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Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Titel: Mythor - 129 - Fluch über Nykerien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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gestellt zu haben. Für dieses Vergehen habe ich ihn bestraft.«
    »Du?«
    »Ich«, erklärte Mythor freundlich. »Ich mache eine Rundreise durch die Schattenzone, rächend und strafend, lobend und lohnend. Ihm gab ich einen gewissen Trunk, als Strafe für seine Unverschämtheiten und seine Maßlosigkeit.«
    Corbolo starrte auf den Wein in seinem Becher.
    »Du hast es mit der dir eigenen Gedankenschnelle begriffen«, sagte Mythor freundlich. »Es ist der nämliche Trunk.«
    »Bei allen Schrecknissen der Schattenzone«, keifte Corbolo los. »Was fällt dir ein? Ich werde mich fürchterlich rächen.«
    »Dafür hast du nicht mehr viel Zeit. Die Wirkung tritt in Bälde ein.«
    Corbolo, sichtlich erschüttert, hielt sich am nächstbesten Halt fest. Es war zufällig ein Speer, und als Corbolo, vom Griffgefühl erschreckt, hochblickte; sah er in ein grimmig starres Gesicht, von einem Helm umrahmt.
    Der Pfader stieß einen heiseren Schrei aus.
    »Das wirst du nicht wagen!« krächzte er.
    »Was wage ich, wenn ich dich sühnen lasse«, fragte Mythor kalt zurück.
    »Ich habe Freunde, die mich rächen werden.«
    »Freunde?«
    Im Mark seines Selbstgefühls getroffen, verstummte Corbolo.
    »Was verlangst du von mir?« sagte er dann in einem herzzerreißenden Jammerton.
    »Du weißt es bereits«, sagte Mythor freundlich. »Ich fürchte nur, daß du nicht mehr dazu kommen wirst, uns weiterzuhelfen.«
    Nun kannte der Pfader kein Halten mehr. Hastig sprudelte er hervor, was er wußte, Mythor hatte Schwierigkeiten, sich alles zu merken, aber die wichtigsten Angaben blieben in seinem Gedächtnis haften. Corbolo redete unablässig weiter, als könne er das unvermeidliche Ende damit hinauszögern. Als er schließlich innehielt, weil er Atem schöpfen mußte, gab seine Kehle keinen Laut mehr her.
    »Du brauchst dich nicht weiter zu ängstigen«, sagte Mythor. »Wir wissen nun genug. Nimm ein Fäßchen Salz – und dann troll dich. Sieh zu, daß niemand aus der Gilde der Pfader von dieser Darbietung deiner Habgier erfährt, sonst wird es dir übel ergehen.«
    »Und der Trank?«
    »Er wird dir nicht schaden«, versetzte Mythor. Er machte eine herrische Bewegung. »Geh!«
    Verärgert und zugleich erleichtert suchte Corbolo das Weite. Er war immerhin dreist genug, noch einmal begehrlich die Hand nach Robbin auszustrecken, aber Gerrek klopfte ihm auf die Finger, und so verschwand der Pfader mit seiner Beute, murrend und maulend konnte man ihn langsam davonziehen hören.
    »Unser Kurs ist damit klar«, sagte Mythor zufrieden. »Ihr habt es gehört – wir reisen nach Nykerien.«
    Über die Gesichter der drei Steinleute flog ein zufriedenes Lächeln – während Mythor von einer düsteren Ahnung befallen wurde.
*
    »Voraus muß Nykerien liegen«, sagte Necron. Er war kaum mehr Herr seiner selbst. Seine Hände zitterten. Aeda und Sadagar erging es nicht anders.
    Carlumen hatte einen Mahlstrom durchflogen, die Düsterzone passiert und hatte nun wieder die Lichtwelt erreicht.
    Necron deutete nach oben.
    »Ich kenne diese Sterne«, sagte er heftig atmend. »Mehr als einmal haben sie mir den Kurs zur Heimat gewiesen. Ein paar Stunden noch, dann ist Nykerien erreicht.«
    Carlumen hatte zwei Tage eines sehr schnellen Fluges hinter sich, und mit jeder Stunde war die Erregung der drei Steinleute gewachsen. Nun, da Nykerien sehr bald in Sichtweite kommen mußte, war ihre Spannung fast mit Händen zu greifen.
    Mythor lächelte sanft. Er konnte die Steinleute gut verstehen – nach jahrelangem Herumirren in entlegenen Weltgegenden, nach endlos lang erscheinenden Wochen in den Schrecknissen der Schattenzone konnten sie es kaum erwarten, ihre Heimat wiederzusehen.
    »Deinen Berichten zufolge muß dieses Wasser die Silbersee sein«, sagte Mythor und wies auf das Meer, über das Carlumen hinwegglitt.
    Necron nickte.
    »In manchen Jahren wimmelt die See so von silberschuppigen Fischen, daß das Wasser wie mit Metall Übergossen glänzt«, murmelte Necron. »Daher der Name.«
    »Hm«, machte Mythor. »Jetzt sieht das Meer gar nicht silbern aus.«
    »Nicht die rechte Jahreszeit«, versetzte Necron.
    Mythor zog prüfend die Luft durch die Nase. Kam diese Ausdünstung von Carlumen? Oder stieg sie vom Meer auf?
    Es war ein eigentümlicher Geruch – er erinnerte Mythor an unterirdische Grabkammern. Moder und Fäulnis, die Nähe des Todes – das lag in diesem Geruch, der Mythor besorgt stimmte. Was kündete dieser Geruch? Betrafen diese Vorzeichen Carlumen oder

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