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Mythor - 071 - Die goldene Riesin

Mythor - 071 - Die goldene Riesin

Titel: Mythor - 071 - Die goldene Riesin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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schrie Moihog begeistert. »Es hilft, wir steigen!«
    Aber noch trieb der Ballon auf die schroffen Felsen zu, und er stieg nur sehr langsam.
    Viel zu langsam.
    »Werft die Waffen hinaus!« rief Arruf.
    Er ging mit gutem Beispiel voran. Schwerter flogen über den Rand der Gondel, Beile, Äxte, zwei Schilde. Gründlich machten sich die Menschen daran, die Gondel von allem nur denkbaren Gewicht zu befreien, das an der Gondel zerrte und sie hinabzog.
    Ein prüfender Blick nach vorn. Die Windrichtung war geblieben, es ging auf die Felskante zu.
    Nach Secubos Schätzung mußte der Fels die Gondel aufschlitzen und dann würden die Menschen darin in die Tiefe stürzen.
    Secubo lehnte sich über den Rand der Gondel. Es ging entsetzlich tief hinab, Dutzende von Schritten. Und unten gab es nur harten Fels – wer dort auftraf, hatte keine Überlebensaussicht, er wurde unfehlbar zerschmettert.
    »Es fehlt nicht mehr viel!« rief Moihog. »Nur noch ein paar Mannslasten, dann haben wir es geschafft.«
    Die Menschen in der Gondel sahen sich an – es gab nichts mehr, was man zur Erleichterung hätte hinabwerfen können. Es sei denn…

10.
    »Ich habe schon besseren Wein gekostet«, ließ sich Prinz lugon vernehmen. »Aber gib nur her.«
    Der Prinz war mißgestimmt.
    In seinem Zelt saß mit bösem Gesicht der Inshaler Garban, und es gab nun niemanden mehr in lugons Nähe, der es gewagt hätte, dem Feldherrn der Vogelreiter mit Widerworten zu trotzen. Wäre Arruf doch zur Stelle gewesen. Aber der trieb sich irgendwo in der Wildnis herum, auf der Suche nach einer Goldenen Riesin. Als ob dieses Frauenzimmer Berberi nicht schon schlimm genug gewesen wäre. Bei der Vorstellung, eine Schwester dieses Weibes heiraten zu müssen, wurde Prinz lugon sehr seltsam zumute – der Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht.
    »Du solltest nicht soviel trinken«, sagte Garban mißmutig.
    »Warum nicht?« fragte lugon erstaunt. »Trinken tut mir gut. Es erleichtert mein Gemüt, fördert meine Einfallskraft, macht die Haut glatt und die Augen klar…«
    »Es benebelt das Hirn und macht die Beine schwach«, sagte Garban. »Ich rate dir, laß ab vom Trunk.«
    »Dies ist mein Zelt«, sagte Prinz lugon mit mühsam gewahrter Hoheit, »und daher meine Sache, wieviel wovon ich trinke. Schmeckt dir der Wein etwa nicht?«
    Garban gab nur ein unwilliges Grunzen von sich.
    Ihm war anzusehen, was er dachte: der Zug kam viel zu langsam voran. Überall gab es Hindernisse und Hemmnisse; ein Ruhmesblatt würde dieser Hochzeitszug für den Inshaler nicht gerade werden.
    Einer von lugons Leibwächtern trat ein und grüßte.
    »Wir haben eine Spur von Arruf gefunden«, meldete der Krieger. »Man hat die Vermißten gesichtet.«
    »Wo?«
    »Im Süden, nahe den Unrua-Bergen«, berichtete der Krieger. Obwohl Garban ihm die Frage gestellt hatte, sah der Mann nur den Prinzen an. Die darin liegende Beleidigung für Garban war wohlberechnet und wurde auch so verstanden. In vielen kleinen und großen Gesten ließen die Ays die Vogelreiter spüren, daß sie sie als Aufpassertruppe ansahen. Die Vogelreiter wiederum mühten sich nach Kräften, den Ays das Leben so sauer wie möglich zu machen.
    »Laßt mich wissen, sobald er unser Lager erreicht hat«, sagte lugon. »Möchtest du etwas trinken?«
    Der Ay nickte. lugon nahm die Trinkschale, die er gerade noch Garban angeboten hatte, füllte sie eigenhändig mit Wein und reichte sie dem Boten. Garbans Augen traten vor Wut fast aus den Höhlen. Der Krieger schlürfte den Wein geräuschvoll und setzte die Schale dann ab. Er bedankte sich und zog ab.
    Garban behielt sein mißmutiges Gesicht bei.
    »Die Tokapis machen immer noch Ärger«, sagte er heftig.
    Er wußte ganz genau, daß er die Ays damit ärgerte; von der Tausendschaft Berittener ging inzwischen die Mehrheit zu Fuß, und es würde nicht mehr lange dauern, bis auch das letzte Tokapi das Zeitliche gesegnet und in irgendwelchen hungrigen Mägen verschwunden war.
    »Was schert mich das?« fragte lugon. Er schlug mit einem goldenen Löffel ein Wachtelei auf und verzehrte genüßlich den Inhalt. »Auch etwas?«
    Jedesmal, wenn Garban zu ihm kam, bot Prinz lugon ihm etwas an, und jedesmal lehnte Garban ab. Das Spiel konnte langweilig werden, und Langeweile war der größte und erbittertste Feind, den Prinz lugon kannte. Was ihn indessen erheiterte, war der stete Unmut im Gesicht seines Gegenübers – Garban konnte sich prachtvoll erregen.
    »Sie sind zu langsam«, sagte der Inshaler.

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