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Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Titel: Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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fest, um Zeit zu gewinnen. »Ich weiß, daß ich all die schönen Gefühle, die du für mich übrig gehabt hast, ebenso stark erwiderte. Aber alles andere habe ich nie mit Gleichem vergolten.«
    »Soll ich es glauben, daß du meiner noch immer gedenkst?« fragte der Schatten. »So nenne meinen Namen!«
    »Du bist…«
    »Also hast du mich doch vergessen, Mythor. Habe ich das verdient?« Der Schatten schien sich aufzulösen, festigte sich dann aber wieder. »Was ich dir auch angetan, du hast es mir doch vergolten, auch wenn du es nun leugnest. Aber ich habe für alles gesühnt, und ich habe mein Leben für dich gegeben, um dir den Dämonenkuß zu ersparen.«
    »Dann bist du keine andere als… Lydia von Ambor«, sagte Mythor und wußte im selben Moment, daß der Name falsch war.
    »Sohn des Kometen, was wärst du ohne mich«, klagte der Schatten. »Wer war es, der dich nach dem Untergang von Churkuuhl und dem Tod aller Marn an deinem Mal erkannt hat? Wer hat dir geraten, in die Gruft der Gwasamee hinabzusteigen und jenes Wissen zu holen, das du brauchtest, um die Fixpunkte des Lichtboten aufzusuchen und dir sein Vermächtnis anzueignen? Und wer konnte dich nach deinem Verrat an Herzog Krude so hassen, daß er sich den Finstermächten verschrieb, um sich an dir zu rächen? Und wer hat dich dennoch so stark geliebt, daß er im Orakel von Theran lieber sein Leben opferte, als dir den Dämonenkuß zu geben?«
    »Nyala von Elvinon«, sagte Mythor betroffen. »Verzeih mir. Ich schäme mich meiner, daß mir dein Name nicht zu allererst eingefallen ist.«
    »Ich bin keine eitle Seele«, sagte der Schatten Nyalas. »Ich buhle nicht mehr um deine Gunst, uns trennen Welten. Ich bin nur traurig, daß ich nicht einmal jetzt gefunden habe, was mir im Leben vorenthalten blieb. An diesem Ort erfährt man nichts über die Welt der Lebenden, und ich fürchte, daß auch du mir nichts wirst verraten können. Du darfst nicht zuviel von dir zurücklassen, was dich an diesen Ort binden könnte, sonst wird dir die Rückkehr vom Fährmann verwehrt. Sei gewarnt, Mythor! Aber verrate mir eines, damit ich weiß, daß ich nicht umsonst gestorben bin. Wirst du deinem Namen gerecht, kommst du deiner Bestimmung nach, Sohn des Kometen?«
    »Ich versuche es, Nyala«, sagte Mythor. »Ich selbst kann nicht beurteilen, ob ich dem Ideal eines Sohnes des Kometen entspreche – ich bin nur ein schwacher Mensch. Über mich müssen andere urteilen. Aber ich muß befürchten, die in mich gesetzten Erwartungen nicht erfüllen zu können, wenn ich gegenüber den Lebenden so versage wie gegenüber den Toten.«
    »Du warst schon immer zu bescheiden«, sagte der Schatten. »Aber ich weiß, daß du auch schon immer sehr stark warst, wenn es darauf ankam. Du mußt nur von dir sagen können, daß du alles gibst, um ein würdiger Sohn des Kometen zu sein.«
    »Ich glaube, das kann ich«, sagte Mythor.
    »Du hast es bewiesen«, sagte der Schatten. »Dich hat nicht der Fährmann geholt, sondern du bist ihm gefolgt, um ihm ein Opfer zu entreißen. Aber wisse, Mythor, so leicht wird er dir Tertish nicht zurückgeben. Mich hast du überzeugt, ich kann dich nicht verurteilen. Aber diesmal wird dir der Fährmann einen Prüfer schicken, der strenger mit dir ins Gericht geht. Sei stark, Mythor, ich wünsche dir alles Gute auf deinem weiteren Lebensweg.«
    Der Schatten, der die verlorene Seele von Nyala war, entschwand, und Mythor war wieder allein im Totenreich.
    Wem würde ihm der Fährmann diesmal schicken? Einen Feind, den er einst getötet hatte? Jemanden, dem Mythor den Beistand oder die Freundschaft versagt hatte? Einen Verfluchten wie den Prinzen Nigomir von der Goldenen Galeere?
    Aber nein, es würde vermutlich jemand sein, an dem Mythor achtlos vorbeigegangen war, der sich ihn aber gut gemerkt hatte. Ein Bettler, dem er keine Almosen gegeben hatte, und der daraufhin Hungers starb, ohne daß er, Mythor, jemals davon erfuhr. Ein verwundeter Krieger, der ihn mit Blicken um Hilfe anflehte, die er nicht bemerkt hatte.
    Es konnte irgend jemand sein, der seinen Lebensweg kurz gekreuzt hatte… Aber wo war er hier denn? Vor einem göttlichen Gericht, das über seinen Wert oder Unwert zu bestimmen hatte?
    »Ich verlange doch nur die Rückkehr eines Menschen ins Leben, dessen Zeit noch nicht abgelaufen ist!« rief er.
    »Der Weg ans Ziel führt über mich«, sagte ein Schatten.
*
    »Ich will nicht raten, wer du bist«, sagte Mythor. »Ich bin dieses leidigen Spiels

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