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Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Titel: Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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ins Totenreich. Und der Fährmann gibt uns das letzte Geleit. Das ist also Yhrs Rache. Wir sind alle verloren.«
    »Ich muß schon sagen, du verstehst es, einem Mut zu machen, Steinmann«, versuchte Gerrek zu scherzen.
    »Mir wird selbst ganz bange«, sagte Sadagar mit belegter Stimme. »O Nykerien, ich werde wohl nie mehr an die Buchten der Silbersee zurückkehren können. Es heißt in den Legenden nicht umsonst, daß du zuerst durch einen dunklen, dunklen Tunnel fährst, wenn dich der Fährmann auf den Fluß Syx lotst, wo dich ewige Schwärze einhüllt. Ewige Schwärze, das Nichts – so wird der Zufluß ins Totenreich beschrieben. Und darin treiben wir.«
    »Mir ist auf einmal kalt«, jammerte Gerrek. Er schniefte durch die Nüstern. »Und ich habe kein Feuer mehr, um mich zu wärmen.«
    »Es wird noch kälter werden. Aber tröste dich damit, daß diese Kälte nicht weh tut. Es kommt die Zeit, da macht dich diese Kälte völlig unempfindlich, und du wirst nicht einmal mehr deinen Körper spüren…«
    »Sieh nur!« rief Gerrek plötzlich mit Hoffnung in der Stimme. »Die schwarze Barke ist verschwunden!«
    Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann sagte Sadagar bedächtig:
    »Es scheint, daß sich der Fährmann mit der Amazone zufrieden gibt. Ja, ich glaube sogar, daß sich Tertish geopfert hat, um uns zu retten. Es ist sicher nicht das erstemal, daß der Fährmann sich auf einen solchen Handel einläßt.«
    Gerrek schniefte wieder, und diesmal zuckte aus seinen Nüstern ein kleiner Flammenstrahl.
    »Göttliche Tertish!« rief er überschwenglich aus. »Wenn wir erst wieder an einem freundlicheren Ort sind, dann werde ich deiner gedenken und für dich ein Opferfeuer entzünden, wie ich es nicht einmal einem Beuteldrachenweibchen darbringen würde. Holde Tertish, dein Opfer…«
    »Ich nehme das Opfer nicht an«, sagte Mythor.
*
    »Was?«
    »Bist du von Sinnen?«
    »Was willst du tun?«
    »Etwa Tertishs Stelle einnehmen?«
    »Sie ist eine Todgeweihte, bedenke das.«
    »Tertish tut recht. Sie löst nur ihr Gelübde ein, das sie am letzten Ort von Spayol abgelegt hat.«
    Mythor hob die Arme, um Gerrek und Sadagar zum Verstummen zu bringen.
    »Ich kann Tertish nicht so scheiden lassen«, sagte Mythor. »Ihr werdet das vermutlich nicht verstehen. Aber es ist, als würde sie ihr Leben für meines geben. Die Rache der Yhr gilt mir. Also werde ich mich dem Fährmann stellen.«
    »Jetzt ist er total verrückt«, rief Gerrek und raufte sich die wenigen Haarbüschel auf dem Kopf.
    »Willst du lieber an Stelle der Todgeweihten ins Totenreich eingehen, Mythor?« fragte Sadagar.
    »Nein«, erwiderte Mythor. »Ich werde sie zurückholen.«
    Er merkte, wie Gerrek sich anspannte und mit einer Hand verstohlen nach seinem Nacken griff. Blitzschnell wich er zur Seite aus und setzte dem Beuteldrachen das Gläserne Schwert an die Kehle.
    »Ich weiß, du meinst es gut mit mir, Gerrek«, sagte Mythor. »Aber bevor du deinen kalten Griff bei mir anwendest, schicke ich dich dem Fährmann nach.«
    »So nimm doch Vernunft an, Mythor«, bat Gerrek. »Du kannst nicht wirklich glauben, daß es aus dem Totenreich eine Rückkehr gibt.«
    »Laßt mich allein«, befahl Mythor. »Mein Entschluß ist unabänderlich. Verschwindet!«
    Sadagar war anzumerken, daß ihm allerlei auf der Zunge lag, doch er schluckte es hinunter. Er nickte nur stumm und entfernte sich. Gerrek schüttelte verständnislos den Kopf. Als er den Rachen öffnete, um noch etwas zu sagen, schloß ihm Mythor mit der Spitze Altons den Unterkiefer. Gerrek wandte sich mit einem Knurrlaut ab und folgte Sadagar.
    Mythor legte den Umhang mit dem Wappen der Walangei ab und entledigte sich auch des Gürtels, dessen Schnalle ebenfalls ein geflügelter Löwe zierte. Am Gürtel hing noch die Scheide. Er steckte das Gläserne Schwert hinein.
    Dort, wohin er sich begeben würde, brauchte er Alton nicht. Der Tod hatte unzählige, zumeist schreckliche Gesichter, aber wenn man sich ihm auf dem Fluß Syx näherte, dann verlor er seine Schrecken.
    Mythor bestieg eines der beiden verbliebenen Boote, enttäute es und ließ sich in die Schwärze hinaustreiben. Um das Boot hatte sich alsbald eine wallende Nebelbank gebildet, die es trug.
    Carlumen blieb hinter ihm zurück. Mythor drehte sich nicht um. Er wollte die Blicke seiner Gefährten nicht kreuzen, er wollte keine Abschiedsszene. Er würde zurückkehren.
    Das Boot, das gerade noch ruhig in der Schwebe gehalten worden war, schien nun

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