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Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Titel: Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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DRAGOMAE-Kristall. Mythor nahm ihn an sich und blickte hindurch. Er sah sich selbst an Bord der Südwind, wie er gerade einen DRAGOMAE-Baustein an die Augen hob und hindurchblickte. Die Kraft des Zauberkristalls brachte das Feuer der Zeit zum Erlöschen. Für Mythor war es wie der Blick durch einen Spiegel. Was er sah, lag schon einige Monde zurück.
    Und er konnte es mit dem Verstand nicht wahrhaben, wiewohl er wußte, daß es unabwendbare Realität war.
    Damals hatte er von Bord der Südwind durch den DRAGOMAE-Kristall eine Lava-Gestalt als Fronja erkannt und hatte natürlich angenommen, daß sie sich an der Seite Caerylls befand.
    Nun waren die Rollen vertauscht. Mythor stand mit Fronja an Bord von Carlumen und hatte einen anderen Blickwinkel. Wäre in diesem Augenblick Fronja nicht gewesen, dann hätte er sich dem Lava-Mann gestellt – und wäre sich selbst begegnet.
    Und wäre damals nicht Glair gewesen, die die unheilvolle Wahrheit im letzten Moment erkannt haben mußte und sich opferte, dann wäre sich Mythor schon zu diesem Zeitpunkt selbst gegenübergestanden. Und vermutlich wäre sein Geist daran zerbrochen.
    Jetzt aber war er älter, geistig gefestigter – und blickte der Wahrheit gefaßter ins Auge.
    Er stand da und beobachtete durch den DRAGOMAE-Kristall jene Begebenheit, die über vier Monde zurücklag und die er als jüngerer Mythor erlebt hatte:
    Er sah sich, wie er über die Bordwand der Südwind langte. Aber da kam die Hexe Glair ihm zuvor und sprang von Bord. Sie landete auf Carlumen…
    … und da stand sie, vom Feuer der Zeit befreit, vor Mythor und Fronja. Im Hintergrund verblaßte die feurige Südwind. Nur Glair, die junge Hexe mit dem grauen Haar, war zurückgeblieben.
    Als sie erkannte, was mit ihr geschehen war, schrie sie.
    »Willkommen an Bord von Carlumen « , sagte Mythor. Er mußte etwas sagen, er mußte sprechen, um nicht zu schreien wie Glair. »Du hast mit einem einzigen Schritt durch den Raum mehr als vier Monde in der Zeit überbrückt. Mir erging es nicht so gut. Ich mußte diese Zeit durchleben. Aber es mußte wohl so sein, daß wir uns an diesem Ort wiedertreffen konnten. Nun gehörst du zur Mannschaft von Carlumen. «

10.
    »Ein Kreis hat sich geschlossen«, sagte der Kleine Nadomir. »Jetzt wird es uns gelingen, den Feuerofen der Zeit zu verlassen.«
    Robbin, der in die Beschäftigung mit seinen Körperbinden vertieft war, nickte wie abwesend und murmelte:
    »Es war unvermeidlich, daß wir auf dem Zeitstrom in die Vergangenheit fuhren. Es mußte erst vollzogen werden, was längst schon in der Geschichte von Ganzak seinen Platz hatte. Sonst wäre alles wieder aus dem Buch der Welt gelöscht worden – und das hätte unweigerlich zum Chaos geführt.«
    »Tut mir leid«, sagte Mythor, »aber ich durchschaue das immer noch nicht ganz. Ich habe mich damit abgefunden, daß ich mir um ein Haar selbst begegnet wäre. Aber daß ich die Legende vom ruhelosen Wanderer Caeryll, der die Schattenzone über viele Menschenalter durchstreifte, begründet haben soll, das will mir nicht in den Sinn.«
    Außer ihm, dem Königstroll und dem Pfader, befanden sich auch noch Sadagar, Gerrek, Fronja, Glair und Cryton auf der Brücke. Der Götterbote hatte sich stets im Hintergrund gehalten, wohl aus dem einfachen Grund, daß er durch seine Kenntnisse nicht das vorbestimmte Geschehen beeinflußte.
    Mythor hatte beim Sprechen Fronja fragend angesehen. Nun setzte die Tochter des Kometen zu einer Erklärung an. Doch da kam ihr die rotbemantelte Hexe Glair zuvor. Sie stellte sich vor Mythor, legte ihm die Hände auf die Schultern und blickte ihm tief in die Augen.
    »Selbst für mich, eine Hexe des achten Grades, war es nicht leicht, mit den Tatsachen fertig zu werden«, sagte sie mitfühlend. »Ich habe die Zusammenhänge erst allmählich begriffen. Darum, glaube ich, kann ich sie dir auch besser erklären.«
    Mythor fühlte sich in Glairs Umarmung unbehaglich. Er blickte über ihre Schulter zu Fronja, doch die hatte sich abgewandt.
    »Als du im Feuer der Zeit durch die Schattenbucht wandertest«, fuhr Glair fort, »da hast du mit jedem Schritt auch viele Monde und Jahre überbrückt, hast die Jahrhunderte zurück und wieder vorwärts durchstreift. Und du hast dort als Lava-Mann deine Spuren hinterlassen. Zu allen Zeiten hat man dich gesehen und für den MANN CAERYLL gehalten, so wie du es selbst auch getan hast. Und so hast du die Legende begründet, daß Caeryll immer in die Schattenbucht

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