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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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gehorchen. Er war sich wie ein Ertrinkender vorgekommen.
    Die Injektionsnadel. Plötzlich fiel es ihm wieder ein … Brendan Hunt hatte ihm irgendeine Spritze verpasst. An mehr konnte er sich nicht erinnern. Aber es ergab keinen Sinn. Warum sollte Hunt so etwas tun? Und warum hatte er, Tom, es zugelassen?
    Plötzlich wusste er wieder, was für ein Gerät er in Hunts Hand gesehen hatte. Eine Betäubungspistole. Ein Freund von Tom hatte sich so ein Ding gekauft, nachdem er überfallen worden war. Hunt hatte Tom damit an der Schulter berührt – und in diesem Augenblick hatte er die Orientierung verloren und war nicht mehr fähig gewesen, seine Bewegungen zu koordinieren. Danach war die Nadel gekommen, dann die Dunkelheit … diese undurchdringliche Dunkelheit, in der er sich immer noch befand.
    Tom schwang seine Beine von der Couch und tastete mit den Füßen nach dem Boden. Er stellte fest, dass er nicht gefesselt war. Immer noch sitzend, streckte er die Arme aus – zum einen wegen der Steifheit, die davon herrührte, dass er zu lange in unbequemer Haltung gelegen hatte, zum anderen, um in seiner Umgebung nach Hindernissen zu tasten. Aber da war nichts, also versuchte er aufzustehen. Er fühlte sich unsicher auf den Beinen – vielleicht die Nachwirkungen der Droge, die Hunt ihm gespritzt hatte. Außerdem hatte Tom Schwierigkeit, ohne sichtbaren Bezugspunkt in dieser völligen Dunkelheit das Gleichgewicht zu halten. Aber nach einer Weile ging das vorbei, und er kam einigermaßen zurecht. Wenigstens wusste er, wo oben und wo unten war.
    Er hielt die Hände vor sich ausgestreckt und machte sich daran, die Dunkelheit zu erforschen. Dabei bewegte er sich vorsichtig, denn er wusste, dass er sich an einem unbekannten Ort befand, wo er bei jedem Schritt gegen irgendetwas stoßen oder in einen verdammten Abgrund stürzen konnte. Doch während er sich vorantastete, blieb der Boden unter seinen Füßen fest.
    Seine linke Hand, die er vor sich hin und her wedelte, traf auf irgendetwas. Tom blieb stehen, drehte sich in die Richtung, führte langsam die rechte Hand nach vorn und spürte etwas Hartes, das teils Metall war, teils gepolstert, sodass er anfangs an einen Zahnarztstuhl dachte. War das möglich? Bestimmt nicht.
    Aber warum nicht? Alles war möglich in diesem lichtlosen Vakuum.
    Er bewegte sich weiter. Nach ein paar Schritten stieß er mit dem Schienbein gegen eine niedrige Mauer. Auf seiner Seite war sie aus Ziegeln oder Betonblöcken, auf der anderen Seite jedoch aus glattem Metall. Tom bewegte sich vorsichtig an dieser Mauer entlang, bis er eine Ecke erreichte; dann ging er um sie herum und folgte der Wand, bis sie noch einmal abbog. Es war eine Art flaches Becken, rechteckig und groß genug, dass ein Kind darin planschen konnte. Soweit Tom feststellen konnte, war das Becken leer, doch die metallene Auskleidung fiel von allen Seiten her zu einem Punkt in der Mitte ab, der sich wie ein Abfluss anfühlte.
    Ein paar Schritte zurück, und er traf eine andere Mauer – Ziegel, dem Gefühl nach. Eine raue Ziegelmauer. Unausweichlich musste er wieder an seinen Albtraum denken, aber diese Mauer, auch wenn sie aus Ziegeln bestand, war nicht verfallen. Wieder tastete Tom sich die Mauer entlang und gelangte zu einer Art Tür, die, wie er annahm, aus Stahl war, dick und schwer: Es gab kein hohles Echo, und die Tür bewegte sich kein bisschen, als er sich dagegenstemmte und dann mit aller Kraft darauf einhämmerte. Es gab auch keinen Türgriff Er fand kein Schloss, nicht mal ein Schlüsselloch. Vielleicht konnte die Tür nur von der anderen Seite geöffnet werden, wie eine Gefängniszelle.
    Ja, er wurde gefangen gehalten, da hatte er keinen Zweifel. Und er war sicher, dass Brendan Hunt ihn gefangen hielt.
    Aber warum? War es möglich, dass Hunt ihn für den Mörder hielt, so wie er es sich selbst vorgeworfen hatte? Hatte er beschlossen, ihn einzusperren und außer Gefecht zu setzen, bis …
    Bis was? Warum sollte jemand, der noch alle Sinne beisammen hatte, so etwas tun? Die Frage ging Tom nicht aus dem Kopf Er spürte ein seltsames Flattern in der Brust, als hätte sein Herz für einen Schlag ausgesetzt; dann spürte er das Prickeln einer Gänsehaut.
    War Brendan Hunt verrückt?
    Das konnte er nicht glauben. Er konnte ja nicht einmal sicher sein, dass seine Erinnerungen stimmten und dass dies alles tatsächlich geschehen war. Vielleicht war es nur ein Trugbild, das sein gestörtes Hirn produzierte, und es gab eine ganz andere,

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