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Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Titel: Mythor - 129 - Fluch über Nykerien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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Ampeln und Fackeln schienen ihre Glieder sprungbereit zu zucken.
    Schließlich erreichte ich den Raum, in dem Ampitric seine Geschäfte betrieb. Die Wände waren mit Fellen behangen – es waren Raubtierfelle mit seltsamen, nie zuvor gesehenen Zeichnungen, die an Augen erinnerten. Der ausgestopfte Körper eines Schneeleoparden starrte mich aus roten Augen an.
    »Tritt näher!«
    Ampitric saß auf einem Weidensessel und hatte die Beine übereinander geschlagen. Das Gesicht war geisterhaft bleich, die Augen dunkelglühend, die Haare umflossen in pechschwarzen Locken den Kopf.
    »Setz dich!«
    Es war der Schädel eines riesenhaften Tieres, den er mir als Sitzplatz zuwies. Sein Gesicht war ausdruckslos, obwohl seine Lippen zu lächeln schienen.
    »Berichte mir, was dich herführt.«
    Ich errötete. Noch war mir die Angelegenheit peinlich.
    »Es geht um Liebesdinge«, erklärte Ampitric unumwunden. »Probleme, die du verschweigst, kann ich nicht lösen.«
    »Es geht um einen Mann – genau gesagt um zwei Männer«, begann ich.
    »Nur zwei?« fragte Ampitric ohne Spott. »Und das macht dir Sorgen?«
    »Nun ja«, antwortete ich. »Es ist so, ich bin bis vor einigen Monden Dienerin der Medaya gewesen, der Schwester der Reinheit.«
    »Ich kenne die Schwester«, sagte Ampitric.
    »Ein unausstehlicher Bursche war die ganze Zeit über hinter mir her«, berichtete ich weiter. »Da war ich natürlich froh, daß mich mein Status als Dienerin vor seinen Belästigungen schützte. Dann aber ist Sadagar gekommen.«
    »Ich vermag mir zusammenzureimen, was geschehen ist«, antwortete Ampitric. »Er hat dich verführt…«
    »So ist es«, stieß ich hervor. Die Wirklichkeit hatte ein wenig anders ausgesehen, aber das mußte ich Ampitric ja nicht auf die Nase binden.
    »Wie geht die Geschichte weiter?«
    »Ich lebe jetzt mit Sadagar zusammen, aber…«
    »Das genügt dir nicht. Nun gut, nimm dir Liebhaber. Es wird dir nicht schwerfallen. Bedenke auch, eine Frau, die nicht mindestens zwei Geliebte hat, wird allgemein als reizlos und verschroben angesehen.«
    »Im Hause der Medaya wurde anders gesprochen«, erinnerte ich mich.
    »Dort war auch nicht viel los«, konterte Ampitric. »Wer ist nun der zweite Mann?«
    »Necron, aber der will nichts von mir wissen.«
    Über das wie blutleer wirkende Gesicht Ampitrics flog ein boshaftes Lächeln, das nur für einen winzigen Augenblick Bestand hatte und dann wieder einem gleichgültigen Ausdruck Platz machte.
    »Laß mich raten, Aeda«, sagte Ampitric. »Dich verdrießt zum einen die. Hartnäckigkeit, mit der Necron deine Gunst zurückweist, zum anderen vermute ich, daß Sadagar sich deiner zu sicher ist. Du willst Necrons Männerstolz brechen und gleichzeitig Sadagars Eifersucht wecken.«
    Ich nickte und senkte den Kopf, weil ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoß.
    »Das wird sich machen lassen«, erklärte Ampitric. »Wenn es nur das ist.«
    »Kommt so etwas öfter vor?«
    Ampitric lachte nur.
    »Entschieden öfter als du glaubst. Dies ist ein Land und eine Zeit der Leichtigkeit. Wenige nur gibt es, die sich selbst und anderen das Leben mit kurzgeschorener Sittenhaftigkeit verunstalten.«
    »Ich weiß nicht recht«, murmelte ich.
    »Du hast die Wahl«, erwiderte Ampitric. »Sieh dir die Sittenwächter an, mit welchen griesgrämigen Mienen sie herumlaufen. Nicht zufrieden damit, aus dem eigenen Leben jeden Spaß verbannt zu haben, müssen sie auch anderen die Lebensfreude nehmen.«
    Es war vieles wahr an dem, was Ampitric sagte, aber die Schärfe seiner Worte störte mich.
    »Du erhoffst Hilfe von mir? Willst du sie annehmen?«
    Ich nickte schwach.
    »Dann werde ich dir Hilfe zukommen lassen. Wisse, Aeda, daß ich mächtige Herren habe, deren Mittel schier unerschöpflich sind.«
    »Dämonen?«
    Ampitric lachte.
    »So werden sie von Memmen genannt. Sie verkörpern nichts weiter als einen Antrieb des Lebens, den manche nur nicht wahrhaben wollen. Sieh dir nur an, was deine Schwestern der Reinheit von dir fordern und was sie anbieten! Entsagung und Kasteiung ist es, was sie von dir fordern, als Ausgleich bieten sie dir den Genuß, tugendhaft zu sein. Tugendhaftigkeit hat noch niemanden glücklich gemacht, höchstens einsam. Vor dem Bösen wollen sie dich bewahren, als ob es etwas Böses gäbe, das nicht erst durch ihre Namensgebung dazu geworden wäre. Catrox, dessen Willen ich ausführe, bietet dir viel und fordert nichts dafür. Genieße das Leben. Erfreue dich deines

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