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Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Titel: Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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mit anderen seines Volkes, in jahrelanger Arbeit das Innere der Hermexen ausgebaut, mit Fallen und Labyrinthen, und in manchen Hermexen befinden sich wahre Trutzburgen. Das Besondere aber ist, daß alle Einrichtungen den seltsamen Gesetzen des Reiches Nebenan unterliegen, mit denen kein Uneingeweihter zurechtkommt. Und auch die Dämonen gehören dazu, denn sie haben nie Zugang zu Orphals Reich im Kleinen gefunden. Und selbst wenn sie einen Ausgang fänden, könnten sie nicht das Hexensiegel aufbrechen, das ihn verschließt. An Bord der Luscuma könnten das überhaupt nur zwei Personen. Nämlich Lankohr und ich. Und wir werden uns hüten. Du siehst, Luscuma, daß keinerlei Gefahr für uns besteht.«
    Was du sagst, klingt einleuchtend, ließ sich die Steuerhexe vernehmen. Nun empfinde ich die Ausstrahlung der Finstermächte auch nicht mehr als Bedrohung.
    Noch während die lautlose Stimme der Steuerhexe zu vernehmen war, beruhigten sich die von ihr heraufbeschworenen Elemente. Der Tunnel aus Gewitterwolken lichtete sich, die Winde schliefen ein, und bald brach der erste Sonnenstrahl durch.
    Die Luscuma glitt ruhig und majestätisch hoch über der Inselwelt von Vanga durch die Lüfte.
    Burra befreite sich von dem Strick und stieg mit den beiden Aasen auf den Schultern zum Mittelschiff hinab. Lankohr und Heeva versuchten vergeblich, sich aus ihrem Griff zu strampeln. Burra hielt mit ihnen zielstrebig auf die Hermexe zu. Darunter blieb sie stehen und starrte zu dem in den Seilen verankerten Gefäß hinauf, das nun wieder so harmlos und unscheinbar wirkte wie irgendein Behältnis dieser Form. Keine Schatten huschten über seine Hülle, keine grünen Flammen schlugen daraus.
    »Die Steuerhexe konntest du beruhigen, kleine Heeva«, sagte Burra. »Aber mich hat es sehr bedenklich gestimmt, was du sagtest.«
    »Du kannst mir vertrauen, Burra«, sagte Heeva. »Alles, was ich sagte, entspricht der Wahrheit.«
    Burra nickte nachdrücklich.
    »Eben das macht mir Sorge. Ich denke an jene, die mit den Dämonen in die Hermexe eingeschlossen sind. Wie mag es ihnen ergangen sein, während die Dämonen tobten? Was wird aus ihnen werden?«
    Die Amazone spürte, wie Lankohrs kleinen Körper ein Zittern durchlief, als er kaum vernehmlich murmelte:
    »Ich habe es bisher ängstlich vermieden, über Fronjas und Mythors Schicksal nachzudenken. Aber nun stellt sich die Frage, wie sie diese Drangperiode der Dämonen überstanden haben.«
    Heeva schwieg dazu. Burra spannte sich an und sagte in die so entstandene Stille:
    »Können wir nichts tun? Ist es nicht möglich, in die Hermexe vorzustoßen, um Fronja und Mythor beizustehen? Für Mythor hat es doch auch einen Weg zu Fronja gegeben.«
    »Nur die Zaubermütter haben die Macht, das Tor ins Nebenan einseitig aufzustoßen«, sagte Heeva. »Ich dagegen würde bei einem solchen Versuch auch den Dämonen das Tor öffnen und ihnen die Möglichkeit geben, über Vanga herzufallen. Ich kann nichts tun, nur hoffen.«
    Burra machte eine wütende Bewegung und schleuderte dabei ungewollt die beiden Aasen von ihren Schultern.
    »Hoffen! Hoffen!« rief sie zornig. »Worauf denn?«
    »Darauf«, sagte Heeva, während sie sich aufrichtete und zu der Amazone hinaufsah, »daß die Dämonen Fronja und Mythor am Leben lassen, um sie als Geiseln zu verwenden.«
    Burra schloß in ohnmächtiger Wut die Augen und dachte:
    Ich hätte meine Zaubermütter bitten sollen, mich ebenfalls in die Hermexe zu sperren!
    Aber diese Chance hatte sie vergeben.
    Burra stand noch lange so da und merkte gar nicht, wie die Nacht über die Luscuma hereinbrach. Erst der Nachtruf der Steuerhexe gemahnte sie daran, daß es Zeit war, sich in die Unterkunft zu begeben.

3.
    Die Eingeschlossenen: Mythor
    Mythor sah die Gesichter der ihn umgebenden Zaubermütter ins Riesenhafte wachsen. Sie wurden zu wahren Gebirgen, erstreckten sich ins Uferlose, bis er keine Einzelheiten mehr an ihnen erkennen konnte. Die Umrisse verschwammen, die Farben vermischten sich, verloren ihre Leuchtkraft. Alles vereinte sich zu einem düsteren Einerlei, zu einem rasenden Wirbel, der ihn erfaßte.
    Er wurde davon hinabgerissen, auf die Hermexe zu, die sich zu einem mächtigen Ding aufblähte…
    … und ihn verschluckte.
    In seinem Kopf war ein Pochen, ein hämmernder Schmerz. Er fühlte sich wie in eine Riesenfaust eingeklemmt, die ihn zusammendrückte, ihn auf eine Größe zusammenpreßte, die es ihm erlaubte, durch eine Ritze in die Hermexe zu schlüpfen.
    Solche

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