Mythor - 067 - Krieg der Hexen
robbte weiter. Er rief Mythor irgend etwas zu, doch der Sturm riß ihm die Worte von den Lippen.
Ein Windstoß verfing sich in Mythors Umhang, so daß sich die Spange mit dem geflügelten Löwen gegen seine Kehle drückte, und ihm den Atem raubte. Mythor versuchte sich einzureden, daß das Unwetter nicht wirklich, sondern nur Blendwerk der Hexen war. Er redete es sich fest ein, schloß die Augen und stellte sich das Ruinenfeld bei Windstille vor. Dann versuchte er, den falschen Zauber mit seinem Gläsernen Schwert zu durchteilen. Altons Klagen wurde vom Wind zu einem jämmerlichen Wimmern verzerrt. Die Klinge glühte auf, als sie die Luft durchschnitt – doch sonst passierte nichts.
»Das ist das Werk… Vones Wetterhexen«, rief ihm Lankohr zu. »Dieses Unwetter ist echt!«
Scida hatte sich in Gerreks Windschatten begeben. Der Beuteldrache selbst hatte seine Flöte hervorgeholt und versuchte, ihr irgendwelche Töne zu entlocken. Dabei drehte er sich mit dem Rücken gegen die Windrichtung. Plötzlich drehte sich der Wind und riß Gerrek herum, als er auf dem falschen Fuß stand. Die Flöte entglitt ihm und wurde fortgewirbelt. Der Beuteldrache schrie enttäuscht auf.
Mythor konnte gerade noch sehen, wie das Musikinstrument in den über die Hochebene wallenden Gewitternebeln verschwand, bevor auch er den Halt verlor. Mythor klammerte sich an einer Bodenwurzel fest und brachte sich hinter einen Mauerrest in Sicherheit.
Plötzlich gellte wieder ein Schrei, wurde vom Heulen des Sturmes verschluckt. Ein kleiner Körper wirbelte an Mythor vorbei… Es war Lankohr. Mythor griff nach dem Aasen. Aber da war er bereits fortgeweht, seine Hand fuhr ins Leere.
Auf einmal prasselten Schläge auf ihn nieder. Verschleierten Blicks stellte er fest, daß rings um ihn der Boden aufgewühlt wurde. Es hagelte faustgroße Eisbrocken. Sie trafen ihn schmerzhaft am Hinterkopf und verursachten ihm auf Rücken und Beinen ein eisiges Brennen. Er zog den Umhang über den Kopf, aber es half nur wenig.
Es hagelte nun so dicht, daß er keine drei Schritt weit sehen konnte. Keine Spur von Scida und Gerrek. Mythor krümmte sich zusammen, um den Hagelgeschossen eine kleinere Angriffsfläche zu bieten. So harrte er eine Weile aus, bis er spürte, daß eisige Kälte nach ihm griff. Und entsetzt stellte er fest, daß er unter einer Halde von Eiskörnern begraben war.
Er befreite sich von seiner Last und sprang auf die Beine. Überrascht stellte er fest, daß der Sturm verebbt war und es auch nicht mehr hagelte. Aber noch immer lag dichter Nebel über der Hochfläche. Mythor stand wadentief in einer eisigen Schicht.
»Mythor! Lankohr!«
Aus dem Nebel tauchten zwei Gestalten auf. Scida und Gerrek. Sie gingen Hand in Hand. Als der Beuteldrache Mythor erblickte, stieß er die Hand der Amazone von sich.
»Meine Flöte ist weg«, sagte Gerrek bekümmert.
»Viel schlimmer ist, daß auch Lankohr verschollen ist«, erwiderte Mythor.
»Aasen sind ein zähes Volk«, meinte Scida leichthin. Sie blickte sich um und stellte fest: »Wir sind ziemlich weit vom Ruinenfeld abgetrieben worden. Gerrek und ich wären beinahe in eine Schlucht gestürzt.«
Die Amazone drehte sich um und deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Ihr ausgestreckter Arm erstarrte in der Luft, und ihr entrang sich ein Laut der Überraschung.
Durch die von Nebelschwaden getrübte Luft kam irgend etwas auf sie zu.
»Ein Luftgeist!« rief Gerrek aus. »Eine der Medusen aus der Dämmerzone muß sich bis hierher verirrt haben…«
»Unsinn«, sagte Mythor. »Du weißt besser als ich, daß Medusen das Festland meiden. Das ist ein Flugschiff!«
Jetzt war ganz deutlich zu erkennen, daß es sich bei dem Ding, das durch den Nebel auf sie zukam, um einen grell bemalten Ballon mit einer offenen Gondel handelte. Darin waren einige bullige, schwertschwingende Gestalten zu sehen. Sie stimmten ein Triumphgeheul an, als sie Mythorund seine Kameraden entdeckten.
»Die haben es auf uns abgesehen«, erklärte Scida und zog ihre beiden Schwerter. »Es sind Kriegerinnen der Zaem. Ich kann ganz deutlich das Schwertzeichen erkennen. Sollen sie nur kommen, wir werden ihnen einen heißen Empfang bieten.«
»Ich habe wieder genug Feuer«, sagte Gerrek, der Scidas Worte offenbar auf sich bezog.
»Die Übermacht ist zu groß«, meinte Mythor. »Wir sollten ihr weichen.«
Aber als er einen Schritt zurück machen wollte, prallte er gegen eine unsichtbare Barriere.
»Bei Quyl!« entfuhr es
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