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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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pulsierenden Turm nähern, beginnt mein Medaillon zu summen.
    »Da entlang«, weise ich den Gondolieri an. »Nach links, bitte.«
    Er biegt in einen schmalen Seitenkanal ab. Das Wasser reicht fast bis an die Türen und Fenster im Erdgeschoss der Häuser. Hier kann man sehen, wie stark der Pegel in den letzten Jahren gestiegen ist. Weiter oben stehen mystische Laternen vor den Gebäuden.
    Wieder gebe ich dem Gondoliere Anweisungen – links, rechts und noch einmal links – dann wird der Kanal wieder breiter. Die Gondel nimmt Fahrt auf, jetzt kommen wir viel schneller voran. Der Wind peitscht mein Haar in alle Richtungen und der Anhänger trommelt gegen meine Brust.
    Die Türme führen uns weiter und immer weiter in den Süden, bis sich das Medaillon plötzlich abkühlt.
    »Wir sind da«, sage ich, obwohl ich keine Ahnung habe, wo wir uns befinden. Ich reiche dem Gondoliere ein paar Münzen aus meiner Handtasche. Er steuert den nächsten Anleger an und ich steige aus.
    Ich habe keine Ahnung, wohin ich gehe. Ich folge holprigem Pflaster und überquere eine winzige Brücke – dieser Teil der Stadt ist viel heruntergekommener als die Gegend um den Block, falls eine Steigerung des Elends überhaupt möglich ist. An vielen Läden sind die Fenster zugenagelt und es gibt nur sehr wenige Wohnhäuser. Die Skyline weist Lücken auf – viele Gebäude sind eingestürzt. Da wird mir auf einmal klar: Das hier ist nicht mehr der Kanal, das ist schon das Meer.
    Aus dem Dunst schälen sich die Umrisse der Manhattan Bridge und der Brooklyn Bridge. Ich bin also am Südende der Stadt gelandet; dieses Gebiet hieß früher South Street Seaport. Einen halben Block entfernt steht der nächste Mystikerturm. Seine Spitze pulsiert silberweiß. Als ich darauf zulaufe, erwacht das Medaillon zu neuem Leben. Ich bin also auf der richtigen Fährte.
    Hier sind nur wenige Menschen unterwegs und mit meinen schicken Klamotten bin ich sofort als eine Bewohnerin der Horste zu erkennen. Also bewege ich mich möglichst dicht an den geschlossenen Läden entlang. Ich komme an einem Liebespaar vorbei, er hält sie eng umschlungen. Ich stoße auf Obdachlose, die auf dem Boden schlafen und hoffen, dass ihnen jemand ein bisschen Kleingeld in die Hüte wirft, die umgedreht vor ihnen liegen. Ein Junge, kaum älter als ich, raunt mir zu: »Stic?« Ich eile weiter.
    Dann weckt eine Gestalt meine Aufmerksamkeit. Sie trägt einen Mantel mit Kapuze und ist in dieselbe Richtung unterwegs wie ich. Die Person blickt sich einmal um und geht an einem Turm vorbei. Als Laternenlicht auf ihr Gesicht fällt, stockt mir der Atem: Davida. Vielleicht bringt sie ihrer Mutter Lebensmittel. Nein, das kann nicht sein, denn dann wäre sie jetzt im Prächtigen Block. Was hat Davida im Süden der Stadt zu suchen?
    Ich will sie rufen, habe aber Angst, sie könnte weglaufen. Also folge ich ihr weiter bis zu einem alten U-Bahn-Eingang mit einem schmiedeeisernen Tor. Die Pfosten zu beiden Seiten werden von ehemals grünen Kugeln gekrönt, deren Farbe fast vollständig abgeblättert ist. Früher muss hier eine Treppe zum Bahnsteig hinuntergeführt haben, doch nachdem die U-Bahn-Tunnel sich mit Wasser gefüllt hatten, hat die Stadt die Eingänge versiegeln lassen.
    Es sei denn … Elissa Genevieve hat mir erzählt, ihr Team suche nach einem Weg in die unterirdischen U-Bahn-Tunnel, um die Rebellen aufzustöbern. Alle Eingänge sind mit mystischen Schilden blockiert.
    Davida bleibt neben einem Pfosten mit Kugelabschluss stehen und senkt den Kopf. In ihrer schwarzen Kleidung ist sie beinahe unsichtbar. Nun streckt sie die Hand aus, berührt den Pfosten, die Kugel leuchtet grün auf und erlischt sofort wieder.
    Und dann verschwindet Davida im Boden. Alles geschieht in Sekunden: Erst sind ihre Beine weg, dann verschwindet ihr Oberkörper und schließlich der Kopf, als stünde sie nicht auf festem Boden, sondern versänke in einem See, von einer Riesenhand in die Tiefe hinabgezogen.
    Ich warte eine Minute, ob jemand dieses magische Schauspiel beobachtet hat. Aber ich bin wohl die Einzige. In der Straße bleibt es ruhig – zu ruhig.
    Ich schleiche hinüber zum Eingang und untersuche den Bürgersteig: gewöhnlicher Pflasterstein. Ich stampfe an der Stelle auf, wo Davida verschwunden ist. Nichts. Ich packe den Pfosten, aber die Kugel reagiert nicht.
    Der Eingang ist zubetoniert und mit einer Metallabdeckung verschlossen. Ich trete mit dem Fuß dagegen und bereue es sofort: Die Abdeckung ist massiv,

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