Nach all diesen Jahren
einstellen …“
Raoul musste sich zu seiner Überraschung eingestehen, dass ihm das tatsächlich gefallen hatte, was er nie vermutet hätte. Er hätte nie gedacht, dass es ihn glücklich machen würde, das erste zaghafte Lächeln auf dem Gesicht seines Sohnes zu sehen.
„Würde es sich um irgendein beliebiges Kind handeln, wäre es natürlich anders, aber mit Oliver …“ Er ließ den Rest des Satzes in der Luft hängen. „Und ja – natürlich hat das mein Leben durcheinandergebracht. Auf nicht unbeträchtliche Weise. Aber im Leben gibt es eben Zeiten, wo nicht alles nach Plan verläuft.“
„Wirklich? Ich hätte vermutet, das passiert nur anderen Menschen?“ Sarah lächelte etwas angestrengt. Sie erinnerte sich an seine wilden Pläne damals in Afrika. „Ich bezweifle, dass es in deinem Leben – deine Kindheit einmal ausgenommen – eine Zeit gab, wo nicht alles nach Plan verlief. Das passiert normalerweise nur, wenn man sich auf andere Menschen einlässt. Und das hast du ja tunlichst vermieden.“
Okay, ich weiche von meinem Plan ab, gestand sie sich ein. Aber sie wusste sich einfach nicht mehr zu helfen. Die letzten Wochen, in denen sie permanent seiner Anziehung ausgesetzt gewesen war, forderten ihren Tribut. Es war, als würden die Worte nur so aus ihr herausstürzen, und sie fühlte sich außerstande, sie zu stoppen.
„Nur um noch einmal auf dein Apartment zurückzukommen …“
„Herrgott! Ich weiß, du magst weder Chrom noch Stahl, weder Leder noch Marmor …“
„Darum geht es doch überhaupt nicht!“ Er will mich einfach nicht verstehen, dachte sie. „Ich rede davon, dass es darin keinerlei persönliche Note gibt!“
„Dabei kennst du es doch gar nicht ganz“, bemerkte Raoul anzüglich. „Es sei denn, du hättest heimlich mein Schlafzimmer betreten.“
„Natürlich nicht!“ Der Gedanke allein genügte, um ihr das Blut in die Wangen zu treiben. Um das zu verbergen, nahm sie einen tiefen Schluck aus ihrem Glas.
„Dann solltest du dich nicht in Allgemeinplätze versteigen. Ich hätte wirklich mehr von dir erwartet.“
„Haha. Sehr witzig, Raoul. Aber ich meine es ernst.“
„Ich auch. Es hat mir gefallen, mit Oliver zusammen zu sein. Er ist mein Sohn! Alles, was er tut, jede Regung von ihm fasziniert mich.“ Abrupt hielt Raoul inne, selbst von seinem Geständnis überrascht.
„Das rechte Wort am rechten Ort“, murmelte Sarah betont ironisch. Er brachte sie wirklich völlig aus dem Konzept. Sie atmete ein paar Mal tief durch, um sich wieder zu sammeln. „Da bin ich ja froh, dass alles so gut läuft, denn ich möchte gern ein paar Dinge ansprechen.“ Sie räusperte sich und wünschte, er würde aufhören, sie so anzustarren – mit diesen faszinierenden, dunklen Augen. „Wie du bemerkt haben dürftest, hat Oliver dich inzwischen wirklich sehr lieb gewonnen. Ehrlich gesagt, hätte ich das – in dieser kurzen Zeit – nicht für möglich gehalten.“
„Richtig.“
Sarah runzelte die Stirn. Er bringt mich wirklich völlig aus dem Konzept, dachte sie.
„Ich bin sehr froh, dass du es nicht als lästige Pflichtübung empfunden hast“, fuhr sie fort.
„Ich weiß zwar nicht, worauf du hinauswillst. Aber abwertende Bemerkungen über meine Wohnung und meinen Charakter – oder was dir sonst noch Negatives über mich einfällt –, werden nicht gerade zu einer entspannten Gesprächsstimmung beitragen.“
Sarah meinte, einen amüsierten Unterton zu hören, und sofort stellten sich ihre Nackenhaare auf. „Ich will einfach nur darauf hinaus, dass wir uns mit Oliver zusammensetzen und ihm die Situation erklären sollten. Ich bin mir nicht sicher, ob er versteht, was das für ihn bedeutet. Aber ich hoffe, er wird sich freuen. Ich meine, immerhin erwartet er inzwischen sehnsüchtig deine Besuche.“ Sie hielt inne und überlegte. „Wenn es dir lieber wäre, kann ich es ihm natürlich auch allein sagen.“
„Auf keinen Fall! Ich will es mit dir gemeinsam machen.“
„Gut. Sollen wir einen Termin vereinbaren?“
„Einen Termin vereinbaren?“ Raoul brach in schallendes Gelächter aus. „Können wir vielleicht noch förmlicher werden?“
Sarah wurde hochrot. „Ich meine ja nur … Du bist ein viel beschäftigter Mann“, sagte sie steif. „Vielleicht möchtest du den Tag festlegen.“
„Morgen.“
„Einverstanden.“
„Soll ich es in mein Blackberry eintragen?“
„Entschuldige, aber ich nehme das Ganze sehr ernst. Nachdem wir mit Oliver gesprochen
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