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Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Titel: Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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leiser, aber Mythor war sicher, das Wort »Lava-Mann« gehört zu haben. Das erinnerte ihn an ein Erlebnis, das er vor einigen Monaten gehabt hatte.
    Es war in der Schattenbucht von Ganzak gewesen, wo er Caeryll als Lava-Mann begegnet war. Damals hatte sich die Hexe Glair für ihn geopfert und ihn davor bewahrt, von dieser flammenden Erscheinung aufgezehrt zu werden.
    Seltsam, daß gerade die Spinnerin Horeka den Lava-Mann erwähnte. Was konnte sie darüber wissen? Besaß Carlumen ein Geheimnis, das nur ihr bekannt war? Verwandelte sich Caeryll zu gewissen Zeiten gar in einen Lava-Mann und ging er als solcher auf eine unruhige Wanderschaft?
    Es hätte so sein können, denn es paßte zu den Geschichten, die man sich in der Schattenbucht über ihn erzählte.
    Mythor wanderte durch das verdorrte Pflanzengestrüpp zum Rand von Carlumen. Überall verglühten Horekas Schicksalsfäden. Die Spinnerin hätte ihn vor der Begegnung mit dem Lava-Mann bewahren können – davon war er jetzt überzeugt. Aber er suchte diese Begegnung geradezu.
    »Mythor, wohin willst du?« rief Tertish ihm nach.
    »Laß mich allein«, sagte er nur.
    Er erreichte den Rand von Carlumen und betrachtete das Panorama des flammenden Infernos, das sich ihm bot. Er sah ein Meer aus Flammen. Daraus erhoben sich Inseln aus Lava. Darauf gab es Büsche und Bäume, die zu glühen schienen… Das konnte nicht wahr sein, er bildete sich das alles nur ein.
    Horeka hatte von den Gefahren gesprochen, die hinter diesem Feuer lagen. Er versuchte, den glühenden Dunst mit den Augen zu durchdringen. Aber er sah nichts als feurige Massen, die sich in ständiger Bewegung befanden und Veränderungen unterworfen waren.
    Ohne lange zu überlegen, kletterte Mythor von Bord der Fliegenden Stadt. Das Feuer strahlte keine Hitze aus. Er konnte mit ihm nicht einmal in Berührung kommen, denn es wich vor ihm zurück. Aber es trug ihn. Er machte ein paar federnde Schritte und hatte das Gefühl, als befände sich zwischen seinen Stiefeln und dem fließenden Feuer ein Polster aus schwerer Luft. Er bückte sich und schöpfte eine Handvoll des Feuers, aber es glitt ihm wie Wasser durch die Finger.
    Was für ein seltsames Element war dieses Feuer!
    Er setzte seinen Weg fort, um auf Entdeckungsreise zu gehen und trat Schritt für Schritt hinein in dieses phantastische Land aus Feuer.
    Er wollte erfahren, was hinter diesem Feuer lag.
    Als er sich nach einiger Zeit umdrehte, konnte er Carlumen nicht mehr sehen. Auch schien es ihm, als hätte sich die Landschaft verändert.
    Mythor wußte überhaupt nicht mehr, aus welcher Richtung er gekommen war und wohin er sich wenden sollte. Aber bange war ihm deshalb nicht. Er wußte, daß er irgendwo – und irgendwann – in diesem Feuerland den Lava-Mann treffen würde.
*
    Mythor hatte keinen Begriff mehr für die Zeit, und das wunderte ihn nicht einmal. Irgendwie hatte er sogar das Gefühl, als ruhe er völlig, während sich nur die Welt um ihn veränderte. Es war eine einmalige Empfindung, und sie vermittelte ihm etwas von der Urgewalt der Schöpfung.
    Er hörte um sich Geräusche, sah verschiedentlich Erscheinungen, die nur für die Dauer eines Augenzwinkerns Bestand hatten.
    Die Geräusche waren vielfältig. Manchmal glaubte er Stimmen zu hören, die in verschiedenen Tonlagen sprachen oder sangen, Heiterkeit oder auch Trauer ausdrückten – er hörte aus ihnen das gesamte Spektrum der Gefühle heraus.
    Waffenklirren, das Knattern von Segeln, das Plätschern von Wellen und das Tosen der Brandung an einem fernen Ufer drangen an sein Ohr. Und zwischendurch vernahm er immer wieder das Tuten von Hörnern. Kriegshörner? Vielleicht. Aber ein Ton, der sich ständig wiederholte, kam ihm vertraut vor. Er klang wie das Windhorn von Carlumen. Mythor wußte, daß er diesem Klang nur zu folgen brauchte, um zur Fliegenden Stadt zu gelangen.
    Aber er hatte keine Eile. Er wollte das Geheimnis dieses Feuerlands ergründen.
    Und da waren neben den Geräuschen die verschiedenen Erscheinungen. Gestalten huschten an ihm vorbei, lebten ein ganzes Leben, von der Geburt bis zum Tode, bevor er einen Atemzug machen konnte. Gestalten wie Schatten, doch nicht dunkel wie solche, sondern aus hell lodernden Flammen. Lava-Erscheinungen. Aber niemand davon war der Lava-Mann – Caeryll. Wo spukte er nur herum?
    Gebilde wie Seeschiffe kreuzten durch das Flammenland, Luftschiffe aus Lava schwebten durch die Lohe der Höhe.
    Ein Augenzwinkern, und das Bild änderte sich sofort

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