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Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt

Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt

Titel: Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner K. Giesa
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Männer Jassams, die zurückgeblieben waren, um die Tiere zu halten, hatten ihre liebe Not damit gehabt. Zweimal hatten Diebe versucht, ihnen einige Orhaken gewissermaßen unter ihren Augen zu entwenden, und beide Male waren diese Diebe zwar unverrichteter Dinge, aber auch unbeschadet entkommen. Zwischenzeitlich erwachte auch Jassam selbst wieder von dem harten Schlag, mit dem Sadagar ihn niedergestreckt hatte.
    Zu aller Überraschung schäumte Jassam nicht, sondern schickte einen der beiden Männer los, um die anderen zurückzuholen.
    »Schade«, sagte er nur. »Die vier Burschen wären eine große Hilfe gewesen. Aber vielleicht klappt es dennoch, dass sie für uns arbeiten, ohne es zu wissen.«
    Er flüsterte es. Keiner der vielen Menschen, die sich auf der Straße und auf dem Markt drängten – in der Nähe des Marktes der Bräute waren es bezeichnenderweise bis auf wenige Ausnahmen nur Männer –, hörte es. Und das war auch ganz in Jassams Sinn.
    Mythors Vorsicht erwies sich als unbegründet; keiner von Jassams Galgenvögeln war zu sehen. Sie hatten wohl die Verfolgung aufgegeben oder suchten längst in anderen Teilen der Stadt.
    Die Schenke war eines der gemauerten Häuser. »In den Steinhäusern«, hatte Larashi erklärt, »leben nur diejenigen, die wirklich auf Dauer hier wohnen. Horai als Kreuzweg der Lichtwelt, als Treffpunkt mehrerer Karawanenstraßen, ist im Grunde nicht mehr als eine riesige Karawanserei, ein riesiger Markt und ein Hafen am Salzspiegel. Hier laufen auch die Wüstensegler ein, und ihre Besitzer handeln mit den Karawanen und den Wandervölkern. Nur wer für immer hierbleibt, baut sich ein Steinhaus. Das sind vor allem die Beamten des Shallad, vornehmlich die Steuereintreiber, die ständig unterwegs sind, um von den Händlern den zehnten Teil ihres Gewinnes in die Kassen des Shallad zu raffen.«
    »Die Schatten mögen sie fressen«, knurrte Hayad der Starke. »Auch an mir werden sie verdienen.«
    »Ansonsten wohnen Richter hier, falls Streitigkeiten zu schlichten sind, was sehr häufig vorkommt«, fuhr Larashi fort, der im Auftrag seines Stummen Großen oftmals in Horai gewesen war und sich etwas auskannte.
    »Vor allem zwischen Steuereintreibern und Händlern«, knurrte Hayad und trat die Tür der Schenke auf.
    »Dann gibt es noch Zöllner und Begutachter für Laufvögel«, fuhr Larashi unbeirrt fort, »die…«
    Mythor konzentrierte sich mehr auf die Einzelheiten.
    Alles Obrigkeiten im Dienst des Shallad, dachte er, und die waren für ihn nicht sonderlich von Interesse. Es reichte zu wissen, dass es sie gab. Auf das, was wichtig war, würden Larashi oder Hayad früher oder später von selbst zu sprechen kommen. Mythor ließ Larashis Ausführungen und Hayads bissige Zwischenbemerkungen an sich vorbeiplätschern und sah sich in der Schenke um. Sie sah aus wie tausend andere auch und war mäßig besetzt; ein feister Wirt und eine schlanke, sparsam bekleidete Frau bedienten die wenigen Gäste, die sich zu dieser frühen Vormittagsstunde eingefunden hatten.
    Die fünf Männer ließen sich an einem Rundtisch nieder. »He, Wirt!« brüllte Hayad der Starke. »Rolle ein Fass schäumenden Bieres heran, der ehrenwerte Herr hier«, er deutete auf Mythor, »zahlt!«
    »Von einem Krug oder zweien war die Rede«, schränkte Mythor ein. Nicht, dass ihn die Unverfrorenheit des Hünen verdrossen hätte, aber mit Zahlungsmitteln war er wie auch die anderen ein wenig knapp.
    Die Frau brachte das Bier. Hayad grinste sie an, erfolglos. Mit Sicherheit hatte sie täglich hundert Verehrer an jedem Finger, von denen neunundneunzig besser aussahen als der Vater Lyas.
    Hayads Bemerkungen fielen Mythor wieder ein, gleichzeitig der eigenartige Begriff »Markt der Bräute«. Auf seiner Flucht hatte er zwar keine Gelegenheit gehabt, auf das zu achten, was feilgeboten wurde, aber nur zu deutlich war ihm das Wort »Sklavenmarkt« ein Begriff. Er fragte Hayad danach.
    »Ceha Ricard«, grollte Hayad prompt. »Dieser Schuft! Vielleicht lässt er Lya in diesem Moment entführen…« Er sprang auf, sah aber dann wieder das Bier vor sich und setzte sich wieder. »Er will seine eigenen Chimären verkaufen«, stieß er hervor, »obwohl er weiß, dass er sie nicht los wird. Aber er braucht Geld, wie jeder hier. Und deshalb glaubt er, mit meiner Lya einen stolzen Preis erzielen zu können, der ihn über seine verschmähten Tochter hinwegtröstet.«
    Mythor beugte sich leicht vor. Gewaltsam unterdrückte er das Entsetzen, das in

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