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Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit

Titel: Mythor - 113 - Das Feuer der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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einmal.
    »Ich kann nicht glauben, daß dies das Feuer der Verderbnis ist«, sagte Mythor.
    Sadagar schüttelte den Kopf.
    »Es scheint sogar eine reinigende Wirkung zu haben«, sagte er und deutete in Richtung Heck, wo das Netz von Horekas Schicksalsfäden an verschiedenen Stellen aufglühte und zu Asche verfiel. »Was für ein Feuer das auch immer ist, für uns liegen seine Schrecken nicht in der Glut. Wenn Yhr uns mit Absicht auf diesen Flammenstrom geführt hat, dann sind für uns die Schrecken ganz anderer Natur. Sie liegen hinter dem Feuer. Sieh!«
    Sadagar deutete nach links. Mythor folgte der Richtung mit den Augen. Dort türmten sich die glutflüssigen Massen zu einem Berg auf, zu einem Vulkan, aus dessen Innerem weiteres Magma strömte. Die Lava floß rasend schnell die Hänge hinab und formte auf ihrem Weg seltsame Gebilde, die manchmal wie flammende Bäume aussahen, dann wiederum Bauwerken ähnelten – und dazwischen huschten flammende Gestalten hin und her.
    Das Bild zerrann so schnell wieder, wie es entstanden war.
    »Es ist fast so, als würden wir hier Zeuge von der Geburt der Welt«, sagte Mythor seltsam berührt. »Ist das nicht der Beweis, daß alles Leben aus Licht entstanden ist?«
    Sadagar zuckte nur die Schultern.
    »Ich gehe den Dingen nicht so tief auf den Grund«, sagte er. »Bevor man nach den Ursprüngen forscht, sollte man erst einmal das Gegenwärtige verstehen lernen. Aber lassen wir solche grüblerischen Gespräche. Wappnen wir uns gegen das Kommende.«
    »Du hast mir noch gar nicht erzählt, wie du nach Carlumen gekommen bist«, sagte Mythor unvermittelt.
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, antwortete Sadagar. »Du kennst Nadomirs Geschichte, sie deckt sich mit der meinen. Ich folgte seinem Hilferuf in die Götterberge. Du weißt, daß mich die Großen mittels des Hohen Rufes ohne Zeitverlust nach Sarphand brachten. Von dort begab ich mich in die Götterberge des Karsh-Landes, wo ich in die Gewalt des Caer-Priesters Brighon geriet. Der baute dort die Straße des Bösen aus, die der von Nadomir besiegte Große Alb unvollendet ließ und die der Schlange Whourp gewidmet war. Whourp ist der Yhr sehr ähnlich und entstammt derselben Schlangengrube. Es war der schrecklichste Augenblick in meinem bisherigen Leben, als ich erfuhr, daß Brighon die wahren Namen von Nadomir und mir kannte und so Macht über uns hatte. Nur so war es möglich, daß er uns der Schlange Whourp opfern konnte, die uns sozusagen verschlang und in die Schattenzone ausspie. Aber nicht zusammen, wie du weißt, sondern getrennt und weit voneinander entfernt.«
    Sadagar machte eine kurze Pause, als müsse er sich seine nächsten Worte genau überlegen.
    »Eines Tages werde ich dir meine weitere Geschichte in Einzelheiten erzählen«, fuhr er fort. »Aber noch muß ich darüber schweigen, so wie es von mir verlangt wird. Ich bin ein Nykerier und ein Steinmann, und der Dämon Catrox hat große Bedeutung für mein Schicksal. Mit diesem Wissen mußt du dich begnügen.«
    »Das muß ich wohl tun«, sagte Mythor. »Aber wie gelangtest du nach Carlumen? «
    »Caeryll hat mich hereingelegt«, sagte Sadagar. »Ich bin auf ihn hereingefallen, so wie all die anderen Söldner vor mir und nach mir – und die vielen Namenlosen, die ihr Ziel nie erreichten oder Opfer der Dunkelmächte wurden. Du kannst sie alle fragen, Joby, Tobar, die sieben Wälsenkrieger, sie alle werden dir sagen, daß sie darauf aus waren, den Schatz von Carlumen zu heben. Das Beispiel von Mokkuf zeigt deutlich, wie Caeryll verfuhr. Den ibserischen Helden erreichte er in einem Traum. Mokkufs Leibmagier Mevoir deutete den Traum so, daß der Held sich auf den Weg in die Schattenzone machen müsse, um den Schatz von Carlumen zu heben. Als er jedoch hier ankam, fand er keine Reichtümer, sondern eine Bestimmung. Der Schatz von Carlumen ist nichts anderes als ein Ideal: Der Glaube an das Gute und das Licht. Und dieser Glaube verpflichtet, mit dem Einsatz der ganzen Person gegen die Dunkelmächte zu kämpfen. Das entspringt ganz eindeutig Caerylls Lebenseinstellung als Alptraumritter. Wußtest du, daß Caeryll zu seiner Zeit einer der drei Meister dieses Ordens war?«
    »Ich habe es in seinem Erlebnisbericht gelesen«, antwortete Mythor. »Aber etwas anderes. Was du sagtest, hört sich gerade so an, als hätte Caeryll selbst das Gerücht verbreitet, daß es in Carlumen einen Schatz zu heben gäbe. Demnach versuchte er auf diese Weise Abenteurer anzulocken, um sie

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