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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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– war so begrenzt, dass mich die Intensität meiner sexuellen Gefühle für dieses Mädchen, diese Doppelgängerin meiner Schwester, überraschte.
    Als sie leblos auf dem Boden lag, wurde ich sexuell ungeheuer erregt. Mein erster Orgasmus war spontan und erstaunlich ergiebig – ganz anders als alles, was ich bis dahin erlebt hatte, selbst mit Unterstützung meiner wildesten Fantasien. Ich säuberte mich mit dem Seidenschal, den ich von ihrem Hals entfernte (der Schal, den ich später verbrannte, gehörte meiner Mutter; sie bemerkte nie, dass er verschwunden war). Selbst dann musste ich mich noch zweimal selbst befriedigen (wieder der Seidenschal, und zum Glück ein Taschentuch).
    Im Rückblick war es natürlich unvermeidlich, dass ein sexuelles Element Teil der Geschehnisse war. Aber Dinge, die uns als Erwachsenen offensichtlich erscheinen, sind in der Kindheit und Jugend mitunter rätselhaft.
    Das Verbrechen wurde nie aufgeklärt. Mehrere aktenkundige Sexualstraftäter wurden auf die Wache gebracht und verhört, aus Mangel an Beweisen aber wieder entlassen. Ich kam nicht einmal in den Kreis der Verdächtigen. Selbst wenn dies geschehen wäre, hätte ich als Alibi angeführt, den ganzen Abend bei meiner Mutter zu Hause gewesen zu sein. Nach dem Tod meiner Schwester hatte sie zu trinken angefangen, zog sich zurück und interessierte sich immer weniger für die Welt vor ihrer Haustür. Mein Vater war häufig auf Geschäftsreisen; später stellte sich heraus, dass er über eine Zeit hinweg eine Affäre hatte. Meine Mutter vereinnahmte mich als ihr einziges verbliebenes Kind, und ich tat alles, was ich konnte, um diese Zuneigung zu erwidern – einschließlich der diskreten Entsorgung ihrer leeren Wodkaflaschen, sodass weder die Haushälterin noch der Gärtner, noch mein Vater auch nur ahnten, was sie tatsächlich durchmachte. Gelegentlich brachte ich sie sogar ins Bett, wenn sie am Tisch einschlief während wir zu Abend aßen, nur wir beide, ganz allein. Ich war ein kräftiger Bursche geworden (und somit trotz unseres Altersunterschieds Naomi mehr als ebenbürtig) und durchaus in der Lage, Mutter die Treppe hinaufzuhelfen oder sie sogar hochzuziehen, falls nötig.
    Am Abend von Naomis Tod waren meine Mutter und ich allein zu Hause. Unsere Haushälterin besuchte ihre Familie am Stadtrand, und mein Vater war auf Reisen, wie üblich. Ich hatte ihre Martinis ein wenig stärker als sonst gemixt und darauf geachtet, dass ihr Glas stets gut gefüllt war. Es war nicht schwer, sie zu überreden, ihr ein Tablett mit Essen nach oben aufs Zimmer zu bringen, während sie es sich im Bett gemütlich machte und fernsah. Danach verschwamm ihr Abend im Alkoholdunst. Selbst wenn sie bemerkt haben sollte, dass ich fast zwei Stunden fort war, hätte sie sich am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnert. Und der unausgesprochene Pakt zwischen uns hätte ihr nicht gestattet, ihre Aussage, dass ich den ganzen Abend mit ihr zu Hause verbracht hatte, durch die Erwähnung ihres Alkoholkonsums in ein zweifelhaftes Licht zu rücken.
    Ich war traurig, als meine Eltern sich ein Jahr später scheiden ließen, auch wenn die Atmosphäre zwischen den beiden seit langem unerträglich geworden war. Es war das letzte, vergiftete Vermächtnis meiner Schwester an unsere Familie. Zuerst hatte sie mich in den Wahnsinn getrieben; nun, nach ihrem Tod, hatte sie meine Mutter zur Säuferin gemacht und meinen Vater aus dem Haus gejagt.
    Wie ich schon sagte, war meine Schwester ein geborenes Miststück, das im Lauf der Zeit ganz prächtig in die Boshaftigkeit hineingewachsen war.

48
    Nach der Scheidung, bei der meine Eltern das gemeinsame Sorgerecht bekamen, wurde ich aufs Internat geschickt. Es war nicht die Kadettenschule, mit der man mir einst gedroht hatte, sondern ein recht ziviler Ort, wo ich feststellte, dass ich mich ohne allzu große Schwierigkeiten einfügen konnte. Dort herrschte Disziplin, und nicht zu knapp, aber das gefiel mir. Ich befolgte die Regeln, sodass die Autoritäten glücklich blieben, und rebellierte gerade genug, um bei meinen Mitschülern nicht in Ungnade zu fallen. Ich wurde ein guter Sportler und begann mit Boxen und Karate. Alles in allem entwickelte ich mich zu einem ordentlichen, gut aussehenden und umgänglichen jungen Mann, ja, ich machte meinen Eltern Ehre, hörte ich die Leute sagen.
    Die meisten Ferien verbrachte ich bei meiner Mutter, trotz der Sorgerechtsregelung. Mein Vater war nach Los Angeles gezogen und hatte seine

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