versuchte ihn zurückzuhalten, doch es erwies sich als überflüssig. Nach einer Weile entspannte sich Joe und ließ die Faust sinken, doch er blickte Tom weiterhin fest in die Augen.
    »Wir sind nicht hergekommen, um Ihnen Schwierigkeiten zu machen«, sagte Tom. »Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht mal genau, was wir hier eigentlich tun. Wir versuchen selbst noch, das herauszufinden …«
    Er drehte sich zu Clare um, die neben Julia in die Hocke gegangen war und schützend die Arme um das Mädchen legte.
    »Sie sagten, ihre Schwester hieß Melanie?«, fragte Clare.
    Die Frau nickte.
    »Was

Weitere Kostenlose Bücher