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Mythor - 067 - Krieg der Hexen

Mythor - 067 - Krieg der Hexen

Titel: Mythor - 067 - Krieg der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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lichteten und ein Ruinenfeld freigaben. Er hatte sich mehr erwartet, als uralte, moosbewachsene und von Schlingpflanzen umrankte Felsquader. Hier stand schon seit vielen Menschenaltern kein Stein mehr auf dem anderen, und nichts schien mehr darauf hinzuweisen, daß hier einst eine Kometenfee gewirkt hatte.
    »Wie war ihr Name?« fragte Mythor wie zu sich selbst.
    »Ihren Namen kenne ich nicht«, antwortete Arre. »Aber wenn du willst, kann ich ihre Erscheinung vor dir erstehen lassen. Sieh mich nicht so ungläubig an, du überhebliches Männlein! Ich will dir nicht irgendein Trugbild vorgaukeln, sondern ich kann für dich die Vergangenheit wachrufen. Das geht nicht bei jedem, aber bei dir schon. Ich spüre die geheimnisvolle Aura, die dich umgibt… Aber bilde dir darauf nicht zuviel ein! Gegen mich – und ohne mich bist du ein Niemand. Nur ich könnte dir helfen, die in dir schlummernde Kraft zu wecken.«
    »Ich hatte gar keine Ahnung…«, begann Mythor, aber Arre unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
    »Ich habe euch meinen Schutz angeboten, und mehr könnt ihr nicht verlangen«, sagte sie mißmutig und ging davon. »Hier seid ihr vorerst sicher. Ich werde euch rechtzeitig sagen, wenn die Lage brenzlig wird und ihr wieder verschwinden müßt.«
    Mythor wollte Arre folgen, aber Lankohr sprang ihm vor die Füße und verstellte ihm den Weg.
    »Zanke dich nicht mit dem Buckelweib, Mythor«, redete ihm der Aase zu. »Laß Arre schwatzen, sie ist eine Angeberin.«
    Mythor teilte diese Ansicht nicht ganz, aber er ließ die Angelegenheit vorerst auf sich beruhen. Im Augenblick zählte nur, daß sie vor Vones Angriffen sicher waren. Sie hatten sich alle eine Ruhepause verdient. Danach würden sie weitersehen.
    »Ich traue der Wünschelgängerin nicht«, sagte nun Scida und blickte Arre nach. »Hüte dich vor ihr, Mythor. Sie ahnt, daß dich ein Geheimnis umgibt, darum macht sie sich so wichtig. Sie möchte die Wahrheit über dich erfahren, aber die mußt du für dich behalten. Ehe ich es zulasse, daß du dich ihr anvertraust, mache ich sie um einen Kopf kürzer.«
    »Ich wünsche, auch du würdest mein Geheimnis nicht kennen, Scida«, sagte Mythor. »Denn seit du es erfahren hast, benimmst du dich zu mir wie eine Glucke.«
    »Ich habe schon einmal einen Beutesohn verloren«, erwiderte die Amazone und wandte sich brüsk ab.
    Mythor seufzte. Er würde wohl nie ganz schlau aus der Amazone werden. Er hatte in ihr eine gute Kameradin, aber manchmal bemutterte sie ihn doch zu sehr – wenn auch auf ihre ganz eigene Weise.
    Gerrek hatte sich auf einen erhöhten Mauervorsprung gesetzt und spielte wieder mit der Flöte. Mythor ging zu ihm.
    »Hast du deine Erinnerung noch immer nicht zurückgewonnen?« fragte er ihn.
    »Welche Erinnerung?« fragte der Beuteldrache, ohne aufzusehen.
    »Du sagtest, daß du sicher seist, schon einmal auf dieser Flöte gespielt zu haben«, erklärte Mythor. »Da dir dies als Beuteldrache aber nicht möglich ist, mußt du damals demnach noch ein Mann gewesen sein. Das wiederum würde bedeuten…«
    »Hör auf, Mythor«, fiel Gerrek ihm ins Wort. »Es ist alles so hoffnungslos.«
    »Erinnerst du dich nicht wenigstens, ob du früher schon einmal mit Gaidel zu tun hattest?« drängte Mythor weiter. »Vielleicht könnte dir sogar Arre helfen, dich wieder zu erinnern.«
    »Laß mich!« sagte Gerrek heftig und sprang von der Mauer. Dabei verhedderte er sich mit den Beinen im Schwanz und fiel der Länge nach hin. Mythor konnte nicht anders, er mußte lachen.
    Gerreks Kopf fuhr hoch. Für einen Moment starrte er Mythor fast feindselig an, dann stimmte auch er ein krächzendes Gelächter an.
    »So gefällt es mir schon besser«, sagte Gerrek mit unterdrückter Wehmut in der Stimme. »Laß mich den spaßigen Tölpel sein, dann gibt es keine Probleme.«
    Mythor erstickte fast an seinem Lachen, es schnürte ihm förmlich die Kehle zu.
    »Wollt ihr nicht in den Baum des Lebens kommen?« gellte da Arres Stimme über das Ruinenfeld.
    Mythor zuckte zusammen, als wäre ein Blitz in ihn geschlagen. Er hatte gedacht, es gäbe nur einen Baum des Lebens – nämlich den fünften Fixpunkt des Lichtboten, nahe der salamitischen Stadt Leone.
    Gespannt begab er sich in die Richtung, aus der der Wünschelgängerin Stimme kam.
    Aber er wurde enttäuscht. Er sah nur einen etwa vier Körperlängen hohen, ausgezackten Baumstumpf, der allerdings so dick war, daß es wahrscheinlich fünfundzwanzig Amazonen von Burras Größe

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