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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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oder ich habe meinen persönlichen Schutzengel im Netz. Aber ich würde eher auf Ersteres wetten.
    Ich hüpfe aus dem Boot auf ein paar rissige Stufen. Es ist so heiß, dass man auf meiner Haut ein Ei braten könnte.
    »Danke«, sage ich und lasse dem Gondoliere ein paar Münzen in die Hand fallen. Einige Meter weiter erkenne ich schon die Markise des Java River.
    Die altmodische Türglocke läutet. Einige Gäste drehen sich zu mir um, widmen sich aber sofort wieder ihren Kaffeebechern und Kuchentellern. Bei diesem Anblick wird mir warm ums Herz – die großen Sitznischen und die gerahmten Bilder an der Wand, die Glasvitrine mit Backwaren neben der Registrierkasse. Auch die Kellnerin mit dem Piercing in der Nase, die mich und Hunter bedient hat, ist heute da.
    Ich setze mich an einen leeren Tisch. »Was kann ich Ihnen bringen?«, fragt die Kellnerin.
    »Wasser.« Noch bevor sie mit der Bestellung loslaufen kann, füge ich hinzu: »Und ich habe eine Frage.«
    »Ja?« Sie tippt mit der Schuhspitze auf den Boden. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Ich räuspere mich. »Ich war vor Kurzem mal hier, nachts, mit einem Jungen.« Ihr Blick ist vollkommen leer. »Er heißt Hunter. Hat … blondes Haar. Sieht tough aus, aber sehr anziehend. Ist keiner von diesen Modelschönlingen.«
    Sie verdreht die Augen. »Ich kann mich nicht an einen Jungen erinnern, der so aussieht. Und an Sie auch nicht.« Mit diesen Worten eilt sie davon.
    Ich stehe auf und folge ihr. Nachdem sie in der Küche verschwunden ist, wende ich mich an die Kassiererin.
    »Wir waren neulich nachts hier«, sage ich zu der Frau mit dem Haarknoten und den Leberflecken, an die ich mich noch genau erinnern kann.
    »Nein, waren Sie nicht«, sagt sie und wischt den Tresen mit einem Lappen ab. »Wenn Sie wissen, was gut für Sie ist, dann verschwinden Sie jetzt. Und kommen nie wieder. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ich möchte nur etwas über den Jungen erfahren, mit dem ich hier war«, sage ich. »Hunter. Wo kann ich ihn finden?«
    Die Frau knirscht mit den Zähnen. »Ich hab’s doch schon gesagt, Mädchen: Ich habe Sie noch nie gesehen und auch keinen Jungen, der Hunter heißt. Verstanden? Und jetzt gehen Sie.« Sie deutet zum Ausgang. »Gehen Sie!«
    Draußen tupfe ich mir die Stirn mit einem bestickten Taschentuch ab und suche nach einer freien Gondel.
    Am Kanalrand sitzen ein paar Leute, essen Sandwiches und lassen die Füße über dem Wasser baumeln. Ein Stück weiter die Straße hinunter warten an einem Anleger Leute in einer Schlange auf das Wassertaxi, ein Boot, das rund fünfzig Fahrgäste aufnehmen kann und auf einem der größeren Kanäle verkehrt. Es ist billiger als eine Gondel, aber ich muss große Menschenmengen meiden, um nicht sofort erkannt zu werden. Ich habe außerdem noch viel Zeit, bis ich mich zu Hause fürs Dinner zurechtmachen muss.
    Im Moment fühle ich mich sicher. Tagsüber ist es in der Tiefe nicht so unheimlich wie nachts. Jetzt fallen mir auch die Farben der Gebäude auf: verblasstes Pink und wässriges Blau, Grau, Braun und Weiß. Manche sind mit alten, bröckelnden Säulen verziert, mit rissigen Engelsgesichtern aus Stein.
    Ich folge einem Gehsteig, suche nach einer Gondel, die gerade erst angelegt hat – vergeblich. Eine Gruppe schäbig gekleideter Kinder drängt sich vorbei und stößt mich beinahe um. »Hey, passt mal auf, wo ihr hinlauft!«, rufe ich, doch niemand scheint mich zu hören – oder überhaupt wahrzunehmen.
    Auf einmal tippt mir jemand auf die Schulter. Vor mir steht ein Mädchen, ungefähr in meinem Alter. Es hat schulterlanges braunes Haar und ebenso braune Augen und sein Kleid sieht aus, als wäre es zwei Nummern zu groß. Seine Haut ist blass, fast weiß, und zeigt die unverkennbaren Symptome einer Abschöpfung: gelbgrüne Schatten unter den Augen.
    »Du bist nicht verrückt.« Sie zieht mich in eine einsame Gasse, wo hohe Gebäude für mehr Schatten und Kühle sorgen.
    »Ich bin Tabitha.« Sie streckt mir die Hand entgegen.
    Ich ergreife sie. Ihr Händedruck fühlt sich überraschend sanft an. »Ich bin …«
    »… Aria Rose«, sagt sie. »Ich weiß. Ich arbeite im Java River. Ich … bin mit Turk befreundet.«
    Bei der Erwähnung seines Namens mache ich große Augen. »Du erinnerst dich an mich?«
    »Ich darf nicht viel sagen, aber ich kann dir einen Tipp geben, wo du Hunter findest.« Mit ihrem mageren Arm deutet sie zu einer Gasse, hinter der in der Ferne ein Mystikerturm aufragt. Selbst bei Tag

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