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Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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dich in Sicherheit zu bringen.«
    Über Mescals Gesicht legte sich ein überlegenes Lächeln.
    »Und was hat Inscribe dir geraten? Und Robbin? Und Burra? Und wohin gehst du?«
    »Treffer«, gab Mythor gelassen zu. »Was willst du tun?«
    Mescal drehte sich um und deutete auf den Spiegel der schweren Luft, die den Leeren See bildete.
    »Ich werde dort hinabsteigen«, verkündete er. »Irgendwo auf dem Grund des Leeren Sees werde ich Dharaphin entdecken.«
    »Was sagst du dazu, Robbin?«
    Der Pfader zuckte die Schultern.
    »Es gibt auch weniger aufwendige Formen, sich umzubringen«, sagte er. »Es wird dein Tod sein, Mescal.«
    »Unsinn, wenn Dharaphin es dort unten aushalten kann…«
    »Wer sagt dir, daß sie dort ist?«
    »Ihr habt doch ihr Bild gesehen!«
    »Ein Bildnis, mehr nicht. Was besagt das schon?«
    Mescal schwieg einen Augenblick lang. Mythor hatte Zeit, ihn zu betrachten. Es schien, als sei Mescal von Gestalt und Charakter energischer geworden, fester und kraftvoller. Es war nicht viel, aber dennoch deutlich zu erkennen.
    »Ihr könnt sagen, was ihr wollt«, sagte Mescal. Er sah Mythor an. Die Blicke bohrten sich gleichsam ineinander. »Ich werde tun, was ich für richtig halte. So wie ich jetzt beschaffen bin, gelte ich nur halb. Ich fühle mich auch so. Wenn Dharaphin erst gefunden habe, wenn wir zusammen sind, dann werde ich vielleicht zu einem ganzen Menschen werden. So wie ich jetzt bin, gerate ich allen nur zum Ärgernis.«
    In gewisser Weise traf das zu. Der Umgang mit dem wechsellaunigen Mescal war recht schwierig, und manch eine der kampfgestählten Amazonen an Bord hatte den schlappen, weichlichen Mescal schon sonstwohin gewünscht. Eines stand fest: viele Tränen würden nicht fließen, wenn an Bord der Phanus bekannt wurde, daß Mescal nicht zurückkehrte.
    Aber war das ein Grund, den Geschaffenen, der sich so wenig durchzusetzen und zu behaupten vermochte, in dieser Lage zurückzulassen?
    »Du weißt, daß wir dir dann nicht mehr helfen können«, sagte Mythor bedächtig. »Die Phanus wird dieses Land verlassen, und ich weiß nicht, wie du jemals auf die Welt zurückkehren kannst.«
    »Vielleicht will ich das gar nicht mehr, wenn ich Dharaphin gefunden habe«, sagte Mescal.
    »Überlege es dir gut«, sagte Mythor. »Ich möchte dieses Schicksal nicht erleben – in der Schattenzone als Gestrandeter zu leben.«
    »Habe ich auf Vanga anders gelebt, denn als Gestrandeter, der nirgendwo dazugehörte?«
    Gegen diesen Einwand gab es nichts vorzubringen. Mythor erkannte das.
    »Burra, was meinst du? Wenn wir Mescal gewähren lassen, dann können wir mit dieser Begründung bei den Haryien immer noch eine Wartezeit herausschinden. Wir hätten dann Zeit, uns Alternativen zu überlegen.«
    Dieser Vorschlag klang gut, aber er hatte auch seine Schattenseiten. Es behagte Mythor überhaupt nicht, den schwächlichen Mescal in eine solche Gefahr tappen zu lassen. Ein Blick in Mescals angespanntes Gesicht verriet aber, daß sich der Geschaffene von seinem Plan durch nichts würde abbringen lassen.
    »Versuchen wir es«, sagte Mythor.
    Er wandte sich um, wollte mit den Haryien sprechen. Asmilai trat näher.
    »Du wirst uns begleiten?« fragte sie.
    »Es geht nicht so leicht«, erwiderte Mythor. »Wir…«
    Hinter ihm wurden Stimmen laut. Mythor drehte sich herum.
    Mescal war dabei, seinen einsamen Entschluß in die Tat umzusetzen. Er hatte eine Stufenreihe betreten, die in den Leeren See hinabführte. Der Luftspiegel glänzte friedlich, aber das konnte täuschen. Jente stand neben Mescal.
    »Das geht nicht«, rief Mescal. »Du wirst zurückbleiben!«
    Jente schüttelte energisch den Kopf.
    »Ich werde bei dir bleiben«, sagte sie; es klang energisch und zärtlich zugleich. »Gleichgültig, was du unternimmst, ich werde bei dir sein, um dich zu schützen!«
    »Du gehörst zu den anderen, sie brauchen dich, nicht ich!« wehrte sich der Geschaffene. Seine Füße waren bereits in der schweren Luft des Leeren Sees verschwunden. Es war ein seltsamer Anblick, zumal aus Mythors Blickwinkel, denn von seinem Betrachtungsabstand sah die Oberfläche des Sees aus wie das Land ringsum – infolgedessen schien Mescal ohne Füße frei in der Luft zu schweben.
    »Wartet, ihr beide«, rief Mythor. Er wandte sich wieder Asmilai zu. »Du siehst, was die beiden vorhaben.«
    »Ich sehe es«, erwiderte Asmilai. »Sie werden nicht zurückkehren.
    Noch nie hat der Leere See jemanden zurückgegeben, der verschwunden ist.«
    »Hast du

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